Amen von Georg Trakl

Verwestes gleitend durch die morsche Stube;
Schatten an gelben Tapeten; in dunklen Spiegeln
wölbt
Sich unserer Hände elfenbeinerne Traurigkeit.
 
Braune Perlen rinnen durch die erstorbenen Finger.
In der Stille
Tun sich eines Engels blaue Mohnaugen auf.
 
Blau ist auch der Abend;
Die Stunde unseres Absterbens, Azraels Schatten,
10 
Der ein braunes Gärtchen verdunkelt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.6 KB)

Details zum Gedicht „Amen“

Autor
Georg Trakl
Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
10
Anzahl Wörter
52
Entstehungsjahr
1887 - 1914
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Amen“ wurde von Georg Trakl verfasst, einem österreichischen Dichter und Vertreter des Expressionismus. Trakl lebte von 1887 bis 1914, daher lässt sich das Gedicht zeitlich in die Epoche des frühen 20. Jahrhunderts einordnen.

Der erste Eindruck des Gedichts ist düster und melancholisch, mit starken Bildern von Verfall und Sterblichkeit. In den ersten vier Versen beschreibt das lyrische Ich eine Szene verfallender, morscher Räume, in denen sich eine „elfenbeinerne Traurigkeit“ der eigenen Hände spiegelt. Die Verwendung von „elfenbeinerne“ könnte auf eine gewisse Kälte, Steifheit oder auch Alterung hinweisen.

Die nächste Strophe führt das Bild der Vergänglichkeit weiter fort, indem sie „braune Perlen“ beschreibt, die durch „erstorbenen Finger“ rinnen – möglicherweise ein Bild für die flüchtige Zeit, die unwiederbringlich vergeht. Plötzlich öffnen sich „blaue Mohnaugen“ eines Engels, was möglicherweise als Symbol des Todes und der Transzendenz interpretiert werden kann.

Die letzte Strophe fährt mit blauen und braunen Farbmetaphern fort, die den Abend und den Schatten des Todes, repräsentiert durch Azrael, den Engel des Todes, darstellen. Ein „braunes Gärtchen“ wird verdunkelt – wahrscheinlich ein weiteres Symbol für das Leben, das allmählich vom Tod überwältigt wird.

Von der formalen und sprachlichen Seite her ist das Gedicht in freien Versen geschrieben und verzichtet auf einen regelmäßigen Reim oder Rhythmus. Trakl verwendet eine stark metaphorische und symbolgeladene Sprache, die einen hohen Grad an Deutungsoffenheit ermöglicht. Die Wiederholungen von Farbsymbolen, vor allem „blau“ und „braun“, erzeugen eine düstere, melancholische und gleichzeitig transzendente Atmosphäre.

Insgesamt liegt das Hauptaugenmerk von Trakls „Amen“ auf den Themen Tod und Vergänglichkeit, wobei das lyrische Ich den Prozess des Verfalls aus einer zutiefst persönlichen und gleichzeitig universellen Perspektive reflektiert. Dabei ist das gesamte Gedicht von einer tiefgreifenden Melancholie und Traurigkeit durchzogen.

Weitere Informationen

Georg Trakl ist der Autor des Gedichtes „Amen“. Trakl wurde im Jahr 1887 in Salzburg geboren. Im Zeitraum zwischen 1903 und 1914 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Expressionismus zugeordnet werden. Trakl ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 52 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 10 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Georg Trakl sind „Die Bauern“, „Die Raben“ und „Die Ratten“. Zum Autor des Gedichtes „Amen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 60 Gedichte vor.

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