Über seinen Traum von Paul Fleming

Ists müglich, daß sie mich auch kan im Schlafe höhnen?
Wars noch nicht gnung, daß ich mich wachend nach ihr sehnen
und so bekümmern muß, im Fall' sie nicht ist hier?
Doch sie ist außer Schuld. Du, Morpheu, machtest dir
aus mir ein leichtes Spiel! Der alte Schalk, der liefe,
indem ich, gleich wie sie, frei aller Sorgen schliefe.
Er drückt' ihr schönes Bild in einen Schatten ab
und bracht' es mir so vor. Die liebe Schönheit gab
der Seelen ihren Geist. Sie fingen sich zu lieben,
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zu sehn, zu küssen an. Die süßen Freunde trieben
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ihr schönes Tun mit sich so herzlich und so viel,
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bis daß, indem der Geist noch hat sein Liebesspiel
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und in dem Schatten scherzt, mein matter Leib erwachet.
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Das Bild, in dem er sich noch so ergetzlich machet,
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fleugt ganz mit ihm darvon und kehrt an seinen Ort.
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Was tu' ich Armer nun? Die Seele, die ist fort,
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mein Leib lebt auf den Schein. Wie wird mirs doch noch gehen?
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Sag' ichs ihr oder nicht? Sie wirds doch nicht gestehen.
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Wer, o wer wird mich denn entnehmen dieser Last?
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Ach, Schwester, fühlst du nicht, daß du zwo Seelen hast?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.7 KB)

Details zum Gedicht „Über seinen Traum“

Autor
Paul Fleming
Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
195
Entstehungsjahr
1635
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Über seinen Traum“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Paul Fleming. Der Autor Paul Fleming wurde 1609 in Hartenstein (Sachsen) geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1635. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Barock zuordnen. Fleming ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Literaturepoche des Barock folgt auf die Epoche der Renaissance und des Humanismus und umfasst den Zeitraum von etwa 1600 bis 1720. Der Begriff leitet sich aus dem Portugiesischem ab. Der Begriff stammt aus der Juweliersprache und bedeutet so viel wie„seltsam geformte, schiefrunde Perle“. Durch die Pest starben etwa 30 % der Bevölkerung. Auch der Dreißigjährige Krieg führte zu einem wirtschaftlichen, politischen und sozialen Verfall in Deutschland. Dennoch lebten die Fürsten einen luxuriösen und ausschweifenden Lebensstil vor. Sie nutzten das Durcheinander nach dem Krieg, um eine Neuordnung der Gebiete vorzunehmen und ihre Macht auszubauen und zu festigen. Die Erfahrungen mit dem Krieg und seinen dramatischen Folgen spiegeln sich in einem gegensätzlichen (antithetischen) Weltbild wider. Dies entspricht der damaligen Lebenswirklichkeit der Menschen: Das Leben der einfachen Bevölkerung war beeinflusst von Pessimismus und bitterer Armut, während bei den Adeligen nach dem Vorbild des französischen Absolutismus Luxus und Verschwendung herrschten. In der Dichtung wird die Nutzung solcher inhaltlichen Gegensätze als Antithetik bezeichnet. Diese Gegensätzlichkeiten lassen sich bei den Motiven des Barocks finden. Die Dichter der Renaissance nutzten noch die lateinische Sprache, die Autoren des Barock begannen, ihre Werke in Deutsch zu veröffentlichen. Die wichtigen Vertreter der Lyrik der Barockzeit sind Martin Opitz, Paul Fleming, Christian Hofmann von Hofmannswaldau, Andreas Gryphius, Johann Christian Günther, Simon Dach, Friedrich von Logau und Angelus Silesius.

Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 195 Worte. Die Gedichte „Tanzlied“, „Ein getreues Herz zu wissen“ und „In allen meinen Thaten“ sind weitere Werke des Autors Paul Fleming. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Über seinen Traum“ weitere 366 Gedichte vor.

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