Nächte über Finnland von Paul Boldt

Die Nadelwälder dunkeln fort im Osten,
Und aus den Seen taucht das Nachtgespenst
Den gelben Kopf, von Feuerrauch gekränzt,
Den Sterngeruch der neuen Nacht zu kosten.
 
Zu weißen Pilzen filzen Fichtenpfosten,
Und Ast an Ast in zartem Lichte glänzt,
— befrorne Linien — Filigran umgrenzt,
Zieht die Kontur aus reinen, reifen Frosten.
 
Bis auf das alte, runde, schwarze Eis
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Des Grundes sind die Flüsse zugefroren.
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In Schuttmoränen glänzt der glatte Gneis
 
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Und in den leuchtenden, polierten Mooren.
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Die Krähen schreien ewig: Tag — und Tat —
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Nebel und Kälte fällt wie Sack und Saat.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Nächte über Finnland“

Autor
Paul Boldt
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
90
Entstehungsjahr
1914
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Nächte über Finnland“ wurde von Paul Boldt verfasst, einem deutschen Dichter, der zum zeitlichen Kontext des Expressionismus gehört (Anfang des 20. Jahrhunderts).

Beim ersten Durchlesen entsteht der Eindruck einer sehr ausdrucksstarken und bildlichen Darstellung einer finnischen Winternacht. Der Autor scheint die Dunkelheit, Kälte und die wilde, unbezwingbare Natur hervorheben zu wollen, um die überwältigende und zugleich ehrfurchterregende Stimmung dieser Landschaft einzufangen.

Den Inhalt des Gedichts kann man in einfacher Form so wiedergeben: Es beschreibt die nächtliche Landschaft Finnlands, mit ihrer Dunkelheit, ihrem Frost und ihrer Kälte sowie den von Eis bedeckten Seen und Flüssen. Die Natur erscheint gefroren und still, mit dem einzigen Laut der schreienden Krähen, die den ewigen Kreislauf von Tag und Tat symbolisieren. Die wiederholte Erwähnung der Kälte und des Frostes vermittelt dem Leser dass das lyrische Ich die finnische Winterlandschaft als rau und unbarmherzig, aber auch als atemberaubend schön empfindet.

In Bezug auf die Form lässt sich feststellen, dass das Gedicht in vier Strophen strukturiert ist, wobei die ersten zwei Strophen jeweils vier Verse und die letzten zwei Strophen jeweils drei Verse enthalten. Die Sprache des Gedichts ist sehr bildhaft und poetisch. Der Autor verwendet künstlerische und teils ungewöhnliche Metaphern wie das „Nachtgespenst“, das seinen „gelben Kopf“ aus dem See auftaucht, oder die Fichten, die zu „weißen Pilzen filzen“. Darüber hinaus werden Personifikationen verwendet, zum Beispiel wenn die Nacht einen „Sterngeruch“ kostet.

Abschließend ist zu sagen, dass „Nächte über Finnland“ ein ausdrucksstarkes und tiefgründiges Gedicht ist, das die Wildheit, Schönheit und Erhabenheit der Natur in ihren extremen Bedingungen zelebriert.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Nächte über Finnland“ ist Paul Boldt. Im Jahr 1885 wurde Boldt in Christfelde bei Preußisch-Friedland (Westpreußen) geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1914. Erscheinungsort des Textes ist Leipzig. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 90 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Paul Boldt ist auch der Autor für Gedichte wie „Berliner Abend“, „Capriccio“ und „Das Gespenst“. Zum Autor des Gedichtes „Nächte über Finnland“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 49 Gedichte vor.

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