Auf Herrn Martin Schörkels und Jungfrau Margarethen Putschers Hochzeit von Paul Fleming
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Schöne Nacht, gewündschte Schatten, |
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kommt doch, kommet doch von Statten, |
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eilt doch, eilet doch anher! |
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Ja, ihr eilet, ja, ihr kommet! |
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Nun ist hier, was beiden frommet, |
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nun ist hin, was war Beschwer. |
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Gebt uns, was kömmt aus Idumen, |
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gebt uns junge Safranblumen, |
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Himmelsschlüsseln, Roßmarin, |
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daß wir sie den lieben Zweien, |
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den geliebten zweien Treuen |
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streuen auf ihr Lager hin! |
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Dieses, dieses sind die Stunden, |
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da ihr Alles habt empfunden, |
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trautes Paar, was ihr begehrt. |
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Was in sechsmal vierzehn Tagen |
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euch gewesen süße Plagen, |
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hat euch eine Nacht gewährt. |
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Nemlich itzund war zu freien, |
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da man Alles sich verneuen |
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und wie Hochzeit machen sicht, |
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da nun in erwärmter Erden |
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alle Sachen rege werden, |
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wie bei Bulern auch geschicht. |
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Die verlebte Welt wird jünger |
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und streicht mit verliebtem Finger |
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ihre Runzeln von der Haut. |
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Seht, seht, wie sie aus den Feldern, |
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aus den Auen, aus den Wäldern |
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mit verbulten Augen schaut! |
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Sie schaut nach dem lieben Freier, |
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der uns bringt ein neues Heuer, |
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der sich ihr schon anvertraut |
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und in ihre Glieder dringet. |
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Unser Bräutgam wird verjünget |
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in der Schoß der schönen Braut. |
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Gleiches Paar, doch nicht an Jahren! |
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Ihr laßt uns an euch erfahren, |
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daß auch Ungleich gleiche sei. |
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Doch wer fraget nach den Jahren? |
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Was sich soll, das muß sich paaren. |
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Lieb' ist hier, wie allzeit, frei. |
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Wenn sich ein Paar Liebe küssen, |
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und mit halbgemachten Bissen |
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Mund mit Munde lieblich ringt, |
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daß die küssenden Korallen |
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etwas lassen widerschallen, |
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das den Sternen gleiche klingt: |
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da verlaufen sich die Seelen |
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in die unerforschten Hölen |
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und verwirren sich in sich. |
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In den zimmetsüßen Kehlen, |
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da geschiehet das Vermählen, |
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das uns wundert ewiglich. |
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Zwei vermengte Lüfte machen |
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einen Geist, der große Sachen, |
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doch in kleinem Halle sagt, |
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Sachen, die nur ihr besinnet |
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und doch Keinem sagen könnet, |
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der euch um dieselben fragt. |
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In demselben lieben Leben |
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werdet ihr nicht wissen eben, |
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bei euch stets, stets von euch weit, |
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ob ihr schlafend oder wachend, |
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ob ihr weinend oder lachend |
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oder aus euch selbsten seid. |
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Die gestirnten Himmelsscheiben |
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wollen gleich als stehen bleiben |
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über euch und eurer Zier. |
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Tausent', tausent' kleiner Wächter |
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treiben ein sehr laut Gelächter |
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euch zu Ehren für und für. |
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Geht, Verliebte, teilt die Flammen! |
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Der euch itzund giebt zusammen, |
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fürder' eurer Liebe Lauf! |
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Des ersuchten Himmels Segen |
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wird sich mit euch niederlegen, |
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schlafen, wachen und stehn auf. |
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Wenn der weitgepreiste Garten |
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keiner Blumen mehr wird warten, |
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wenn das Pomeranzenhaus |
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grau von Frost und Schnee wird stehen, |
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denn soll eine Blum' aufgehen |
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und mit Freuden blühen aus. |
Details zum Gedicht „Auf Herrn Martin Schörkels und Jungfrau Margarethen Putschers Hochzeit“
Paul Fleming
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416
1632
Barock
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Auf Herrn Martin Schörkels und Jungfrau Margarethen Putschers Hochzeit“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Paul Fleming. Im Jahr 1609 wurde Fleming in Hartenstein (Sachsen) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1632 zurück. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Barock kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Fleming ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.
Barock stammt vom portugiesischen Wort „barroco“ ab und bedeutet so viel wie „schiefrunde Perle“. Die Bezeichnung für barock als Adjektiv wurde zunächst abwertend gebraucht. Der Begriff Barock als Epochenbezeichnung setzte sich erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts durch und gibt der Literaturepoche zwischen 1600 und 1720 den Namen. Durch die Pest starben etwa 30 % der Bevölkerung. Auch der Dreißigjährige Krieg führte zu einem sozialen, wirtschaftlichen und politischen Verfall im Deutschen Reich. Dennoch lebten die Fürsten einen ausschweifenden und überaus luxuriösen Lebensstil vor. Sie nutzten das Durcheinander nach dem Krieg, um eine Neuordnung der Territorien vorzunehmen und ihre Macht auszubauen und zu festigen. Krieg und Elend lösten in der niederen Bevölkerung ein Bewusstsein der eigenen Vergänglichkeit aus. Im Gegensatz dazu lebten die alleinigen, absolutistischen Herrscher in pompösen Luxus und ließen sich Schlösser voller Prunk bauen. Diese Gegensätze von Lebenslust und Todesangst bzw. Luxus und Armut spiegelten sich ebenfalls in der Literatur wider. In der Dichtung wird die Verwendung solcher inhaltlichen Gegensätze als Antithetik bezeichnet. Im Barock wurde das Lateinische von der deutschen Sprache abgelöst. Die wichtigen Vertreter der Lyrik im Barock sind Martin Opitz, Paul Fleming, Christian Hofmann von Hofmannswaldau, Andreas Gryphius, Simon Dach, Johann Christian Günther, Friedrich von Logau und Angelus Silesius.
Das vorliegende Gedicht umfasst 416 Wörter. Es baut sich aus 14 Strophen auf und besteht aus 84 Versen. Die Gedichte „Auf die Weise des 101. Psalms“, „Auf des 8. Psalms Melodei“ und „Nach des 6. Psalmens Weise“ sind weitere Werke des Autors Paul Fleming. Zum Autor des Gedichtes „Auf Herrn Martin Schörkels und Jungfrau Margarethen Putschers Hochzeit“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 366 Gedichte vor.
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Zum Autor Paul Fleming sind auf abi-pur.de 366 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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