Auf eines guten Freundes Geburtstag von Paul Fleming
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Liebe hat die Pierinnen |
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erst auf meine Seite bracht, |
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Liebe hat mich lieb gemacht |
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bei den deutschen Kastalinnen, |
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Liebe kan mit leichter Sachen |
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uns zu Götter Freunde machen. |
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Dafnis, Dafnis, durch die Liebe |
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ward ich anfangs dir vermählt! |
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Sie, sie hat uns so umpfählt, |
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daß uns nichts vonsammen triebe. |
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Was sich treu und standhaft nennet, |
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wird durchaus durch nichts getrennet. |
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Nun, du bist mir zwar genommen |
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durch das Tun, so Alles nimmt; |
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doch so lang' ein Auge glimmt, |
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solst du mir wol nicht entkommen. |
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Musen, ihr und du, o Liebe, |
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fraget nichts nach jenem Diebe. |
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Weil ich athme, weil ich lebe, |
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will ich schreiben, was ich kan, |
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nur daß dich der Bleckezahn |
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Tod ins Leben wieder gebe. |
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Wem sich Lieb' und Musen geben, |
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der muß auch gestorben leben. |
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Ach daß nun doch Einer käme, |
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der mich so, wie Dafnis, meint! |
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Her, wo ist ein solcher Freund, |
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dem ich mich, wie ihm, bequeme? |
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Liebe macht aus Fremden Brüder, |
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Haß aus Brüdern Fremde wieder. |
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Bruder, meine mich mit Treuen, |
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so du treu es meinen kanst! |
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Zoilus sein falscher Wanst |
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berste, wie er will, von neuen! |
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Ehrlich, treulich, standhaft Lieben |
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ist für Neide stets doch blieben. |
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Deiner Tugend weise Gaben |
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locken, Lieber, mich zu dir. |
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Nun so komm! Da solst an mir, |
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was die Liebe wündschet, haben. |
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Wenn ein Herz ein Herze krieget, |
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das ihm gleicht, so ists vergnüget. |
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Sonst hab' ich auch über Hoffen |
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Einen, der sich mir und dir, |
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der sich Dafnis gleicht, allhier |
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durch die Götter angetroffen. |
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Ach wie selten kan erreichen |
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ein treu Herze seinesgleichen! |
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Er mein Leben, du mein Leben, |
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euer beider Leben ich, |
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ich durch euch und ihr durch mich, |
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wollen bis ans Blaue schweben. |
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Unser' Namen schwingt die Liebe |
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über Nebel durch das Trübe. |
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Komme, so du ihn zu sehen |
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Lust und ein Verlangen hast! |
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Doch er muß sein unser Gast, |
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wenn die Lösung soll geschehen. |
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Besser ist nicht treuen Flammen, |
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als im Fall' sie sind beisammen. |
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Liebe hat mich erst geliebet, |
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Liebe hat mich wert gemacht, |
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Liebe hat mir wieder bracht |
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was der Tod mir abgediebet. |
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In der Liebe will ich bleiben, |
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bis er mich auch ab wird leiben. |
Details zum Gedicht „Auf eines guten Freundes Geburtstag“
Paul Fleming
11
66
354
1632
Barock
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Auf eines guten Freundes Geburtstag“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Paul Fleming. Im Jahr 1609 wurde Fleming in Hartenstein (Sachsen) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1632 zurück. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Barock zuordnen. Bei dem Schriftsteller Fleming handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.
Die Zeitepoche des Barocks erstreckt sich über den Zeitraum von 1600 bis ungefähr 1720. Diesen Zeitraum kann man in drei Abschnitte unterteilen: Frühbarock, Hochbarock und Spätbarock. Das Zeitalter des Barocks wurde durch den Dreißigjährigen Krieg stark beeinflusst – Hunger, Seuchen (insbesondere die Pest), Vergewaltigung und Tod sorgten für großes Elend bei der Bevölkerung Europas. So schrumpfte die Bevölkerung in Deutschland von ca. 28 Millionen im Jahr 1615 auf 11 Millionen Menschen am Ende des Krieges im Jahr 1648. Der Barock in der deutschen Literaturgeschichte wurde von Gegensätzen geprägt. Dabei standen primär das Jenseits und das Diesseits oder das Sein und der Schein im Mittelpunkt der barocken Literatur. Von Gegensätzen beeinflusst war auch das Leben der Menschen. So lebte die Mehrheit der Bevölkerung in Armut, Adelige hingegen lebten einen luxuriösen Lebensstil. Der Barock war die erste Epoche, die in Deutschland zur Folge hatte, dass Literatur von nun an nicht mehr auf Latein, sondern erstmals auf Deutsch herausgegeben wurde. Eine besondere zur Zeit des Barock priorisierte Form der Lyrik stellte das sogenannte Sonett dar. Schriftsteller und Werke sind zahlreich in dieser Zeit. Andreas Gryphius, Martin Opitz oder Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen sind typische Vertreter des Barocks.
Das Gedicht besteht aus 66 Versen mit insgesamt 11 Strophen und umfasst dabei 354 Worte. Der Dichter Paul Fleming ist auch der Autor für Gedichte wie „In allen meinen Thaten“, „Tugend ist mein Leben“ und „Hier ist Nichts denn finstre Nacht“. Zum Autor des Gedichtes „Auf eines guten Freundes Geburtstag“ haben wir auf abi-pur.de weitere 366 Gedichte veröffentlicht.
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- Ein getreues Herz zu wissen
- In allen meinen Thaten
- Tugend ist mein Leben
- Hier ist Nichts denn finstre Nacht
- Auf die Weise des 101. Psalms
- Auf des 8. Psalms Melodei
- Nach des 6. Psalmens Weise
Zum Autor Paul Fleming sind auf abi-pur.de 366 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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