Auf eben selbiges unter eines Andern Namen von Paul Fleming

Und ich auch, wertster Freund, wie muß ich doch beweinen
mein allzufrühes Leid! Du Nützlichster der Meinen,
stehst mir zu zeitlich ab; dein Fleming und dein Ich,
wie seufzen wir doch gnung und trauren recht um dich,
du brüderlicher noch, als Brüder sind zu nennen!
Hat uns denn also bald ein Stiefblick können trennen,
ein Stiefblick, den der Tod auf dich und uns gebracht,
der dich zu einer Leich', uns Waisen hat gemacht?
Wer wird uns ferner nun mit stiller Griffe Weisen,
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gelehrtem Unterricht, erfahrner Weisheit speisen
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und unser Lehrer sein? Wer wird uns nun forthin
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auf Äsculapens Hain' und grüne Hügel ziehn
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und uns der Parzen Haß, die guten Kräuter zeigen,
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was außer ihnen steht und innerlich zu eigen?
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Diß hast du vor getan, fort wird es nicht geschehn,
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nun wir dich ohne Seel' und Leben vor uns sehn
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auf deiner Bahre stehn. Wer hätte sollen denken,
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daß wir dich so geschwind' ins Schwere müsten senken
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und zusehn, daß so bald dein freundliches Gesicht'
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uns nicht mehr sehen solt' und geben Nacht vor Liecht?
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Vor Alles ist nun Nichts. Wags einer nun und traue
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auf seinen frischen Leib! Wenn ich dich noch beschaue,
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zwar in Gedanken nur, so gläub' ich kaum gar bald,
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daß dich hätt' also schnell die äußerste Gewalt
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befallen und ins Grab zu Vielen stoßen können.
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Was fangen wir nun an, was sollen wir beginnen,
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wir, Deine noch wie vor, wir ewig Deine wir?
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Wer aber stellt sich uns, wie du getan hast, für?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.6 KB)

Details zum Gedicht „Auf eben selbiges unter eines Andern Namen“

Autor
Paul Fleming
Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
248
Entstehungsjahr
1631
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Auf eben selbiges unter eines Andern Namen“ des Autors Paul Fleming. Fleming wurde im Jahr 1609 in Hartenstein (Sachsen) geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1631 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Fleming ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Der Barock umfasst etwa den Zeitraum von 1600 bis 1720. Die wörtliche Übersetzung des portugiesischen Wortes „barocco“ lautet „unregelmäßig geformte Perle“. Mit dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) erlebte Deutschland einen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Verfall. Etwa ein Drittel des deutschen Volkes kam in dieser Zeit ums Leben. Dafür waren nicht etwa hohe Kriegsverluste verantwortlich, sondern das Wüten der Pest in fast allen großen und kleinen Städten des Landes. Es herrschte zu Zeiten des Barock ein sehr gegensätzliches (antithetisches) Weltbild. Verschwendung und Luxus im Leben der Adeligen standen Armut und Leid innerhalb der einfachen Bevölkerung gegenüber. Die Literatur war ebenso gekennzeichnet von thematischen Widersprüchen. Diesseits und Jenseits standen sich ebenso gegenüber wie Spiel und Ernst oder etwa Sein und Schein. Im Barock wurde das Lateinische von der deutschen Sprache abgelöst. Zu den bedeutendsten Schriftstellern des Barocks gehören: Andreas Gryphius, Grimmelshausen, Martin Opitz, Casper von Lohenstein, Paul Fleming und Caspar Ziegler.

Das 248 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 28 Versen mit nur einer Strophe. Die Gedichte „Tugend ist mein Leben“, „Hier ist Nichts denn finstre Nacht“ und „Auf die Weise des 101. Psalms“ sind weitere Werke des Autors Paul Fleming. Zum Autor des Gedichtes „Auf eben selbiges unter eines Andern Namen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 366 Gedichte veröffentlicht.

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