Aus dem Alziat über die Farben von Paul Fleming

Die schwarze Farbe steht zu schwarzen Traurigkeiten; dieselbe brauchen wir, wenn wir den Sarg begleiten.
Weiß zeigt die Sinnen an, die ohne Falschheit sein;
drum sein die weißen Röck' euch Priestern so gemein.
Grün lehrt uns, daß man hofft; sonst pfleget man zu sagen,
die Sache grüne noch, so oft es umgeschlagen.
Gelb ist Begierde voll; sie ist der Bühler'n gut
und denen Hoffnung stets, was sie begehren, tut.
Rot ist Soldaten hold und zeuget frisch Geblüte,
wie an den Knaben auch ein züchtiges Gemüte.
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Blau ist der Schiffer Art und die, der Andacht voll,
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gen Himmel stetigs sehn, daß sie Gott hören soll.
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Das Goldgelb' ist vor Schlecht' und Feuerrot imgleichen;
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die Kapuziner sicht man so hereinher schleichen.
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Wer Liebeseifer voll und tief in Angst muß gehn,
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dem soll das Dunkelrot am allerbesten stehn.
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Violbraun zieret den, der in Vergnügen lebet
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und, was das Glücke giebt, mit nichten widerstrebet.
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Der Sinnen sind so viel', so viel' der Farben sein:
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ein ieder liebet das, was er ihm bildet ein.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Aus dem Alziat über die Farben“

Autor
Paul Fleming
Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
19
Anzahl Wörter
169
Entstehungsjahr
1609 - 1640
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes „Aus dem Alziat über die Farben“ ist Paul Fleming. Geboren wurde Fleming im Jahr 1609 in Hartenstein (Sachsen). Das Gedicht ist in der Zeit von 1625 bis 1640 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Bei Fleming handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die europäische Stilepoche des 17. und 18. Jahrhunderts, die wir heute als Barock bezeichnen, leitet sich aus dem Portugiesischen ab. Das portugiesische Wort stammt ursprünglich aus dem Juwelierhandwerk und heißt auf Deutsch „unregelmäßige, schiefrunde Perle“. Durch die Pest starben ca. 30 % der Bevölkerung. Auch der Dreißigjährige Krieg führte zu einem politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verfall in Deutschland. Dennoch lebten die Fürsten einen luxuriösen und ausschweifenden Lebensstil vor. Sie nutzten das Durcheinander nach dem Krieg, um eine Neuordnung der Territorien vorzunehmen und ihre Macht weiter auszubauen und zu festigen. Die Dichter des Barocks betrachteten in ihren Werken die Gegensätze in nahezu allen Lebensbereichen. Das bezeichnet man auch als Antithetik. Thematisch folgten die Dichter der Antithetik und stellten in ihren Werken Gegensätze in den Vordergrund – etwa Jenseits und Diesseits, Schein und Sein oder Blüte und Verfall. Die Zeit des Barocks stellte einen Wandel von lateinischer zu deutscher Literatur dar. Die bedeutsamste Literaturform des Barocks war dabei die Lyrik. Das Sonett war die häufigste Gedichtform, die genutzt wurde. Dichter und Werke dieser Zeit sind vielzählig. Andreas Gryphius, Martin Opitz oder Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen sind unverkennbare Vertreter der Zeit des Barocks.

Das 169 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 19 Versen mit nur einer Strophe. Weitere Werke des Dichters Paul Fleming sind „O liebliche Wangen“, „Wie er wolle geküsset seyn“ und „Tanzlied“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Aus dem Alziat über die Farben“ weitere 366 Gedichte vor.

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