Ein getreues Herz zu wissen von Paul Fleming

Ein getreues Herz zu wissen,
hat des höchsten Schatzes Preis;
Der ist selig zu begrüßen,
der ein solches Kleinod weiß.
Mir ist wohl bei höchstem Schmerz,
denn ich weiß ein treues Herz.
 
Läuft das Glücke gleich zu Zeiten
anders denn man will und meint,
Ein getreues Herz hilft streiten
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wider alles was ist feind.
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Mir ist wohl bei höchstem Schmerz,
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denn ich weiß ein treues Herz.
 
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Sein Vergnügen steht alleine
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in des andern Redlichkeit,
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Hält des andern Not für seine,
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weicht nicht auch bei böser Zeit.
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Mir ist wohl bei höchstem Schmerz,
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denn ich weiß ein treues Herz.
 
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Gunst die kehrt sich nach dem Glücke,
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Gold und Reichtum das zerstäubt,
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Schönheit läßt uns bald zurücke,
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ein getreues Herze bleibt.
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Mir ist wohl bei höchstem Schmerz,
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denn ich weiß ein treues Herz.
 
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Eins ist da sein und geschieden,
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ein getreues Herze hält,
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Giebt sich allezeit zufrieden,
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steht auf, wenn es niederfällt.
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Ich bin froh bei höchstem Schmerz,
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denn ich weiß ein treues Herz.
 
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Nichts ist süßers denn zwei Treue,
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wenn sie eines worden sein.
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Dies ist's des ich mich erfreue,
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und sie giebt ihr Ja auch drein.
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Mir ist wohl bei höchstem Schmerz,
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denn ich weiß ein treues Herz.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Ein getreues Herz zu wissen“

Autor
Paul Fleming
Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
198
Entstehungsjahr
1609 - 1640
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes „Ein getreues Herz zu wissen“ ist Paul Fleming. Der Autor Paul Fleming wurde 1609 in Hartenstein (Sachsen) geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1625 bis 1640 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Der Schriftsteller Fleming ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Literaturepoche des Barocks erstreckt sich über den Zeitraum von 1600 bis ungefähr 1720. Diesen Zeitraum kann man in drei Abschnitte unterteilen: Spät-, Hoch- und Frühbarock. Im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges wurden weite Teile des Deutschen Reiches zerstört. Die Menschen der damaligen Zeit, damals durch ein starkes soziales Gefälle zwischen Hof und Provinz geprägt, litten folglich unter den immensen Auswirkungen des Krieges. Viele Menschen starben an den Folgen der Pest und des Krieges. Die Literaturepoche des Barocks wurde davon maßgeblich beeinflusst. Die Erfahrungen mit dem Krieg und seinen dramatischen Folgen spiegeln sich in einem gegensätzlichen (antithetischen) Weltbild wider. Dies entspricht der damaligen Lebenswirklichkeit der Menschen: Das Leben der einfachen Bevölkerung war geprägt von Pessimismus und bitterer Armut, während an den Fürstenhöfen nach dem Vorbild des französischen Absolutismus Luxus und Verschwendung herrschten. In der Dichtung wird der Gebrauch solcher inhaltlichen Gegensätze als Antithetik bezeichnet. Diese Gegensätzlichkeiten lassen sich bei den Motiven des Barocks finden. In der vorhergehenden Epoche (Renaissance) waren noch viele Gedichte auf Lateinisch verfasst worden. Im Barock begann jedoch die Zeit der in deutscher Sprache verfassten Literatur. Zu den bedeutenden Autoren der Literatur des Barocks zählen beispielsweise: Martin Opitz, Casper von Lohenstein, Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, Andreas Gryphius, Paul Fleming, Caspar Ziegler, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau und Angelus Silesius.

Das Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 198 Worte. Paul Fleming ist auch der Autor für Gedichte wie „O liebliche Wangen“, „Wie er wolle geküsset seyn“ und „Tanzlied“. Zum Autor des Gedichtes „Ein getreues Herz zu wissen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 366 Gedichte veröffentlicht.

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