H. Dan. Heinsius sein Lateinischer Liebesscherz von Paul Fleming
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Mein Lieb das gabe mir, als sie mich gestern liebte, |
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ein süßes Küsselein, noch süßer als der Wein, |
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der sonst der süßste heißt. Ich, als sie diß verübte, |
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entfärbte gänzlich mich. Ich nam ihr Hälselein |
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und hing mich sehnlich dran. Ich sah in einem Sehen |
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ihr in ihr Angesicht'; ich sah ihr stetig drein |
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und hing das Haupt nach ihr. Ach, sprach ich, kans geschehen, |
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daß du, mein Leben, kanst mir Armen günstig sein? |
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Worauf sie lachend was von ihrem schönen Munde |
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aus tiefster Seelen raus, weiß noch nicht, was es war, |
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mir blies in meinen Mund. Sie bliese mehr zur Stunde, |
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noch etwas, weiß nicht was, das feucht und laulecht gar. |
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So bald ich dieses nur befund' in meinem Herzen, |
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beraubt' es mich der Seel' und aller Sinnen Kraft. |
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Daher ich, ohne Seel' und ohne mich, mit Schmerzen |
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lauf' immer hin und her in einer frembden Haft. |
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Ach Lieb, ich suche mich mit Weinen aller Enden! |
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Ach! ach! verkäufstu denn so teuer einen Kuß? |
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Ach! freilich tustu mir die Seel' und Herz entwenden, |
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nun ich in deiner Seel' und Herzen leben muß. |
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Ach! wein' ich oder nicht? Was soll ich doch beginnen? |
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Mit Tränen sie doch nicht erweichet werden kan, |
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sie nehret sich vielmehr von meinem Thränenrinnen. |
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Ich will umb einen Kuß sie freundlich sprechen an. |
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Ich will sie sehen an, ich will fort immer weiden |
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in ihrem Odem mich, sie in dem meinen sich. |
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So werd' ich meine Seel' antreffen voller Freuden, |
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so oft ich ihrer muß begeben gänzlich mich. |
Details zum Gedicht „H. Dan. Heinsius sein Lateinischer Liebesscherz“
Paul Fleming
1
28
252
1631
Barock
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „H. Dan. Heinsius sein Lateinischer Liebesscherz“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Paul Fleming. Der Autor Paul Fleming wurde 1609 in Hartenstein (Sachsen) geboren. Im Jahr 1631 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Barock kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Fleming handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.
Der die Jahre 1600 bis 1720 umfassende Zeitraum gilt als Epoche der Barockliteratur, die sich im deutschen Sprachraum während und nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) entfaltete. Als Epochenbezeichnung wird das aus dem Portugiesischen stammende Wort „Barock“ erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts genutzt. Das Leben der Menschen war geprägt vom Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) und der Pest. Die Menschen lebten in schwierigen Verhältnissen. Adelige lebten einen luxuriösen Lebensstil, wohingegen das normale Volk in bitterer Armut lebte. Die Fürsten wollten immer mehr Einfluss auf Lebensstil und Erziehung gewinnen. Bauernaufstände und Unruhen führten jedoch zu einem Umdenken der Menschen und zu einem wachsendem Selbstbewusstsein. Vornehmlich Pest und Krieg in der Zeit des Barocks zeigen auch ein gewichtiges Merkmal auf: der Gegensatz. Auf der einen Seite Armut, Tod und Elend, auf der anderen Macht, Prunk und Glanz. So lebte die einfache Bevölkerung in Armut, während Adelige einen protzigen Lebensstil bevorzugten. In der Dichtung des Barocks trat die deutsche an die Stelle der lateinischen Sprache, welche die Sprache der bedeutendsten deutschen Lyriker im 16. Jahrhundert gewesen war. Dessen ungeachtet war weiterhin die Elite Träger der Literatur. Zu den berühmten Dichtern der Literaturepoche des Barocks zählen: Casper von Lohenstein, Martin Opitz, Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, Andreas Gryphius, Caspar Ziegler, Paul Fleming, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau und Angelus Silesius.
Das Gedicht besteht aus 28 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 252 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Paul Fleming sind „In allen meinen Thaten“, „Tugend ist mein Leben“ und „Hier ist Nichts denn finstre Nacht“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „H. Dan. Heinsius sein Lateinischer Liebesscherz“ weitere 366 Gedichte vor.
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Weitere Gedichte des Autors Paul Fleming (Infos zum Autor)
- O liebliche Wangen
- Wie er wolle geküsset seyn
- Tanzlied
- Ein getreues Herz zu wissen
- In allen meinen Thaten
- Tugend ist mein Leben
- Hier ist Nichts denn finstre Nacht
- Auf die Weise des 101. Psalms
- Auf des 8. Psalms Melodei
- Nach des 6. Psalmens Weise
Zum Autor Paul Fleming sind auf abi-pur.de 366 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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