Zur Wechselburg von Paul Fleming
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Grüß' euch Gott, ihr Hamadryaden, |
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grüß' euch Gott, ihr Nymphen hier, |
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ihr Napä'n und alle Gratien, |
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die ihr wohnt in der Revier! |
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Grüß' dich Gott, du unerschöpfte Lust, |
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Gott und Göttergleichen nur bewußt, |
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die du uns so lieben Willen tust! |
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O wie wol verjaget mich der Tod |
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in den Auszug aller Zier! |
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Ich bin los der blassen Furcht und Not, |
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weil ich nun kan leben hier. |
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Grüß' dich Gott, du unerschöpfte Lust, |
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Gott und Göttergleichen nur bewußt, |
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die du uns so lieben Willen tust! |
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Komm herbei, geliebter Tityrus, |
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mache fort und komm herbei, |
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und verführ mit deinem Sylvius |
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sein gewöhnliches Geschrei: |
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Grüß' dich Gott, du unerschöpfte Lust, |
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Gott und Göttergleichen nur bewußt, |
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die du uns so lieben Willen tust! |
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Höre zu, du hochgepreister Fluß; |
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höre, Mulde, höre zu! |
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Sylvius und sein Freund Tityrus |
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rufen immer ohne Ruh': |
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Grüß' dich Gott, du unerschöpfte Lust, |
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Gott und Göttergleichen nur bewußt, |
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die du uns so lieben Willen tust! |
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Streuet Pol, ihr weichen Najaden, |
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um diß euer gläserns Haus, |
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werfet Klee und bunte Tulipen, |
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rufet sämtlich vor uns aus: |
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Grüß' dich Gott, du unerschöpfte Lust, |
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Gott und Göttergleichen nur bewußt, |
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die du uns so lieben Willen tust! |
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Grüß' dich Gott, du unerschöpfte Zier!, |
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sag' ich tausentmal zu dir. |
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Grüß' dich Gott!, ruft Tityrus mit mir. |
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Wir erheben für und für: |
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Grüß' dich Gott, du unerschöpfte Lust, |
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Gott und Göttergleichen nur bewußt, |
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die du uns so lieben Willen tust! |
Details zum Gedicht „Zur Wechselburg“
Paul Fleming
6
42
234
1632
Barock
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Zur Wechselburg“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Paul Fleming. Der Autor Paul Fleming wurde 1609 in Hartenstein (Sachsen) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1632 zurück. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Barock zu. Fleming ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.
Der Barock umfasst den Zeitraum von 1600 bis 1720. Die Übersetzung des portugiesischen Wortes „barocco“ lautet „unregelmäßig geformte Perle“. Die Literaturepoche des Barocks ist durch ein bedeutendes Ereignis geprägt, dem Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648. Durch die schlechten sanitären Bedingungen konnten sich Infektionskrankheiten rasend ausbreiten. Rund dreißig Prozent der Bevölkerung kamen durch den Krieg und grassierenden Seuchen, wie etwa der Pest, ums Leben. Durch die starke Verminderung der Bevölkerung schwächte sich das wirtschaftliche Leben zunehmend ab. Die Autoren des Barocks behandelten die Gegensätze in nahezu allen Lebensbereichen. Dies wird auch als Antithetik bezeichnet. Thematisch folgten die Autoren der Antithetik und stellten in ihren Werken Gegensätze in den Mittelpunkt – etwa Jenseits und Diesseits, Schein und Sein oder Verfall und Blüte. Der Barock war die erste Epoche, die in Deutschland bewirkte, dass Literatur von nun an nicht mehr in lateinischer Sprache, sondern erstmals in deutscher Sprache veröffentlicht wurde. Eine besondere in der Zeit des Barocks bevorzugte Form der Lyrik stellte das sogenannte Sonett dar. Im Barock war der größte Teil der Literatur Gelegenheitsdichtung. Man dichtete bei Hofe als Fürstenhuldigung oder zur gehobenen Unterhaltung. Für die wohlhabende Bevölkerung schrieben Dichter zum Anlass von Beerdigungen, Taufen, Hochzeiten. Die Lyrik der Literaturepoche des Barocks wird daher auch Gesellschaftsdichtung genannt.
Das 234 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 42 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Paul Fleming ist auch der Autor für Gedichte wie „Auf des 8. Psalms Melodei“, „Nach des 6. Psalmens Weise“ und „Neujahrsode 1633“. Zum Autor des Gedichtes „Zur Wechselburg“ haben wir auf abi-pur.de weitere 366 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Paul Fleming sind auf abi-pur.de 366 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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