Auf Herrn Christof Schürers, Phil. et Theol. Stud., Leichbegängnüß von Paul Fleming
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Preis der Jugend, Lob der Stadt, |
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Zier des Stammes und der Deinen, |
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Wohnhaus mancher Wissenheit, |
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Vieler Freude vor, nun Leid, |
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o du Ursach unserm Weinen, |
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das kein Endmal weiß noch hat! |
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War nun diß des Himmels Schluß, |
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daß er dich mit Gaben schmückte, |
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die sonst nicht gemeine sind, |
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und doch allzu gar geschwind' |
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in den Ort der Stille schickte, |
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welchem Alles werden muß? |
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Phöbus sah dich günstig an, |
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die gelehrten Kastalinnen |
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zeigten dir den Helikon, |
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Plato hieß dich deinen Sohn, |
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und Porphyr wird zeugen können, |
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was er schon an dir getan. |
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Wer dich sahe, liebte dich |
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hoch um Schönheit, mehr um Tugend, |
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so vor billich Allem geht, |
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ob sie gleich zurücke steht |
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bevorab bei unsrer Jugend, |
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so für sie mehr liebet sich. |
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Itzo war es fast nun Zeit, |
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daß du deiner Reisen Zügel |
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ließest schießen durch die Welt, |
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da dir schon war fürgestellt |
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durch der Sinnen schnelle Flügel |
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was sich hoch hält weit und breit, |
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als vor diesem denn getan |
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dein so weit gewes'ner Bruder. |
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Keiner wird berühmt und groß, |
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welcher liebt der Mutter Schoß |
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für die Reisen, Pferd' und Ruder. |
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Wer nichts wagt, der wird kein Man. |
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Dieses war dein Wundsch und Sin. |
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Dem nur war es nicht versehen, |
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der sein Ja zu Allem spricht, |
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wenn es uns soll fehlen nicht. |
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»Nein«, sagt' er: »diß soll geschehen!« |
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und gab dich den Parzen hin. |
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Wie der kecke Rosenkopf |
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seinen jungen Hals erhebet, |
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weil der Blumen Wirt, der West, |
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ihn noch mit sich bulen läßt, |
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bald doch vor dem Nord erbebet |
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und hängt ab den welken Knopf: |
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so war deines Lebens Zier, |
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junger Schürer! Deine Blüte |
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war ein kurzer Blumenschein, |
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der bald kömt und bald geht ein. |
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Nur dein feuriges Gemüte |
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funkelt noch bei uns nach dir. |
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Und was ist es Neues doch |
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in der frischen Jugend sterben? |
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Polyxene ward nicht alt; |
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Alexander ginge bald; |
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mancher Held muß zeitlich erben |
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für den Dank ein finster Loch. |
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Wol dem, der nicht lang' ist hier! |
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Argie kunt' ihren Kindern |
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etwas Bessers bitten nicht. |
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Was dir hie zu kurz geschicht |
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und uns deucht dein Recht zu mindern, |
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das ersetzt der Himmel dir. |
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Neunmal hat nun Phöbe gleich |
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ihre Hörner eingezogen |
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und die Nächte blind gemacht, |
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seit die gabe gute Nacht, |
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der du itzt bist nachgeflogen |
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in das lichte Sternenreich. |
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Wo der blanke Milchweg sich |
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in den Himmelsfeldern zeiget, |
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da eilt sie entgegen dir |
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mit so sehnlicher Begier. |
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Schaue, wie sie sich dir neiget, |
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wie sie sieht so gerne dich! |
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Katharine, küss' ohn' Zahl, |
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küsse die entfärbten Wangen |
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und den halb noch toten Mund |
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deines Bruders, der itzund |
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dir gleich kömmt entgegen gangen |
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in den nochgestirnten Saal! |
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Hier ist der, der dich so sucht |
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und noch nirgends hat gefunden, |
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bis er selbst verloren sich. |
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Der so ist erbläst auf dich, |
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kan genießen dieser Stunden |
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seines Suchens süßen Frucht. |
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Selge zwei, ihr habet euch |
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und schwebt in den heilgen Flammen! |
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Wir gehn irre doch allhier, |
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bis ein iedes, gleichwie ihr, |
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mit den Seinen kömmt zusammen |
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in das euch itzt eigne Reich. |
Details zum Gedicht „Auf Herrn Christof Schürers, Phil. et Theol. Stud., Leichbegängnüß“
Paul Fleming
16
96
495
1633
Barock
Gedicht-Analyse
Paul Fleming ist der Autor des Gedichtes „Auf Herrn Christof Schürers, Phil. et Theol. Stud., Leichbegängnüß“. Geboren wurde Fleming im Jahr 1609 in Hartenstein (Sachsen). 1633 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Fleming ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.
Die europäische Stilepoche des 17. und 18. Jahrhunderts, die wir heute als Barock bezeichnen, leitet sich von dem portugiesischen Wort „barocco“ ab. Das portugiesische Wort stammt ursprünglich aus dem Juwelierhandwerk und heißt auf Deutsch „unregelmäßige, schiefrunde Perle“. Der Dreißigjährige Krieg war ein Religions- und Territorialkrieg in Europa, der für viel Elend, Zerstörung und Tod sorgte. Dazu kamen Zerfall der Wirtschaft und die Pest, welche das Unheil während des Dreißigjährigen Krieges nur noch verschärfte. Krieg und Elend lösten in der Bevölkerung ein starkes Bewusstsein der eigenen Vergänglichkeit aus. Im Gegensatz dazu lebten die absolutistischen, alleinigen Herrscher in verschwenderischem Luxus und ließen sich Schlösser voller Prunk bauen. Diese Gegensätze von Lebenslust und Todesangst bzw. Luxus und Armut spiegelten sich ebenfalls in der Barockliteratur wider. In der Dichtung wird die Verwendung solcher inhaltlichen Gegensätze als Antithetik bezeichnet. Unter den Literaturgattungen genossen die Lyrik in Form von Sonetten, Liedern oder Oden, die Epik in Form des Romans und das Drama einen Aufschwung. Während die Dichter der Renaissance vorwiegend auf Latein, der Sprache der Wissenschaft, schrieben, war man nun bestrebt, sich dem Deutschen zu widmen. Im Zeitalter des Barocks war der größte Teil der Literatur Gelegenheitsdichtung. Man schrieb bei Hofe als Fürstenhuldigung oder zur gehobenen Unterhaltung. Für wohlhabende Bevölkerungsschichten schrieben Dichter zum Anlass von Beerdigungen, Taufen oder Hochzeiten. Die Lyrik der Literaturepoche des Barocks wird deswegen auch Gesellschaftsdichtung genannt.
Das 495 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 96 Versen mit insgesamt 16 Strophen. Paul Fleming ist auch der Autor für Gedichte wie „Nach des 6. Psalmens Weise“, „Neujahrsode 1633“ und „Auf die seligmachende Geburt unsers Erlösers Jesu Christi“. Zum Autor des Gedichtes „Auf Herrn Christof Schürers, Phil. et Theol. Stud., Leichbegängnüß“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 366 Gedichte vor.
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