Der Keuschen von Paul Fleming

Wenn sich die Götter auch befreien gleich als wir,
so nähme dich der Schmuck auch selbst zu seinem Weibe,
dieweil die Keuschheit wohnt in einem solchen Leibe,
in welchem sind gleich hoch die Tugend und die Zier,
 
der Geist und die Gestalt. Wie seltsam ist diß hier!
Denk, Jungfrau, daß ich nicht was Ungemeintes schreibe
und dich berede des, was ich mir selbst nicht gläube.
Dein Zeugnüß bist selbst du. Du sprichst es selbst von dir.
 
Die schönste Schönheit ist ein züchtiges Gemüte;
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was eine Jungfer ziert, das wohnet im Geblüte.
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Das Ander, was das Volk für schöne hält und heißt,
 
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der Seelen Überzug, der Leib pflegt oft zu triegen.
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Da ist ein schöner Leib, da ist ein schöner Geist,
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wenn sie als hier den Glanz von wahrer Schönheit kriegen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Der Keuschen“

Autor
Paul Fleming
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
130
Entstehungsjahr
1609 - 1640
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Keuschen“ des Autors Paul Fleming. 1609 wurde Fleming in Hartenstein (Sachsen) geboren. In der Zeit von 1625 bis 1640 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Barock zuordnen. Bei dem Schriftsteller Fleming handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die deutsche Literaturepoche des Barock beginnt etwa 1600 und endet im Jahr 1720. Die wörtliche Übersetzung des aus dem Portugiesischen stammenden Begriffes „barocco“ lautet „schiefrunde Perle“. Durch die Pest starben etwa 30 % der Bevölkerung. Auch der Dreißigjährige Krieg führte zu einem wirtschaftlichen, politischen und sozialen Verfall im Deutschen Reich. Dennoch lebten die Fürsten einen ausschweifenden und überaus luxuriösen Lebensstil vor. Sie nutzten das Durcheinander nach dem Dreißigjährigen Krieg, um eine Neugliederung der Gebiete vorzunehmen und ihre Macht weiter auszubauen. Der Barock zeichnet sich hauptsächlich durch die Antithetik, also einem von Gegensätzen und Widersprüchen geprägtem Bewusstsein, aus. Durch die Antithetik kommt es in der Literatur des Barocks vermehrt zur Verwendung von Gegensatzpaaren, wie zum Beispiel: Jenseits und Diesseits, Tugend und Wollust oder Weltzugewandtheit und Weltverneinung. Die am häufigsten eingesetzten Formen in der Lyrik waren das Sonett, die Elegie, das Epigramm und die Ode. In der Literatur des Barocks begannen die Dichter ihre Werke in Deutsch zu verfassen. Die Dichter der Renaissance schrieben noch auf Lateinisch. Zu den berühmtesten Autoren des Barocks gehören: Andreas Gryphius, Grimmelshausen, Martin Opitz, Casper von Lohenstein, Paul Fleming und Caspar Ziegler.

Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 130 Worte. Paul Fleming ist auch der Autor für Gedichte wie „Ein getreues Herz zu wissen“, „In allen meinen Thaten“ und „Tugend ist mein Leben“. Zum Autor des Gedichtes „Der Keuschen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 366 Gedichte vor.

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