Es ist alles eitel von Andreas Gryphius

Gedicht im ursprünglichen Wortlaut

Du sihst/ wohin du sihst nur Eitelkeit auff Erden.
Was dieser heute baut/ reist jener morgen ein:
Wo itzund Städte stehn/ wird eine Wiesen seyn/
Auff der ein Schäfers-Kind wird spielen mit den Herden.
 
Was itzund prächtig blüht/ sol bald zutretten werden.
Was itzt so pocht vnd trotzt ist morgen Asch vnd Bein/
Nichts ist/ das ewig sey/ kein Ertz/ kein Marmorstein.
Itzt lacht das Glück vns an/ bald donnern die Beschwerden.
 
Der hohen Thaten Ruhm muß wie ein Traum vergehn.
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Soll denn das Spiel der Zeit/ der leichte Mensch bestehn?
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Ach! was ist alles diß/ was wir vor köstlich achten/
 
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Als schlechte Nichtigkeit/ als Schatten/ Staub vnd Wind;
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Als eine Wiesen-Blum/ die man nicht wider find’t.
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Noch wil was ewig ist/ kein einig Mensch betrachten!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Es ist alles eitel“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
127
Entstehungsjahr
1658
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Der Autor dieses Gedichts ist Andreas Gryphius, ein bedeutender deutscher Dichter und Dramatiker des Barock. Geboren im Jahr 1616 und gestorben 1664, spielte er eine wichtige Rolle in der deutschen Literatur des 17. Jahrhunderts. Die Zeit, in der er lebte und schrieb, war geprägt von religiösen Konflikten und Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges, was sich in seinem Werk widerspiegelt.

Beim ersten Lesen des Gedichts fällt auf, dass es eine ernste und düstere Stimmung hat. Es scheint, als ob das lyrische Ich Zweifel an der zeitlichen Dimension des Lebens und der Vergänglichkeit der Welt ausdrückt.

In einfachen Worten geht es in dem Gedicht um die Vergänglichkeit und Eitelkeit der Welt. Das lyrische Ich stellt fest, dass alles, was der Mensch auf Erden schafft, zerstört wird und vergeht. Prächtige Städte werden zu Wiesen, auf denen nur noch Schafhirten spielen. Was heute blüht, wird morgen zertreten. Nichts, auch nicht die wertvollsten Materialien wie Erz oder Marmor, ist ewig. Glück ist flüchtig und kann schnell von Leid abgelöst werden. Selbst der Ruhm großer Taten ist vergänglich wie ein Traum. Der Mensch selbst, als „Spiel der Zeit“, ist genauso vergänglich. Alles, was wir für kostbar halten, ist letztlich nichtig und vergänglich. Dennoch scheint kein Mensch das Ewige, das Unvergängliche, beachten zu wollen.

Trotz seiner Komplexität ist das Gedicht in einer recht einfachen Sprache verfasst, wobei alte Rechtschreibung und Formulierungen darauf hinweisen, dass es aus einer anderen Epoche stammt. Die Form des Gedichts besteht aus vier Strophen, von denen die ersten beiden jeweils vier Verse und die letzten beiden jeweils drei Verse haben. Das Gedicht ist in Reimen verfasst, die die Aussagen verstärken und den Lesefluss erleichtern.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Es ist alles eitel“ eine tiefe Reflexion über die Vergänglichkeit der Welt und des menschlichen Daseins darstellt. Es ist eine Aufforderung, über das Ewige und Unvergängliche nachzudenken, das oft in der Hektik des Lebens ignoriert wird. In diesem Gedicht zeigt Gryphius seine meisterhafte Fähigkeit, komplexe philosophische Gedanken in einfacher Sprache auszudrücken.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Es ist alles eitel“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Andreas Gryphius. 1616 wurde Gryphius in Glogau geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1658 zurück. Der Erscheinungsort ist Breßlau. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Barock zu. Der Schriftsteller Gryphius ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Literaturepoche des Barocks erstreckt sich über den Zeitraum von 1600 bis ungefähr 1720. Diesen Zeitraum kann man in drei weitere Abschnitte unterteilen: Spät-, Hoch- und Frühbarock. Das Zeitalter des Barocks wurde durch den Dreißigjährigen Krieg geprägt – Hunger, Seuchen, Vergewaltigung und Tod sorgten für großes Elend bei den Menschen in Europa. So verkleinerte sich die Bevölkerung in Deutschland von etwa 28 Millionen im Jahr 1615 auf 11 Millionen Menschen am Ende des Krieges im Jahr 1648. Die Epoche des Barocks zeichnet sich vorwiegend durch die Antithetik, also einem von Gegensätzen und Widersprüchen geprägtem Bewusstsein, aus. Durch die Antithetik kommt es im Barock vermehrt zur Verwendung von Gegensatzpaaren, wie zum Beispiel: Diesseits und Jenseits, Wollust und Tugend oder Weltzugewandtheit und Weltverneinung. Im Barock wurde das Lateinische von der deutschen Sprache abgelöst. Zu den wichtigen Lyrikern der Literatur des Barocks gehören: Casper von Lohenstein, Martin Opitz, Andreas Gryphius, Grimmelshausen, Paul Fleming, Caspar Ziegler, Angelus Silesius und Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau.

Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 127 Worte. Weitere Werke des Dichters Andreas Gryphius sind „An die Welt“, „An sich Selbst“ und „Auff den Sontag deß ernehrenden Versorgers / oder VII. Sontag nach dem Fest der H. Dreyeinigkeit / Marc. 8.“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Es ist alles eitel“ weitere 463 Gedichte vor.

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