Hier ist Nichts denn finstre Nacht von Paul Fleming
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Hier ist Nichts denn finstre Nacht, |
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blinde Schatten, schwarze Hölen, |
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da die einversperrten Seelen |
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kaum nicht werden umgebracht. |
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O die dreimal armen Seelen, |
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die sich also müssen quälen! |
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Wer ist jener, den du siehst? |
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Ists nicht der, der nächtlich sorgend, |
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täglich traurend, allzeit borgend, |
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arm bei großem Reichtum ist? |
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Mich erbarmt der armen Seelen, |
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die sich so in ihm muß quälen. |
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Dieser sucht sein höchstes Gut |
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in der Kost und braunen Trauben, |
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kreucht mitt' Rock' und mit der Schauben, |
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tut, was Blut nimmt und den Mut. |
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Es ist leichte zu gedenken, |
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wie die Seele diß muß kränken. |
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Der, der hier so hoch trit her, |
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der ists, den die Ehrendünste |
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und die leichten Hofegünste |
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machen auf den Schein so schwer. |
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Solt' es stehn bei seiner Seelen, |
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sie würd' ihr ein Bessers wählen. |
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Was ist Plato, was Porphyr, |
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Kleobulus, Periander, |
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Simonides, Aristander |
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und der Große von Stagyr? |
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Heiden sind sie, taub an Ohren, |
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blind an Augen, große Toren. |
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Giebt mir nun die Nacht den Tag? |
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Kein Stern kan sich selbst nicht malen, |
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Phöbe selbst borgt' ihre Stralen |
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und verleiht sie, weil sie mag. |
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Sie und ihr Volk muß erblinden, |
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steigt ihr Bruder von der Inden. |
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Eitel ists und ohne Frucht, |
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was ihr Eiteln ohne Früchte |
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von früh' an bis unter Lichte |
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in den falschen Büchern sucht, |
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nur daß ihr im Reden-Kriegen |
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hinterlistig ob mögt siegen. |
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Mein Gott! Was verträgt man nicht, |
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freuret, schwitzet, fastet, wachet, |
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leidet, daß ein Andrer lachet, |
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dem es an Vernunft gebricht, |
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bis man etwas angewonet, |
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das doch endlich wenig lonet. |
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Soll mir denn ein blasses Blat |
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so verzaubern Farb' und Sinnen, |
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soll ich Schönheit heißen können, |
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was viel Runzeln macht und hat, |
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und mir durch die Pest der Schriften |
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lassen Seel' und Mark vergiften? |
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O ihr Weisen auf den Schein, |
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wer bezahlt euch Leib und Leben, |
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das ihr blicklich hin müßt geben, |
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wenn ihr so wolt weise sein? |
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Weisheit ist nicht, wie ihr denkt, |
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eine Kunst, die so zu lernen: |
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Weisheit kommt her aus den Sternen. |
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Sie ists, die der Himmel schenkt |
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und in solche Seelen senket, |
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die sich vor zu ihm gelenket. |
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Vater, der du Aller bist, |
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doch um so viel mehr der Deinen, |
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laß mir dein Licht, Selblicht, scheinen, |
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scheide Warheit von der List! |
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So wird aller Weisen Wissen |
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meiner Einfalt weichen müssen. |
Details zum Gedicht „Hier ist Nichts denn finstre Nacht“
Paul Fleming
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1609 - 1640
Barock
Gedicht-Analyse
Paul Fleming ist der Autor des Gedichtes „Hier ist Nichts denn finstre Nacht“. 1609 wurde Fleming in Hartenstein (Sachsen) geboren. Im Zeitraum zwischen 1625 und 1640 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Barock kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Fleming ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.
Die Literaturepoche des 17. und 18. Jahrhunderts, die wir heute als Barock bezeichnen, leitet sich von dem portugiesischen Wort „barocco“ ab. Das portugiesische Wort stammt ursprünglich aus dem Juwelierhandwerk und heißt auf Deutsch „schiefrunde, unregelmäßige Perle“. Die Bevölkerung Europas entwickelte sich nach dem Dreißigjährigen Krieg in unterschiedliche Richtungen. Der Krieg stellte ein besonders prägendes Ereignis der damaligen Zeit dar. Auch die Pest übte einen großen Einfluss auf die Verhältnisse der damaligen Zeit aus. Besonders Pest und Krieg in der Literaturepoche des Barocks zeigen auch ein wichtiges Merkmal auf: der Gegensatz. Auf der einen Seite Armut, Tod und Elend, auf der anderen Prunk, Glanz und Macht. So lebte die normale Bevölkerung in größtenteils bitterer Armut, während Adelige einen protzigen Lebensstil bevorzugten. Die am häufigsten eingesetzten Formen in der Lyrik waren das Sonett, die Elegie, das Epigramm und die Ode. Im Zeitalter des Barocks begannen die Dichter ihre Werke in deutscher Sprache zu verfassen. Die Dichter der Renaissance verfassten ihre Werke noch auf Lateinisch. Die Autoren gehörten in der Regel dem Gelehrtenstand an: Akademiker, Theologen, Beamte und Adelige. Berühmte Autoren des Barocks sind beispielsweise Martin Opitz, Andreas Gryphius, Daniel Caspar von Lohenstein, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau und Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen.
Das vorliegende Gedicht umfasst 377 Wörter. Es baut sich aus 12 Strophen auf und besteht aus 72 Versen. Weitere Werke des Dichters Paul Fleming sind „Wie er wolle geküsset seyn“, „Tanzlied“ und „Ein getreues Herz zu wissen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Hier ist Nichts denn finstre Nacht“ weitere 366 Gedichte vor.
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Weitere Gedichte des Autors Paul Fleming (Infos zum Autor)
- O liebliche Wangen
- Wie er wolle geküsset seyn
- Tanzlied
- Ein getreues Herz zu wissen
- In allen meinen Thaten
- Tugend ist mein Leben
- Auf die Weise des 101. Psalms
- Auf des 8. Psalms Melodei
- Nach des 6. Psalmens Weise
- Neujahrsode 1633
Zum Autor Paul Fleming sind auf abi-pur.de 366 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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