Frei und froh von Paul Fleming

Wil sie nicht, so mag sies lassen,
Zynthie, die stolze die.
Was betrüb' ich mich um sie?
Eins ist mir ihr Huld' und Hassen.
Zynthie sei, wer sie sei,
ich bin froh, daß ich bin frei!
 
Vorhin tät' ich, wie sie täte.
Lieb' ist Gegenliebe wert.
Itzund, weil sie sich verkehrt,
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bin auch ich auf andrer Stette.
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Zynthie sei, wer sie sei,
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ich bin froh, daß ich bin frei!
 
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Meint sie wol mich zu betrüben
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mit dem, was nur ist ein Schein?
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Nein. Will sie mir gut nicht sein,
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so kan ich auch sie nicht lieben.
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Zynthie sei, wer sie sei,
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ich bin froh, daß ich bin frei!
 
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Zahlt mir diß nur meine Treue,
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meinen unbewegten Sinn?
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Doch wer achtets? Immerhin!
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Es kömmt doch noch wol zur Reue.
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Zynthie sei, wer sie sei,
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ich bin froh, daß ich bin frei!
 
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Sie bekömmt wol meines gleichen
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und auch ihres gleichen ich.
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Weil sie ja verdringet mich,
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so will ich ihr gerne weichen.
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Zynthie sei, wer sie sei,
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ich bin froh, daß ich bin frei!
 
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Sie mag lachen oder klagen
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oder etwas anders tun,
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mich vergnüget dieses nun,
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daß ich kan mit Warheit sagen:
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Zynthie sei, wer sie sei,
36 
ich bin froh, daß ich bin frei!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26 KB)

Details zum Gedicht „Frei und froh“

Autor
Paul Fleming
Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
204
Entstehungsjahr
1609 - 1640
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Frei und froh“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Paul Fleming. Fleming wurde im Jahr 1609 in Hartenstein (Sachsen) geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1625 bis 1640 entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Barock zuordnen. Bei Fleming handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Epoche des Barocks erstreckt sich über den Zeitraum von 1600 bis etwa 1720. Diesen Zeitraum kann man in drei Abschnitte unterteilen: Spät-, Hoch- und Frühbarock. Mit dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) erlebte Deutschland einen wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Verfall. Etwa ein Drittel des deutschen Volkes kam in jener Zeit ums Leben. Dafür waren nicht etwa hohe Kriegsverluste verantwortlich, sondern das Wüten der Pest in nahezu allen großen und kleinen Städten des Deutschen Reiches. Die Literaturepoche des Barocks zeichnet sich vorwiegend durch die Antithetik, also einem von Gegensätzen und Widersprüchen geprägtem Bewusstsein, aus. Durch die Antithetik kommt es im Barock vermehrt zur Verwendung von Gegensatzpaaren, wie zum Beispiel: Diesseits und Jenseits, Wollust und Tugend oder Weltzugewandtheit und Weltverneinung. In Deutschland führte der Barock zu einer Ablösung des Lateinischen im Schriftwerk - einschließlich der wissenschaftlichen und philosophischen Literatur - durch das Deutsche. Zu den berühmten Schriftstellern der Literatur des Barocks gehören unter anderem: Casper von Lohenstein, Martin Opitz, Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, Andreas Gryphius, Caspar Ziegler, Paul Fleming, Angelus Silesius und Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau.

Das 204 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Weitere Werke des Dichters Paul Fleming sind „Nach des 6. Psalmens Weise“, „Neujahrsode 1633“ und „Auf die seligmachende Geburt unsers Erlösers Jesu Christi“. Zum Autor des Gedichtes „Frei und froh“ haben wir auf abi-pur.de weitere 366 Gedichte veröffentlicht.

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