Hirtenlied auf eines Freundes in der Moskow gehaltener Hochzeit von Paul Fleming
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Florian, der gute Pfeifer, |
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ging um Rußlands größte Stadt, |
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als von Kälte wurde steifer |
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Alles, was den Namen hat, |
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und so lang' er fingern kunte, |
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sang er, wie er stets begunte: |
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»Her, Palemon, her, Florelle, |
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her, Amynt, her, Sylvius! |
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Melibeus, her zur Stelle! |
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Singt mir Eins auf Tityrus! |
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Tityrus aus unsrem Orden, |
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der ist heute Bräutgam worden! |
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Tityrus ist Bräutgam worden, |
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Tityrus, der fromme Man. |
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Osten, Westen, Süd und Norden, |
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blaset unsern Nachbarn an, |
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unser Nachbar, der sich heute |
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dir, Kupido, giebt zur Beute! |
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Mein! wer ist denn seine Liebe? |
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Sie ists, unsre Dorile, |
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die sein lieb Gedächtnüß schriebe |
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oft zu Winters in den Schnee, |
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die oft schnitt' an manchen Eichen |
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ihres Liebsten Namenszeichen. |
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Er, der König unsrer Flüsse, |
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hebt sein schilficht Haupt empor, |
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tut für Freuden stärkre Güsse, |
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als er nie getan zuvor, |
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und, als man uns glauben machet, |
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hat er dreimal laut gelachet. |
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Die erfreuten Heerden springen, |
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das verlebte Jahr wird jung, |
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die gelehrten Vögel singen, |
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Wald und Feld ist auf dem Sprung', |
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und die Schoß der alten Erden |
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will aufs Neue schwanger werden. |
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Sie streicht mit verliebtem Finger |
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ihre Runzeln von der Haut. |
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Au' und Gärten werden junger |
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zu Gefallen unsrer Braut. |
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Zu Gefallen beiden Lieben |
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liebt was Liebe nur kan üben. |
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Ein Zweig bulet mit dem andern. |
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Die erhitzte Wasserschaar |
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sieht man an den Ufern wandern, |
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hier ein Pärlein, dort ein Paar. |
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Was tun anders Flüss' in Flüssen, |
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als daß sie uns lehren küssen? |
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Hier scheußt Münze, da Lavendel, |
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dort berühmter Dorant auf; |
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bunter Klee, gesunder Quendel |
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kömmt gesprossen Hauf' auf Hauf'. |
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Auf den Feldern, auf den Auen |
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ist nichts als der Mai zu schauen. |
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Freiet wol, ihr neuen Freier! |
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Laßt nichts nach als uneins sein! |
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Gott, der halte diß sein Feuer, |
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eure Liebe, stets im Schein'! |
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Unser Vorrat, Vieh und Weide |
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soll auch stets sein vor euch beide. |
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Laßt den bleichen Neid nur treiben, |
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wo sein leichter Wind hin will! |
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Bauren können vor ihm bleiben, |
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er hat viel ein hoher Ziel. |
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Einfalt ists, die Hirten nützet |
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und sie vor der Mißgunst schützet. |
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Daß ihr unser mögt gedenken, |
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so soll unser Ieder euch |
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einen feisten Hammel schenken. |
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Pan der mach' euch zeitlich reich! |
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Ewig wird euch der versorgen, |
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der uns stets bringt neue Morgen.« |
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Und mit dem war ihm erstarret |
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Hand und Wind und Wort darzu. |
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»Ei«, sprach Dorile, »so harret, |
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nehmt euch doch bei uns die Ruh'! |
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Ich will meinen lieben Gästen |
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heinte geben was zum Besten.« |
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Wol! Sie waren des zufrieden, |
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kunten sie was machen draus. |
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Tityrus nam einen Ieden, |
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und zoh' in sein neues Haus |
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zu Erwärmung ihrer Glieder |
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alle die gesammten Brüder. |
Details zum Gedicht „Hirtenlied auf eines Freundes in der Moskow gehaltener Hochzeit“
Paul Fleming
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1636
Barock
Gedicht-Analyse
Paul Fleming ist der Autor des Gedichtes „Hirtenlied auf eines Freundes in der Moskow gehaltener Hochzeit“. Der Autor Paul Fleming wurde 1609 in Hartenstein (Sachsen) geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1636 entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Barock zuordnen. Fleming ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.
Als Literatur des Barocks wird in der deutschen Literaturgeschichte seit etwa 1800 die literarische Produktion in Europa im Zeitraum zwischen etwa 1600 und 1720 bezeichnet. Der Begriff „Barock“ stammt aus dem Portugiesischen und bedeutet so viel wie schiefrunde, seltsam geformte Perle. Das Leben der Menschen der damaligen Zeit war geprägt von der Pest und dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648). Die Menschen lebten in schwierigsten Verhältnissen. Adelige erlaubten sich hingegen einen luxuriösen Lebensstil, wohingegen das normale Volk von Armut geplagt war. Die Fürsten wollten immer mehr Einfluss auf Lebensstil und Erziehung gewinnen. Bauernaufstände und Unruhen führten zu einem langsamen Umdenken der Menschen und zu einem zunehmenden Selbstbewusstsein. Insbesondere Krieg und Pest in der Literaturepoche des Barocks zeigen auch ein bedeutendes Merkmal auf: der Gegensatz. Auf der einen Seite Armut, Tod und Elend, auf der anderen Prunk, Glanz und Macht. So lebte die einfache Bevölkerung in bitterer Armut, während Adelige einen protzigen Lebensstil bevorzugten. In Deutschland führte der Barock zu einer Ablösung der lateinischen Sprache im Schriftwerk - einschließlich der philosophischen und wissenschaftlichen Literatur - durch die deutsche Sprache. Die meisten Autoren gehörten dem Gelehrtenstand an: Theologen, Akademiker, Beamte und Adelige. Berühmte Literaten des Barocks sind beispielsweise Andreas Gryphius, Martin Opitz, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, Daniel Caspar von Lohenstein oder Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen.
Das vorliegende Gedicht umfasst 430 Wörter. Es baut sich aus 14 Strophen auf und besteht aus 84 Versen. Die Gedichte „Wie er wolle geküsset seyn“, „Tanzlied“ und „Ein getreues Herz zu wissen“ sind weitere Werke des Autors Paul Fleming. Zum Autor des Gedichtes „Hirtenlied auf eines Freundes in der Moskow gehaltener Hochzeit“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 366 Gedichte vor.
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Weitere Gedichte des Autors Paul Fleming (Infos zum Autor)
- O liebliche Wangen
- Wie er wolle geküsset seyn
- Tanzlied
- Ein getreues Herz zu wissen
- In allen meinen Thaten
- Tugend ist mein Leben
- Hier ist Nichts denn finstre Nacht
- Auf die Weise des 101. Psalms
- Auf des 8. Psalms Melodei
- Nach des 6. Psalmens Weise
Zum Autor Paul Fleming sind auf abi-pur.de 366 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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