Andere Jüdin von Paul Boldt

Im Norden sind die Ebenen, da steigen
Die Ströme zitternd in das Meer,
Das sie verhüllt. Der Wind weht Wogen her.
Das Wasser schweigt, und die Sternbilder schweigen.
 
Du stiegst hinab mit deinem weißen, leisen
Lachen sprudelnd und deiner Brüste Schaum.
Antworte doch! Bist du noch in dem Raum,
Wo meiner Augen Vögel schreien, kreisen?
 
II.
 
10 
Der Wind ist in den Eichen,
11 
Die sich nach Westen legen
12 
Und diesen kleinen, bleichen
13 
Himmel zusammenfegen;
 
14 
Ich atme schlecht! Ich zucke
15 
So an der Luft! Untätig.
16 
Mir ist vom steten Drucke
17 
Nicht mehr viel Ich vorrätig.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Andere Jüdin“

Autor
Paul Boldt
Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
17
Anzahl Wörter
93
Entstehungsjahr
1914
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Andere Jüdin“ stammt von Paul Boldt, einem deutschen Expressionisten des frühen zwanzigsten Jahrhunderts. Aufgrund des Schreibdatums dürfte es etwa aus den Jahren 1910-1920 stammen.

Auf den ersten Blick präsentiert sich das Gedicht als emotional und intime Selbstoffenbarung des Autors und hinterlässt einen Eindruck von Melancholie und tiefer innerer Unsicherheit. Es beschäftigt sich mit Gefühlen wie Verlust, Verzweiflung und Leere sowie mit der Unfähigkeit, diese Gefühle in Worten auszudrücken.

Das lyrische Ich scheint jemanden zu vermissen, möglicherweise eine Frau, die im Gedicht als „andere Jüdin“ betitelt wird. Die Einzelheiten des Gedichts deuten darauf hin, dass diese Person nun entfernt oder verloren ist, was das lyrische Ich deutlich erschüttert hat. Die Verse zeigen die Qual und das Leid, die dieses Auseinanderdriften verursacht, und die daraus resultierende Verstörung und Leere fühlen sich für das lyrische Ich fast körperlich an.

Die Naturalistische Elemente in den Beschreibungen von Strömen, Wind und Sternbildern, sowie den Ebenen deuten auf eine tiefe Verbindung zwischen dem lyrischen Ich und der Natur hin, die ebenfalls die Isolation und das Verlangen nach Verbindung widerspiegeln.

Die Form des Gedichts ist relativ konventionell, bestehend aus vierzeiligen Strophen. Trotzdem, wie häufig in der expressionistischen Literatur, experimentiert Boldt mit Sprache und Ausdruckskraft. Seine Wortwahl ist reich an Bildern und lässt tiefere Bedeutungen erahnen. Es dominiert ein eher dunkler, schwerer Ton, der die innere Verzweiflung und Isolation des lyrischen Ichs reflektiert. Die Worte sind in ihrer Einfachheit kraftvoll und intensiv, verstärkt durch die Wiederholung bestimmter Bilder und Konzepte wie das der „Vögel“, die „kreisen“ und „schreien“, was den Eindruck von Leid und Verlust noch verstärkt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Andere Jüdin“ ist Paul Boldt. Boldt wurde im Jahr 1885 in Christfelde bei Preußisch-Friedland (Westpreußen) geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1914 entstanden. Leipzig ist der Erscheinungsort des Textes. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das 93 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 17 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Paul Boldt ist auch der Autor für Gedichte wie „Das Wiedersehen“, „Der Denker“ und „Der Schnellzug“. Zum Autor des Gedichtes „Andere Jüdin“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 49 Gedichte vor.

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