Neujahrsode 1633 von Paul Fleming
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O du zweimal wüstes Land, |
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von der Feinde bösen Hand, |
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ach, du liebes Meißen, du, |
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wie bist du gerichtet zu! |
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Deine Felder liegen bloß, |
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deine Flüsse werden groß, |
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groß von Tränen, die man geußt |
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und als Ströme fließen heißt. |
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Deine Dörfer sind verbrant, |
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deine Mauren umbgerant, |
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deine Bürger sind verzagt, |
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deine Bauren ausgejagt. |
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Aller Vorrat ist verzehrt, |
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alle Kammern ausgeleert, |
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alle Kasten sind besucht, |
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unsre Schätze hat die Flucht. |
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Du, vor aller Güter reich, |
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bist itzt einer Witben gleich; |
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wir, die Waisen, sind erschreckt |
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und mit Kummer ganz bedeckt. |
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Unser Heiland, unser Held, |
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dem wir Alles heimgestellt, |
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der uns zweimal frei gemacht, |
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den reibt auf die wilde Schlacht. |
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Der erzürnte Himmel dreut |
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wegen unsrer Sicherheit, |
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daß er uns ganz stürzen will, |
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weil uns unser Helfer fiel. |
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Zwar, wie zornig Gott auch war, |
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doch bedacht' er die Gefahr; |
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unsre Not erhielte dieß, |
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daß er uns noch siegen ließ: |
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Aber, ach der teuren Lust, |
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die uns unsern Schatz gekost! |
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unsern Nutzen und Gewin |
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reißet eine Kugel hin. |
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Unser Feind ist froh und lacht, |
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daß er uns hat Schaden bracht; |
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zweimal mehr wächst ihm der Mut |
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durch des edlen Helden Blut. |
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Gläublich ists und fast schon wahr, |
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daß er seiner Räuber Schar, |
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wie er immer kan und weiß, |
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über uns wird geben Preis. |
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Großes Kind, Emanuel, |
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wende du diß Ungefäll, |
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komme doch dem Schaden für, |
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der schon wartet vor der Tür! |
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Um ein Lachen ists geschehn, |
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um ein liebes Freundlichsehn, |
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daß dein Vater sich bedenkt |
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und uns unsre Strafen schenkt. |
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Lenke du der Feinde Mut, |
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daß sie uns einst werden gut! |
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Wo sie dieses wollen nicht, |
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so nimm uns in deine Pflicht! |
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Zeuch vor unsern Rittern aus |
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und beschütz des Sachsens Haus, |
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der für deinen Ruhm und sich |
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Alles waget williglich! |
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Kan es sein, so gib uns Rast, |
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der du Alles kanst und hast! |
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Friedefürst bist du genant; |
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bring du uns doch Frieden-Stand. |
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Und, ihr Feinde, gebt es zu, |
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setzet euch mit uns in Ruh', |
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daß wir bei der letzten Zeit |
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stehn in sichrer Einigkeit! |
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Denket, daß der Friede nährt, |
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denket, daß der Krieg verzehrt, |
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denket, daß man doch Nichts kriegt, |
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ob man schon auch lange siegt! |
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Stelle deine Schlachten ein, |
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Mars, und lerne milder sein! |
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Tu die Waffen ab und sprich: |
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Hin, Schwert, was beschwerst du mich! |
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Dieser Helm wird nütze sein, |
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daß die Schwalben nisten drein, |
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daß man, wann der Früling kömmt, |
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junge Vögel da vernimmt. |
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Und der prachen Erden Bauch |
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darf der Spieß' und Degen auch, |
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doch daß sie sehn anders aus: |
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Pflug und Spaden werden draus. |
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Trit, was schädlich ist, beiseit! |
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Hin, verdamte Pest und Streit! |
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Weg ihr Sorgen, weg Gefahr: |
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itzund komt ein neues Jahr! |
Details zum Gedicht „Neujahrsode 1633“
Paul Fleming
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437
1633
Barock
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Neujahrsode 1633“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Paul Fleming. 1609 wurde Fleming in Hartenstein (Sachsen) geboren. 1633 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Fleming ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.
Die deutsche Literaturepoche des Barock folgt auf die Epoche der Renaissance und des Humanismus und umfasst den Zeitraum von etwa 1600 bis 1720. Der Begriff leitet sich aus dem Portugiesischem ab. Der Begriff stammt aus der Juweliersprache und bedeutet „schiefrunde, seltsam geformte Perle“. Der Dreißigjährige Krieg war ein Religions- und Territorialkrieg in Europa, der für viel Elend, Zerstörung und Tod sorgte. Dazu kamen Zerfall der Wirtschaft und die Pest, welche das Unheil während des Dreißigjährigen Krieges nur noch befeuerte. Die Epoche des Barocks in der Literaturgeschichte wurde von Gegensätzen geprägt. Dabei standen vorrangig das Jenseits und das Diesseits oder der Schein und das Sein im Mittelpunkt der barocken Literatur. Von Gegensätzen geprägt war auch das Leben der Menschen. So lebte die Mehrheit der Bevölkerung in Armut, Adelige hingegen lebten einen luxuriösen und verschwenderischen Lebensstil. Die Dichter der Renaissance nutzten noch die lateinische Sprache, die Autoren der Literaturepoche des Barocks begannen, ihre Werke in deutscher Sprache zu verfassen. Bedeutende Schriftsteller des Barocks waren unter vielen anderen: Martin Opitz, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, Christian Weise und Andreas Gryphius.
Das Gedicht besteht aus 88 Versen mit insgesamt 22 Strophen und umfasst dabei 437 Worte. Der Dichter Paul Fleming ist auch der Autor für Gedichte wie „Tugend ist mein Leben“, „Hier ist Nichts denn finstre Nacht“ und „Auf die Weise des 101. Psalms“. Zum Autor des Gedichtes „Neujahrsode 1633“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 366 Gedichte vor.
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Weitere Gedichte des Autors Paul Fleming (Infos zum Autor)
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- Wie er wolle geküsset seyn
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- Ein getreues Herz zu wissen
- In allen meinen Thaten
- Tugend ist mein Leben
- Hier ist Nichts denn finstre Nacht
- Auf die Weise des 101. Psalms
- Auf des 8. Psalms Melodei
- Nach des 6. Psalmens Weise
Zum Autor Paul Fleming sind auf abi-pur.de 366 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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