Ninon von Arno Holz
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Ninon heißt sie. Ihre Mutter |
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handelt nachts mit Apfelsinen |
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an der Weidendammer Brücke. |
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Doch sie selbst ist Kammerkätzchen. |
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Stöckelschühchen. Sehr kokett. |
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Sehr kokett sitzt auch ihr Häubchen, |
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das auf ihrem krausen Köpfchen |
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weiß und niedlich balanciert. |
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Doch der kleine Mamorschlingel, |
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der dem Spiegel visavis |
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grad vor dem Markartstrauß hockt, |
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läßt sich dadurch nicht verblüffen. |
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Immer, wenn ihr Pfauenwedel |
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ihn frühmorgens abstäubt, lacht er. |
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Ja, die Stutzuhr kann sogar |
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deutlich hören, was er sagt: |
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"Tu mir den Gefallen, Kind , und |
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kokettiere nicht so viel! |
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Ninon nennt die gnädige Frau dich? |
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Geh, du heißt ja gar nicht so! |
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Martha heißt du. Dein Papa |
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war der gnädige Herr von Dingsda. |
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Vor drei Wochen in Neuyork |
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starb er als Konditorlehrling. |
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Deine Mutter lebt. Sie schielt, |
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hinkt und schnupft. Im übrigen |
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handelt sie mit Apfelsinen |
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an der Weidendammer Brücke." |
Details zum Gedicht „Ninon“
Arno Holz
7
28
134
1863 - 1929
Naturalismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Ninon“ wurde verfasst von Arno Holz, einem der bedeutendsten deutschen Dichter der literarischen Strömung des Naturalismus, der von Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wirkte.
Auf den ersten Eindruck erweckt das Gedicht einen melancholischen und sozialkritischen Ton und spiegelt das Leben eines Mädchens namens Ninon wider, das anscheinend aus einer sozial niedrigen Klasse stammt und versucht, sich in höherer Gesellschaft zu bewegen.
Das lyrische Ich erzählt die Geschichte von Ninon und ihrer Mutter. Ninon wird als junges, kokettes Mädchen dargestellt. Ihre Mutter handelt mit Apfelsinen und sie selbst ist vermutlich eine freundliche Hausangestellte. Die Erwähnung des „Mamorschlingels“, der Ninon nicht ernst nimmt, könnte auf ihr kokettes, verspieltes Verhalten verweisen. Die Anspielung auf ihren echten Namen und ihren echten gesellschaftlichen Status zeigt, dass sie trotz ihrer Rolle als Hausmädchen versucht, sich als jemand aus höherem Stand darzustellen.
Die klare und einfache Sprache des Gedichts unterstützt die natürliche Darstellung der Charaktere und die soziale Kritik, die in den Zeilen verborgen liegt. Es besteht aus sieben Strophen mit jeweils vier Versen, was eine strenge formale Struktur illustriert und dem sachlichen Ton des Gedichts entspricht.
Insgesamt versucht das lyrische Ich in Arno Holz' Gedicht „Ninon“ wohl, auf die sozialen Ungleichheiten und Vorurteile in der damaligen Gesellschaft aufmerksam zu machen und die Vergeblichkeit von Ninons Versuchen zu beleuchten, ihren gesellschaftlichen Stand durch ihr Verhalten zu verbergen oder zu überwinden. Die bedrückende Realität von Ninons Alltag, die in starkem Kontrast zu ihrer koketten Persönlichkeit steht, ist ein scharfer Kommentar zur sozialen Ungleichheit und zum Klassenkampf im späten 19. Jahrhundert.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Ninon“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Arno Holz. Geboren wurde Holz im Jahr 1863 in Rastenburg, Ostpreußen. Zwischen den Jahren 1879 und 1929 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Naturalismus zugeordnet werden. Der Schriftsteller Holz ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 7 Strophen und umfasst dabei 134 Worte. Weitere Werke des Dichters Arno Holz sind „An die oberen Zehntausend“, „Erste Lerche“ und „Phantasus“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Ninon“ weitere 17 Gedichte vor.
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