Der Schnellzug von Paul Boldt

Es sprang am Walde auf in panischem Schrecke,
Die gelben Augen in die Nacht geschlagen. —
Die Weiche lärmt vom Hammerschlag der Wagen
Voll blanken Lärms, indes sie fern schon jagen
 
Im blinden Walde lauert an der Strecke
Die Kurve wach. Es schwanken die Verdecke.
Wie Schneesturm rennt der D-Zug durch die Ecke,
Und tänzelnd wiegen sich die schweren Wagen.
 
Der Nebel liegt, ein Lava, auf den Städten
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Und färbt den Herbsttag grün. Auf weiter Reise
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Wandert der Zug entlang den Kupferdrähten.
 
12 
Der Führer fühlt den Schlag der Triebradkreise
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Hinter dem Sternenkopfe des Kometen,
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Der zischend hinfällt über das Geleise.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Der Schnellzug“

Autor
Paul Boldt
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
99
Entstehungsjahr
1914
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts „Der Schnellzug“ ist Paul Boldt, ein Vertreter des Expressionismus in der deutschen Literatur. Boldt wurde am 31. Dezember 1885 geboren und starb am 16. März 1921. Der Expressionismus, worin die innere Wahrnehmung, Emotionen und Individualität im Vordergrund stehen, war in Deutschland hauptsächlich zwischen 1910 und 1925 dominant.

Im ersten Eindruck zeigt das Gedicht eine lebendige und dynamische Schilderung eines Zuges, der durch die Landschaft rast. Die Schnelllebigkeit und Intensität der Moderne, symbolisiert durch den Zug, ist ein typisches Thema der expressionistischen Literatur.

Im Gedicht wird der Lauf eines Schnellzugs, eines sogenannten „D-Zugs“, entlang einer Bahnstrecke durch die Nacht und über eine Kurve beschrieben. Dabei wird der Zug anthropomorph dargestellt, er erscheint wie ein lebendiges Wesen mit gelben Augen, das sich schnell und lärmend durch die Landschaft bewegt. Das lyrische Ich scheint dabei eine Distanz zum Zug zu halten und beobachtet dieses Geschehen eher von außen.

Die Beschreibung des Zuges ist stark von kinetischer Energie und Dynamik geprägt. Dies deutet auf eine faszinierte, aber auch ambivalente Sicht auf die moderne Technik und Geschwindigkeit, die den Fortschritt, aber auch Bedrohung und Verlust von Ruhe und Naturverbundenheit bedeuten kann.

Das Gedicht besteht aus insgesamt 14 Versen verteilt auf vier Strophen, wobei die ersten zwei Strophen jeweils vier Verse und die letzten zwei jeweils drei Verse haben. Die Sprache des Gedichts ist reich an Metaphern und expressiven Bildern und bedient sich einer sehr rhythmischen und eindringlichen Diktion. So werden etwa der Zug und die Schienen durch Begriffe wie „Triebradkreise“, „Schneesturm“ und „Kupferdrähte“ auf kreative Weise beschrieben, die zum einen den Zug als technisches Objekt hervorheben, zum anderen aber auch eine gewisse Fremdartigkeit und Unheimlichkeit vermitteln.

Insgesamt kann das Gedicht als Reflexion auf die Moderne und ihre Technologien gelesen werden, die sowohl Bewunderung als auch Furcht hervorrufen können. Es erfasst die rasanten Veränderungen der Lebenswelten durch Technik und Industrialisierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf eindrucksvolle Weise.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Schnellzug“ des Autors Paul Boldt. Im Jahr 1885 wurde Boldt in Christfelde bei Preußisch-Friedland (Westpreußen) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1914 zurück. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 99 Worte. Die Gedichte „Berlin“, „Berliner Abend“ und „Capriccio“ sind weitere Werke des Autors Paul Boldt. Zum Autor des Gedichtes „Der Schnellzug“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 49 Gedichte vor.

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