Der 51. Psalm von Paul Fleming

Der 51. Psalm
Ein Psalm Davids, vorzusingen, da der Prophet Nathan zu ihm kam, als er war zu Bath Seba eingangen
 
Du Güt' und Gnade selbst, Gott, sei mir Sündern gnädig,
und sprich mich meiner Schuld in Hulden quit und ledig!
Herr, wasche du mich wol von meiner Missetat!
du hast für meinen Kot bei dir das rechte Bad.
Ich sehe für und für vor mir mein Unrecht schweben,
ich wil dir dessen nur ein klar Bekentnüß geben
und sagen frei heraus, daß ich dein Sünder bin.
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Denn dieser Ausspruch sieht auf deine Gottheit hin,
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daß du bleibst ewig wahr und allzeit rein zu finden.
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Ich kan es leugnen nicht, ich bin ein Mensch, in Sünden
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empfangen und geborn. Der Eltern schnöde Lust
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hat mir auch angekleckt den bösen Kot und Wust.
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Dir aber, Herr, gefällt die Wahrheit, die verborgen
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in deinem Herzen liegt. Du kanst, Herr, für mich sorgen.
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Du zeigest mir den Weg, der zu der Weisheit führt,
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der auch sonst heimlich ist, den nie kein Heide spürt.
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Nimb einen Ysoppusch, entsündige mein Leben!
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Du kanst alleine mir die rechte Lauge geben,
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die Seel' und Leib beglänzt, gleich als der Sehen Liecht,
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die truckne Flut, der Schnee, mit seinem Schein hinsticht.
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Laß mich von lautrer Lust und Wonne hören sagen,
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daß der Gebeine Mark, die du so sehr zuschlagen,
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einst wieder werde froh! Vertilge meine Schuld,
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verbirge dich vor ihr und sei mir wieder huld!
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Gott, schaffe du in mir ein neues reines Herze
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und gib mir einen Geist, der nicht im Glauben scherze
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und wanke hin und her! Verwirf mich nicht von dir
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und nimb, o Vater, nicht den werthen Geist von mir!
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Laß deine Hülfe mich zu aller Zeit erquicken,
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und dein beherzter Geist laß in mir nicht ersticken
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des Glaubens schwache Frucht! Herr, tröste, tröste mich!
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Enthalte du mich, Herr, so bin enthalten ich!
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Drumb wil ich deinen Weg die Übeltäter lehren,
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daß sich die Sünderzunft zu dir sol müssen kehren.
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Gott, der du stets mein Gott und frischer Heiland bist,
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nimb meine Blutschuld hin, die mir das Leben frißt,
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errette mich von ihr, so sol dein recht Gerichte
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von mir gepriesen sein durch dieser Zungen Früchte.
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Herr, öffne mir den Mund, brich meiner Lippen Schloß,
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so sol dein Ruhmb und Lob auf Erden werden groß,
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so weit man Menschen kent. Könt' Opfer dir gefallen,
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so brächte selbtes dir ich wol für andern allen.
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Könt' ein gebrantes Vieh vor dir sein angenehm,
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so wär ich fornen vor, wenn man zum Brennen käm'.
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Herr, dieses wilstu nicht. Ein leidzerknirschtes Herze,
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ein reugeängster Geist, ein Sinn voll wahrem Schmerze,
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der von der Sünden rührt, das ist, Herr, deine Lust!
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Kein Räucherwerk verdunst der Sünden Stank und Wust,
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kein Bocksblut söhnt Gott aus. Tue wol nach deiner Gnade
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uns und der Zionsburg! Jerusalems ihr Schade
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müß einst erbarmen dich! Bau ihre Mauren auf,
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die so zerschellet sind durch manchen Sturmeslauf,
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wenn sie bekrieget ward! Alsdenn wird man dir können
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ein rechtes Opfer tun nach deinem Wundsch und Sinnen,
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alsdenn wird oft ein Schaf dir werden ganz verbrant
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und bluten manches Tier von deines Priesters Hand.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Der 51. Psalm“

Autor
Paul Fleming
Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
58
Anzahl Wörter
516
Entstehungsjahr
1609 - 1640
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Paul Fleming ist der Autor des Gedichtes „Der 51. Psalm“. Fleming wurde im Jahr 1609 in Hartenstein (Sachsen) geboren. Im Zeitraum zwischen 1625 und 1640 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Barock kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Fleming ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Das Wort Barock stammt vom portugiesischen Wort „barroco“ ab und bedeutet so viel wie „schiefrunde Perle“. Die Bezeichnung für barock als Adjektiv wurde anfänglich abwertend gebraucht. Der Begriff Barock als Epochenbezeichnung setzte sich erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts durch und gibt der Literaturepoche zwischen 1600 und 1720 den Namen. Das Leben der Menschen der damaligen Zeit war geprägt vom Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) und der Pest. Die Menschen lebten in schwierigen Verhältnissen. Adelige lebten jedoch einen pompösen Lebensstil, wohingegen das Volk in bitterer Armut lebte. Die Fürsten wollten immer mehr Einfluss auf Erziehung und Lebensstil erlangen. Bauernaufstände und Unruhen führten jedoch zu einem langsamen Umdenken der Menschen und zu einem wachsendem Selbstbewusstsein. Die Dichter der Literaturepoche des Barocks thematisierten die Gegensätze in nahezu allen Lebensbereichen. Das bezeichnet man auch als Antithetik. Thematisch folgten die Dichter der Antithetik und stellten in ihren Werken Gegensätze in den Vordergrund – etwa Jenseits und Diesseits, Schein und Sein oder Blüte und Verfall. Die Epoche des Barocks stellte einen Wandel von lateinischer zu deutscher Literatur dar. Die wichtigste Literaturform des Barocks war dabei die Dichtung. Das Sonett war die häufigste Gedichtform, die genutzt wurde. Die Hauptvertreter der Lyrik der Barockzeit sind Martin Opitz, Paul Fleming, Christian Hofmann von Hofmannswaldau, Andreas Gryphius, Johann Christian Günther, Simon Dach, Angelus Silesius und Friedrich von Logau.

Das 516 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 58 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Der Dichter Paul Fleming ist auch der Autor für Gedichte wie „Wie er wolle geküsset seyn“, „Tanzlied“ und „Ein getreues Herz zu wissen“. Zum Autor des Gedichtes „Der 51. Psalm“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 366 Gedichte vor.

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