Heimliches Einverständniß von Paul Fleming

Muß sie gleich sich itzund stellen,
als wär' ich ihr unbekant,
meint drum nicht, ihr Mitgesellen,
daß ihr Sinn sei umgewant.
Ihre Treu' in unsrem Handel,
die weiß ganz von keinem Wandel.
 
Amor liebet solche Herzen,
die des Mundes Meister sein,
die bei Trauren können scherzen
10 
und erfreuet sein in Pein.
11 
Wer will paßfrei sein im Lieben,
12 
der muß sich im Bergen üben.
 
13 
Also wenig sie sich hassen
14 
und nicht selber sie sein mag,
15 
also wenig wird sie lassen
16 
den, der sie zu sein stets pflag.
17 
Eins, das sich dem andern giebet,
18 
liebt es, wie sichs selten liebet.
 
19 
Dennoch hat sie mich im Sinne,
20 
hat sie mich im Auge nicht.
21 
Nicht ists außen, sondern drinne,
22 
was mir ihre Gunst verspricht.
23 
Müssen schon die Lippen schweigen,
24 
sie denkt doch: der bleibt mein eigen.
 
25 
Recht so, Schwester, laß nicht merken,
26 
was dich heimlich labt und kränkt.
27 
Man verrät sich mit den Werken,
28 
der bleibt sicher, der viel denkt.
29 
Laß sie sagen, was sie wollen,
30 
wir nur wissen, was wir sollen.
 
31 
Sei dir ähnlich und verbleibe,
32 
die du vor warst und noch bist,
33 
und denk nicht, weil ich nichts schreibe,
34 
daß mein Denken dich vergißt.
35 
So gedenk' ich stetigs deiner,
36 
daß ich auch vergesse meiner.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.4 KB)

Details zum Gedicht „Heimliches Einverständniß“

Autor
Paul Fleming
Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
202
Entstehungsjahr
1609 - 1640
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Heimliches Einverständniß“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Paul Fleming. Fleming wurde im Jahr 1609 in Hartenstein (Sachsen) geboren. In der Zeit von 1625 bis 1640 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Barock zuordnen. Fleming ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Epoche des Barock folgt auf die Epoche des Humanismus und der Renaissance. Sie umfasst den Zeitraum von circa 1600 bis 1720. Der Begriff leitet sich aus dem Portugiesischem ab. Der Begriff stammt aus der Juweliersprache und bedeutet „schiefrunde, seltsam geformte Perle“. Die Bevölkerung Europas entwickelte sich nach dem Dreißigjährigen Krieg in verschiedene Richtungen. Der Krieg stellte ein prägendes Ereignis dar. Aber auch die Pest übte einen starken Einfluss auf die Verhältnisse der damaligen Zeit aus. Die Literatur im Barock ist stark beeinflusst von der Antithetik. Das bedeutet, die Menschen der damaligen Zeit nahmen ihre Welt als widersprüchlich und gegensätzlich war. Das Leben der einfachen Bevölkerung war von Krieg, Krankheit und Armut geprägt. An den Fürstenhöfen herrschten jedoch Verschwendung und Luxus. Die Zeit des Barocks vollzog einen Wandel von lateinischer zu deutschsprachiger Literatur. Die wichtigste Literaturform des Barocks war dabei die Lyrik. Das Sonett war die häufigste Gedichtform, die genutzt wurde. Die meisten Autoren gehörten dem Gelehrtenstand an: Theologen, Akademiker, Adelige und Beamte. Berühmte Dichter des Barocks sind beispielsweise Martin Opitz, Andreas Gryphius, Daniel Caspar von Lohenstein, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau oder Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen.

Das vorliegende Gedicht umfasst 202 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 36 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Paul Fleming sind „Auf des 8. Psalms Melodei“, „Nach des 6. Psalmens Weise“ und „Neujahrsode 1633“. Zum Autor des Gedichtes „Heimliches Einverständniß“ haben wir auf abi-pur.de weitere 366 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Paul Fleming (Infos zum Autor)

Zum Autor Paul Fleming sind auf abi-pur.de 366 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.