Die Schule von Friedrich von Hagedorn
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Durch tiefe Seufzer blöder Lust |
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Erklärte Damis alle Triebe |
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Seiner Liebe; |
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Doch rührt er nicht der Schönen Brust. |
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Es konnt' ihm durch sein Gold ja glücken; |
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Doch spart' er dieses, und verlor: |
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O der Thor! |
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Man muß ihn in die Schule schicken. |
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Ach liebte meine Phyllis mich! |
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Seufzt Damon, seine Zärtlichkeiten |
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Anzudeuten. |
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Und Phyllis sagt: Erkläre dich! |
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Allein, bei ihren süßen Blicken, |
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Bringt Damon weiter nichts hervor; |
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O der Thor! |
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Man muß ihn in die Schule schicken. |
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Am Abend weid' ich bei dem Bach, |
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Mein Polydor! scherzt Adelheide: |
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Wo ich weide, |
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Da, rath' ich, schleiche mir nicht nach. |
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Sie nicht so sträflich zu berücken, |
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Verspricht und hält ihr Polydor: |
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O der Thor! |
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Man muß ihn in die Schule schicken. |
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Ein Schwindel, aber nur zum Spaß, |
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Befiel Dorinen, als ihr Lehrer |
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Und Verehrer, |
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Der steife Cleon bei ihr saß. |
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Unwissend selbst sie zu erquicken, |
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Rief er die Mutter schnell hervor: |
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O der Thor! |
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Man muß ihn in die Schule schicken. |
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Melander, den die Schreibsucht quält, |
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Glaubt, weil der Reim ihm treu verbleibet, |
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Daß er schreibet, |
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Und daß ihm keine Muse fehlt. |
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Auch er kann den Apoll entzücken; |
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Auch er singt mit in seinem Chor: |
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O der Thor! |
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Man muß ihn in die Schule schicken. |
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Ein Witzling liest den Arouet, |
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Und räth ihm, Worte, Reime, Zeilen |
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Mehr zu feilen, |
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Vor allen in dem Mahomet. |
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Wie übt er sich an Meisterstücken! |
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Wie steigt sein leichter Ruhm empor: |
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O der Thor! |
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Man muß ihn in die Schule schicken. |
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Ein Neuling, der verrufen darf, |
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Was Lehrer, die entscheiden können, |
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Wahrheit nennen, |
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Glaubt nichts, als was sein Wahn entwarf. |
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Sein Wahn wird einst die Welt beglücken; |
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Nun denkt sie edler, als zuvor: |
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O der Thor! |
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Man muß ihn in die Schule schicken. |
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Ein Arzt, der sich zum Doctor prahlt, |
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Verläßt Paris, um Deutschlands Kreisen |
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Sich zu weisen, |
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Wagt, martert, würgt, und wird bezahlt. |
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Nur er, den tausend Künste schmücken, |
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Stellt sichtbar den Galenus vor: |
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O der Thor! |
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Man muß ihn in die Schule schicken. |
Details zum Gedicht „Die Schule“
Friedrich von Hagedorn
8
64
328
1708 - 1754
Aufklärung
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Die Schule“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Friedrich von Hagedorn. Im Jahr 1708 wurde Hagedorn in Hamburg geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1724 und 1754. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Aufklärung zugeordnet werden. Hagedorn ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 328 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 64 Versen mit insgesamt 8 Strophen. Der Dichter Friedrich von Hagedorn ist auch der Autor für Gedichte wie „An den Schlaf“, „Die Nacht“ und „Der Morgen“. Zum Autor des Gedichtes „Die Schule“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 252 Gedichte vor.
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