Linden von Paul Boldt

Mit Wald gepudert und Laternenschein,
Schreiten die Linden und ein paar Platanen
— Unter den Bäumen sind sie Kurtisanen —
Den Mädchenstrom Kurfürstendamm hinein.
 
Ihr Wäldermädchen mit den Laubfrisuren —
Man muß wohl Wind sein, um euch zu umarmen.
Hübsche Dryaden, träumt ihr von den Farmen
Am Strom und Wiesen zwischen Weizenfluren?
 
Den Pfeil von Glühlicht in dem grünen Haar,
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Aha! Ihr seid schon elegant geworden,
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Jüdinnen, — die ich liebte, ein Barbar,
 
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Im Blut Unwetter und den wilden Norden.
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Es schien der Mond, verlor sich ohne Rest,
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Jetzt liegt er da, ein Ei, im Wolkennest.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Linden“

Autor
Paul Boldt
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
92
Entstehungsjahr
1914
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht stammt von Paul Boldt, einem deutschen Expressionisten der 1900er Jahre. Boldt wurde am 31. Dezember 1885 geboren und starb am 16. März 1921.

Beim ersten Eindruck wirkt das Gedicht impressionistisch und atmosphärisch. Es scheint, als ob Boldt eine Szene auf den Straßen Berlins beschreibt, genauer gesagt auf dem Kurfürstendamm, einer bekannten Einkaufsstraße. Die Worte erzeugen ein bildhaftes und lebendiges Bild dieser Szene.

Inhaltlich thematisiert Boldt die Frauen auf dem Kurfürstendamm. Er verleiht ihnen durch seine poetischen Bilder eine fast mystische Qualität, indem er sie mit natürlichen Elementen wie Bäumen, Laub und Wind vergleicht. Die Frauen werden als Kurtisanen bezeichnet, was auf ihr Aussehen und ihr Verhalten hindeutet. Er stellt eine Verbindung zwischen den Frauen, die er beobachtet, und dem antiken Begriff der „Dryaden“ her - Nymphen, die in Bäumen leben. Er hinterfragt, ob diese modernen Frauen von ländlichen Gebieten träumen. Zudem erwähnt er die jüdische Herkunft einiger Frauen und bezeichnet sich selbst als Barbar, was auf seine rohe und ungezähmte Natur hinweist.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit einer wechselnden Anzahl von Versen. Die ersten beiden Strophen haben jeweils vier Verse, während die letzten beiden Strophen auf drei Verse reduziert sind. Die Sprache des Gedichts ist eher ungewöhnlich und metaphorisch, mit zahlreichen bildhaften Beschreibungen und Vergleichen. Insbesondere seine Verwendung von Naturbildern ist bemerkenswert, da sie den städtischen Kontext des Kurfürstendamm in ein neues Licht rückt.

Abschließend ist das Gedicht „Linden“ von Paul Boldt ein atmosphärisches und bildhaftes Werk, das die Frauen des frühen 20. Jahrhunderts mit natürlichen Elementen vergleicht und dabei den städtischen Raum in den Mittelpunkt stellt. Es ist eine Reflexion über Begehren, Natur und Urbanität.

Weitere Informationen

Paul Boldt ist der Autor des Gedichtes „Linden“. Geboren wurde Boldt im Jahr 1885 in Christfelde bei Preußisch-Friedland (Westpreußen). Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1914 zurück. In Leipzig ist der Text erschienen. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 92 Worte. Der Dichter Paul Boldt ist auch der Autor für Gedichte wie „Adieu Mädchenlachen!“, „Andere Jüdin“ und „Berlin“. Zum Autor des Gedichtes „Linden“ haben wir auf abi-pur.de weitere 49 Gedichte veröffentlicht.

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