Auf eine adeliche Hochzeit von Paul Fleming
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Zwar ich muß von fernen schauen, |
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wie man euch itzund wird trauen, |
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wie man euch wird legen bei, |
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und den Tag der süßen Freuden |
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muß ich wider Willen meiden, |
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weit von euch, ihr liebsten zwei. |
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Gott und Glücke heißt mich reisen, |
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dieses, was wir hier hör'n preisen, |
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selbst zu sehen anderweit. |
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Euch heißt Gott und Glücke freien, |
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die es lassen wol gedeien, |
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was ihr Zwei Eins worden seid. |
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Doch soll dieses Liedlein gehen |
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und vor eurer Tafel stehen |
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und erheben seinen Ton, |
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den Ton, den die Libethrinnen |
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und die süßen Kastalinnen |
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singen auf dem Helikon. |
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Hymen, Venus und der Knabe, |
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der die Lieben führt zu Grabe, |
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da nichts als der Tod bleibt tot, |
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die begleiten sie, die Lieben, |
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die sich freuen und betrüben |
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über der nun nahen Not. |
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Seht, sie geht, die Braut, die schöne! |
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Die so manche Ritters-Söhne |
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auserwählt, kriegt Einer nun, |
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Einer, den der Himmel liebet, |
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der sich ihr in Lust ergiebet, |
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soll in ihren Armen ruhn. |
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Edles Paar an Blut und Gaben, |
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nehmt nun, was ihr könnet haben, |
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nehmt und gebet, gebt und nehmt! |
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Edles Paar an gleicher Tugend, |
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pfleget eurer frischen Jugend, |
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der sich alle Lust bequemt! |
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Teilt, vermischt, vermehrt das Feuer, |
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das der Himmel, euer Freier, |
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in euch Beiden angesteckt, |
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daß aus dieser Liebesflamme |
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eurem hochgepreisten Stamme |
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eine neue werd' erweckt! |
Details zum Gedicht „Auf eine adeliche Hochzeit“
Paul Fleming
7
42
216
1633
Barock
Gedicht-Analyse
Paul Fleming ist der Autor des Gedichtes „Auf eine adeliche Hochzeit“. Der Autor Paul Fleming wurde 1609 in Hartenstein (Sachsen) geboren. Im Jahr 1633 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Fleming handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.
Die Literaturepoche des Barock folgt auf die Epoche des Humanismus und der Renaissance. Sie umfasst den Zeitraum von etwa 1600 bis 1720. Der Begriff leitet sich von dem portugiesischen Wort „barocco“ ab. Der Begriff stammt aus der Juweliersprache und bedeutet so viel wie„seltsam geformte, schiefrunde Perle“. Durch die Pest starben ca. 30 % der Bevölkerung. Auch der Dreißigjährige Krieg führte zu einem wirtschaftlichen, sozialen und politischen Verfall im Deutschen Reich. Dennoch lebten die Fürsten einen luxuriösen und ausschweifenden Lebensstil vor. Sie nutzten das Durcheinander nach dem Dreißigjährigen Krieg, um eine Neugliederung der Territorien vorzunehmen und ihre Macht weiter auszubauen und zu festigen. Die Autoren der Literaturepoche des Barocks thematisierten die Gegensätze in nahezu allen Lebensbereichen. Das wird auch als Antithetik bezeichnet. Inhaltlich folgten die Autoren der Antithetik und stellten in ihren Werken Gegensätze in den Vordergrund – etwa Jenseits und Diesseits, Schein und Sein oder Blüte und Verfall. Die Literaturepoche des Barocks war die erste Epoche, die in Deutschland zur Folge hatte, dass Literatur von nun an nicht mehr auf Latein, sondern erstmals auf Deutsch veröffentlicht wurde. Eine besondere zur Zeit des Barock präferierte Form der Lyrik stellte das sogenannte Sonett dar. Wichtige Vertreter für die Zeit des Barocks waren unter vielen anderen: Martin Opitz, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, Andreas Gryphius, Christian Weise und Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen.
Das vorliegende Gedicht umfasst 216 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 42 Versen. Weitere Werke des Dichters Paul Fleming sind „Tugend ist mein Leben“, „Hier ist Nichts denn finstre Nacht“ und „Auf die Weise des 101. Psalms“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Auf eine adeliche Hochzeit“ weitere 366 Gedichte vor.
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- Hier ist Nichts denn finstre Nacht
- Auf die Weise des 101. Psalms
- Auf des 8. Psalms Melodei
- Nach des 6. Psalmens Weise
Zum Autor Paul Fleming sind auf abi-pur.de 366 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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