Danklied von Paul Fleming

Billich ists, daß wir uns freuen
und mit lautem Jauchzen schreien:
Lob sei Gott und seiner Macht,
der die stolzen Feinde beuget,
und mit seiner Allmacht zeuget,
daß er uns noch nimmt in Acht!
 
Zweimal kamen sie gezogen,
zweimal sind sie auch geflogen,
nicht ohn' mächtigen Verlust.
10 
Schreit, ihr Jungen, ruft ihr Alten:
11 
zweimal hat das Feld erhalten
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Gott und unser Held August!
 
13 
Held August, du kühner Krieger,
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du gelückesvoller Sieger
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vor und in und nach dem Fall',
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auf was Arten, auf was Weisen
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soll man deine Taten preisen
18 
hier und dort und überall?
 
19 
Held, du kamest her vom Weiten,
20 
daß du vor uns möchtest streiten;
21 
Held, du kamest, Held, du strittst,
22 
Held, du siegest auch im Sterben:
23 
Held, wie können wir verderben,
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weil du itzt noch für uns trittst?
 
25 
Deine Räte, deine Werke,
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deine ritterliche Stärke
27 
ruft aus, was nur rufen kan.
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Die bezwungnen Ströme brausen,
29 
die verbundnen Lüfte sausen
30 
was du, Helfer, hast getan.
 
31 
Elbe, Fürstin unsrer Flüsse,
32 
mach dich auf die feuchten Füße,
33 
eile, laufe Nacht und Tag,
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meld es mit beredten Wellen,
35 
daß die Ufer widerschällen,
36 
wie der Feind vor dir erschrak!
 
37 
Die erblasseten Illyrer
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wichen mitsampt ihrem Führer
39 
hinter sich und fielen hin,
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wie für Jovis Donnerkeilen,
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wie für Herkuls heilgen Säulen,
42 
die man nicht soll überziehn.
 
43 
Schöne Stadt, der fromme Himmel,
44 
der verschuf ein solch Getümmel,
45 
ein solch Schrecken in dem Feind',
46 
daß der schändlich muste fliehen,
47 
der dich grimmig auszuziehen
48 
und zu plündern war gemeint.
 
49 
Seid nun froh, ihr frommen Bürger!
50 
Er ist tot, der wilde Würger,
51 
er ist tot und ihr seid frei.
52 
Ihr und wir und Alle sagen,
53 
daß sich Gott für uns geschlagen,
54 
daß die Ehre seine sei.
 
55 
Ist schon unser Heiland blieben,
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Gott hat Einen schon verschrieben,
57 
der ihn rächen kan und soll,
58 
ihn und uns und alle Frommen.
59 
Kommt er? Ja, er ist schon kommen.
60 
Luthrische, gehabt euch wol!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.7 KB)

Details zum Gedicht „Danklied“

Autor
Paul Fleming
Anzahl Strophen
10
Anzahl Verse
60
Anzahl Wörter
311
Entstehungsjahr
1632
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Paul Fleming ist der Autor des Gedichtes „Danklied“. Im Jahr 1609 wurde Fleming in Hartenstein (Sachsen) geboren. Im Jahr 1632 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Fleming ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die europäische Stilepoche des 17. und 18. Jahrhunderts, die wir heute als Barock bezeichnen, leitet sich von dem portugiesischen Wort „barocco“ ab. Das portugiesische Wort stammt ursprünglich aus dem Juwelierhandwerk und heißt auf Deutsch „schiefrunde, unregelmäßige Perle“. Das Leben der Menschen war geprägt von der Pest und dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648). Die Menschen lebten in schwierigsten Verhältnissen. Adelige erlaubten sich einen pompösen Lebensstil, wohingegen das Volk von Armut geplagt war. Die Fürsten wollten immer mehr Einfluss auf Erziehung und Lebensstil erlangen. Bauernaufstände und Unruhen führten zu einem langsamen Umdenken der Menschen und zu einem zunehmenden Selbstbewusstsein. Besonders Krieg und Pest im Barock zeigen auch ein markantes Merkmal auf: der Gegensatz. Auf der einen Seite Armut, Elend und Tod, auf der anderen Prunk, Glanz und Macht. So lebte die normale Bevölkerung in Armut, während Adelige einen pompösen Lebensstil bevorzugten. Die am meisten genutzten Formen in der Poesie waren das Sonett, die Elegie, das Epigramm und die Ode. Im Barock begannen die Autoren ihre Werke in deutscher Sprache zu verfassen. Die Autoren der Renaissance verfassten ihre Werke noch in lateinischer Sprache. Zu den bedeutendsten Lyrikern des Barocks gehören: Andreas Gryphius, Grimmelshausen, Casper von Lohenstein, Martin Opitz, Caspar Ziegler und Paul Fleming.

Das 311 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 60 Versen mit insgesamt 10 Strophen. Paul Fleming ist auch der Autor für Gedichte wie „Tugend ist mein Leben“, „Hier ist Nichts denn finstre Nacht“ und „Auf die Weise des 101. Psalms“. Zum Autor des Gedichtes „Danklied“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 366 Gedichte vor.

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