Rosenkranzlieder von Georg Trakl

An die Schwester; Nähe des Todes; Amen

Wo du gehst wird Herbst und Abend,
Blaues Wild, das unter Bäumen tönt,
Einsamer Weiher am Abend.
 
Leise der Flug der Vögel tönt,
Die Schwermut über deinen Augenbogen.
Dein schmales Lächeln tönt.
 
Gott hat deine Lider verbogen.
Sterne suchen nachts, Karfreitagskind,
Deinen Stirnenbogen.
 
10 
NÄHE DES TODES
11 
O der Abend, der in die finsteren Dörfer der Kindheit geht.
12 
Der Weiher unter den Weiden
13 
Füllt sich mit den verpesteten Seufzern der Schwermut.
 
14 
O der Wald, der leise die braunen Augen senkt,
15 
Da aus des Einsamen knöchernen Händen
16 
Der Purpur seiner verzückten Tage hinsinkt.
 
17 
O die Nähe des Todes. Laß uns beten.
18 
In dieser Nacht lösen auf lauen Kissen
19 
Vergilbt von Weihrauch sich der Liebenden schmächtige Glieder.
 
20 
AMEN
21 
Verwestes gleitend durch die morsche Stube;
22 
Schatten an gelben Tapeten; in dunklen Spiegeln wölbt
23 
Sich unserer Hände elfenbeinerne Traurigkeit.
 
24 
Braune Perlen rinnen durch die erstorbenen Finger.
25 
In der Stille
26 
Tun sich eines Engels blaue Mohnaugen auf.
 
27 
Blau ist auch der Abend;
28 
Die Stunde unseres Absterbens, Azraels Schatten,
29 
Der ein braunes Gärtchen verdunkelt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.2 KB)

Details zum Gedicht „Rosenkranzlieder“

Autor
Georg Trakl
Anzahl Strophen
9
Anzahl Verse
29
Anzahl Wörter
167
Entstehungsjahr
1913
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Der Verfasser des Gedichts ist Georg Trakl, ein österreichischer Expressionist, der von 1887 bis 1914 lebte. Seine Schreibzeit fällt somit in die frühe Moderne.

Beim ersten Eindruck fällt die düstere und melancholische Stimmung auf, die durch Naturbilder und-Szenen erweckt wird, in denen der Tod oder das Sterben eine dominante Rolle spielen. Auch die katholischen Anspielungen, wie der Titel „Rosenkranzlieder“ oder die Erwähnung „Karfreitagskind“, sind auffallend und verweisen auf die religiöse Thematik des Gedichts.

Der Inhalt des Gedichts umschreibt symbolisch den Tod und die Vergänglichkeit des Lebens. Das lyrische Ich bringt seine diesbezüglichen philosophischen und religiösen Überlegungen zum Ausdruck. Es benutzt dazu intensive Bilder und Metaphorik und scheint sowohl eine tiefe Melancholie als auch eine Art von Akzeptanz gegenüber dem unausweichlichen Ende des Lebens auszudrücken.

Das Gedicht besteht aus neun Strophen mit je drei bis vier Versen. Der eher freie Versfuß und der Mangel an durchgängigem Reimschema sind typische Kennzeichen moderner Lyrik und besonders für Trakls Werk repräsentativ. Die Sprache des Gedichts ist bildgewaltig und metaphorisch. Viele poetische Mittel werden verwendet, um die Stimmung des Gedichts zu erzeugen, darunter Bilder aus der Natur, Farben, Gerüche und das Bleiche, das Sterben und den Tod symbolisiert. Die Worte sind sorgfältig ausgewählt und erzielen einen starken, expressiven Effekt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieses Gedicht ein ausgezeichnetes Beispiel für die Expressionistische Lyrik und die Faszination mit dem Tod und den düsteren Themen der Epoche ist. Georg Trakls sorgfältiger Gebrauch der Sprache und seine kraftvollen Bilder erzeugen ein intensives, atmosphärisches und nachdenkliches Gedicht.

Weitere Informationen

Georg Trakl ist der Autor des Gedichtes „Rosenkranzlieder“. Der Autor Georg Trakl wurde 1887 in Salzburg geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1913 zurück. Leipzig ist der Erscheinungsort des Textes. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Expressionismus zuordnen. Bei Trakl handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 29 Versen mit insgesamt 9 Strophen und umfasst dabei 167 Worte. Georg Trakl ist auch der Autor für Gedichte wie „Die Raben“, „Die Ratten“ und „Die junge Magd“. Zum Autor des Gedichtes „Rosenkranzlieder“ haben wir auf abi-pur.de weitere 60 Gedichte veröffentlicht.

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