Selbstportrait von Arno Holz

1	Nur wenigen bin ich sympathisch,
2	denn ach, mein Blut rollt demokratisch,
3	und meine Flagge wallt und weht:
4	Ich bin nur ein Tendenzpoet!
5	Auf meine Reime bin ich wie versessen,
6	drum lob ich plötzlich die Tscherkessen,
7	und wüst durch mein Gehirn scherwenzen
8	verrückt gewordene Sentenzen.
9	Mein Blut rollt schwarz, mein Herz schlägt matt,
10	mein Hirn hat noch nicht ausgegoren,
11	denn meine gute Mutter hat
12	mich hundert Jahr zu früh geboren!

Details zum Gedicht „Selbstportrait“

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Selbstportrait“ stammt von Arno Holz, einem deutschen Dichter und Dramatiker, der aufgrund seines Schaffens in der Epoche des Naturalismus (ca. 1880 – 1900) bekannt wurde. Das nach ihm als Autor benannte Gedicht lässt auf eine autobiographische Lyrik schließen und kann zeitlich an das Ende des 19. oder den Anfang des 20. Jahrhunderts eingeordnet werden.

Beim ersten Lesen des Gedichts ergibt sich ein Bild von künstlerischem Selbstverständnis, existenziellem Unbehagen und resignativer Selbsterkenntnis. Es scheint, als würde sich das lyrische Ich als Außenseiter in der Gesellschaft und in der künstlerischen Welt fügen.

Inhaltlich ist das Gedicht eine Art Selbstbildnis, in dem das lyrische Ich seine Unzufriedenheit und seinen Unwillen, in die gängigen Normen und Werte einzuordnen, zum Ausdruck bringt. Es fühlt sich missverstanden und ist nicht daran interessiert, anderen zu gefallen (Vers 1-2). Es sieht sich als „Tendenzpoet“, also als jemanden, der Tendenzen und Strömungen in der Gesellschaft in seiner Poesie aufgreift und kritisiert (Vers 4). Es ist besessen von seinen Reimen und Gedanken, die es als verrückt empfindet (Vers 5-8). Schließlich wird der Unmut über die eigene Existenz in den Versen 9-12 deutlich, wo das Ich seine Geburt als verfrüht und sich selbst als zu alt für seine Zeit sieht.

In Bezug auf die Form des Gedichts ist es auffällig, dass es in drei Strophen mit je vier Versen unterteilt ist. Diese zeichnen sich durch einen klaren Reim (abwechselnd a-a-b-b) und einen einfachen und direkten Ausdruck aus.

Sprachlich verwendet das Gedicht einfache, aber kraftvolle Bilder und Metaphern, um Emotionen und Innenzustände zu beschreiben. Ein Beispiel ist die Metapher vom „Blut, das demokratisch rollt“, um den Unmut und die Opposition gegen gängige Normen und Werte auszudrücken. Die sprachliche Gestaltung ist durchaus selbstironisch und provokativ, was dazu beiträgt, das Bild eines Außenseiters zu zementieren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht „Selbstportrait“ Arno Holz' Ablehnung traditioneller Normen und Werte sowie seine Kritik an der Gesellschaft und deren Erwartungen reflektiert. Es ist ein ausdrucksstarker und kraftvoller Text, der die Verzweifelung, das Unverständnis und die Entfremdung des Autors deutlich macht.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Selbstportrait“ des Autors Arno Holz. Geboren wurde Holz im Jahr 1863 in Rastenburg, Ostpreußen. Das Gedicht ist in der Zeit von 1879 bis 1929 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Naturalismus zugeordnet werden. Holz ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 69 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Arno Holz sind „Phantasus“, „Aus weißen Wolken“ und „In einem Garten“. Zum Autor des Gedichtes „Selbstportrait“ haben wir auf abi-pur.de weitere 17 Gedichte veröffentlicht.

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Zum Autor Arno Holz sind auf abi-pur.de 17 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.