Gedanken über der Zeit von Paul Fleming

Ihr lebet in der Zeit und kennt doch keine Zeit;
so wißt, ihr Menschen, nicht von und in was ihr seid.
Diß wißt ihr, daß ihr seid in einer Zeit geboren
und daß ihr werdet auch in einer Zeit verloren.
Was aber war die Zeit, die euch in sich gebracht?
Und was wird diese sein, die euch zu nichts mehr macht?
Die Zeit ist was und nichts, der Mensch in gleichem Falle,
doch was dasselbe was und nichts sei, zweifeln alle.
Die Zeit, die stirbt in sich und zeugt sich auch aus sich.
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Diß kömmt aus mir und dir, von dem du bist und ich.
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Der Mensch ist in der Zeit; sie ist in ihm ingleichen,
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doch aber muß der Mensch, wenn sie noch bleibet, weichen.
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Die Zeit ist, was ihr seid, und ihr seid, was die Zeit,
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nur daß ihr wenger noch, als was die Zeit ist, seid.
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Ach daß doch jene Zeit, die ohne Zeit ist, käme
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und uns aus dieser Zeit in ihre Zeiten nähme,
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und aus uns selbsten uns, daß wir gleich könten sein,
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wie der itzt jener Zeit, die keine Zeit geht ein!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Gedanken über der Zeit“

Autor
Paul Fleming
Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
188
Entstehungsjahr
1609 - 1640
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Gedanken über der Zeit“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Paul Fleming. Im Jahr 1609 wurde Fleming in Hartenstein (Sachsen) geboren. Zwischen den Jahren 1625 und 1640 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Fleming ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Der Barock umfasst den Zeitraum von 1600 bis 1720. Die wörtliche Übersetzung des portugiesischen Begriffes „barocco“ lautet „unregelmäßig geformte Perle“. Die Bevölkerung Europas entwickelte sich nach dem Dreißigjährigen Krieg in unterschiedliche Richtungen. Der Krieg stellte ein besonders prägendes Ereignis der damaligen Zeit dar. Auch die Pest übte einen starken Einfluss auf die Verhältnisse der damaligen Zeit aus. Die Barockdichtung ist von drei Leitmotiven (Memento mori, Vanitas, Carpe diem) bestimmt, die die Einstellung der Menschen zum Leben beschreiben. Vor dem Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges war der Alltag der Menschen von Gewalt und Zerstörung bestimmt. Alle genannten Motive setzen sich auf unterschiedliche Weise mit der weitverbreiteten Angst vor dem Lebensende und dessen Auswirkungen auseinander. In Deutschland kam es durch den Barock zu einer Ablösung der lateinischen Sprache in der Literatur - einschließlich der wissenschaftlichen und philosophischen Literatur - durch die deutsche Sprache. Im Barock war der größte Teil der Literatur Gelegenheitsdichtung. Man schrieb zur gehobenen Unterhaltung oder bei Hofe zur Fürstenhuldigung. Für die wohlhabende Bevölkerung schrieben Dichter zum Anlass von Taufen, Beerdigungen oder Hochzeiten. Die Lyrik im Barock wird deswegen auch als Gesellschaftsdichtung bezeichnet.

Das Gedicht besteht aus 18 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 188 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Paul Fleming sind „Tanzlied“, „Ein getreues Herz zu wissen“ und „In allen meinen Thaten“. Zum Autor des Gedichtes „Gedanken über der Zeit“ haben wir auf abi-pur.de weitere 366 Gedichte veröffentlicht.

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