An den Knaben Elis von Georg Trakl

Elis, wenn die Amsel im schwarzen Wald ruft,
Dieses ist dein Untergang.
Deine Lippen trinken die Kühle des blauen Felsenquells.
 
Laß, wenn deine Stirne leise blutet
Uralte Legenden
Und dunkle Deutung des Vogelflugs.
 
Du aber gehst mit weichen Schritten in die Nacht,
Die voll purpurner Trauben hängt
Und du regst die Arme schöner im Blau.
 
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Ein Dornenbusch tönt,
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Wo deine mondenen Augen sind.
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O, wie lange bist, Elis, du verstorben.
 
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Dein Leib ist eine Hyazinthe,
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In die ein Mönch die wächsernen Finger taucht.
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Eine schwarze Höhle ist unser Schweigen,
 
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Daraus bisweilen ein sanftes Tier tritt
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Und langsam die schweren Lider senkt.
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Auf deine Schläfen tropft schwarzer Tau,
 
19 
Das letzte Gold verfallener Sterne.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „An den Knaben Elis“

Autor
Georg Trakl
Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
19
Anzahl Wörter
112
Entstehungsjahr
1913
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

„An den Knaben Elis“ wurde von Georg Trakl verfasst, einem österreichischen Lyriker der Moderne. Geboren am 3. Februar 1887 und verstorben am 3. November 1914, kann sein Werk in die Zeit um den Beginn des 20. Jahrhunderts eingeordnet werden.

Beim ersten Eindruck erweckt das Gedicht ein Gefühl von Melancholie und Dunkelheit, unterbrochen von Licht- und Farbtupfern. Die Sprache des lyrischen Ichs, das scheinbar einen Toten anspricht, ist gleichzeitig zärtlich und tragisch.

Im Inhalt des Gedichtes kann man eine Art Trauerrede auf den verlorenen Elis sehen. Der Untergang bzw. der Tod von Elis wird in Naturbildern ausgedrückt: Amselruf, blauer Felsenquell, purpurne Trauben, monde Augen. Dem lyrischen Ich zufolge ist Elis schon lange tot, doch seine Präsenz bleibt in mystischen Symbolen erhalten. Der Leib von Elis wird als Hyazinthe beschrieben, in die ein Mönch seine Finger taucht, was auf eine sakrale Bedeutung des Todes hinweisen kann. Die Stille und Vergänglichkeit des Todes wird durch die Bilder des sanften Tieres und des schwarzen Taus hervorgehoben. Am Ende des Gedichts verblassen selbst die Sterne, Symbole der Ewigkeit.

Formell ist das Gedicht in sieben Strophen unterteilt, wobei die ersten sechs Strophen jeweils drei Verse und die letzte Strophe nur einen Vers enthält. Diese Asymmetrie kann als Spiegelung der Disharmonie des Todes gedeutet werden. Die Sprache des Gedichts ist reich an bildlichen Darstellungen, deren Dunkelheit von metaphorischen Licht- und Farbreflexen durchbrochen wird.

Insgesamt drückt das Gedicht „An den Knaben Elis“ eine tiefe Melancholie und Sehnsucht des lyrischen Ichs nach dem verstorbenen Elis aus. Die Sprache und die gewählten Bilder legen nahe, dass Trakl mit diesem Werk das Unverständnis und die Trauer angesichts des Todes zum Ausdruck bringen wollte.

Weitere Informationen

Das Gedicht „An den Knaben Elis“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Georg Trakl. Im Jahr 1887 wurde Trakl in Salzburg geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1913 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Leipzig. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Expressionismus zuordnen. Bei dem Schriftsteller Trakl handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 112 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 19 Versen mit insgesamt 7 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Georg Trakl sind „Allerseelen“, „De profundis“ und „Der Gewitterabend“. Zum Autor des Gedichtes „An den Knaben Elis“ haben wir auf abi-pur.de weitere 60 Gedichte veröffentlicht.

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