An die Frauen von Rudolf Lavant
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Ging es nach jenen, die der Freiheit Spur |
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Von je verfolgt mit Stangen und mit Spießen, |
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So müßte sich die weibliche Natur |
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Dem heißen Hauch, dem Drang der Zeit verschließen, |
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So dürfte auch das „sittige" Geschlecht, |
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Dem gern des Hauses „stille Welt" sie lassen, |
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Um keinen Preis sich mit dem Kampf ums Recht |
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Und mit dem Sturm, der ringsum weht, befassen. |
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Sie wissen wohl, es wächst der Männer Mut, |
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Die Not des Zustands, den man schlau erklügelt, |
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wenn der Begeistrung wunderbare Glut |
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Aus Frauenaugen blitzt, die Frau beflügelt; |
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Wenn mit dem Mann, nicht gegen ihn sie sinnt |
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In dem gewalt'gen, schicksalsschweren Streite |
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Und wenn dem Ernst der Zeit sie abgewinnt |
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Nach heit'rer Frauenart die lust'ge Seite. |
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Und viel ist lustig, viel ist lächerlich |
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An dem Koloß, mit dem die Männer ringen; |
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Sie nehmen alles leicht zu feierlich, |
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Zu ernst und schwer an den verhaßten Dingen. |
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Da springe scherzend die Genossin ein |
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Mit ihrem Scharfblick, den wir nie erreichen, |
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Und lust'ge Schalkheit soll ihr Helfer sein, |
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Dem Mann die Falten von der Stirn zu streichen! |
Details zum Gedicht „An die Frauen“
Rudolf Lavant
3
24
174
nach 1860
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Dieses Gedicht stammt von Rudolf Lavant, einem deutschen Schriftsteller und Dichter, der vom 30. November 1844 bis zum 6. Dezember 1915 lebte. Es gehört daher zur Epoche des Realismus bzw. des beginnenden Naturalismus.
Der erste Eindruck des Gedichts ist, dass es insgesamt eine feministische Botschaft vermittelt, und zwar zur Zeit, als diese Themen noch nicht allgemein akzeptiert waren. Das lyrische Ich spricht die Chancengleichheit der Frauen an und ermutigt sie, sich nicht von traditionellen gesellschaftlichen Strukturen einschränken oder- gleichmachen zu lassen.
Inhaltlich kritisiert das lyrische Ich Menschen („jene“), die Frauen als schwächeres, „sittsames“ Geschlecht sehen und sie in ihren Möglichkeiten sowie in ihrer Rolle in der Gesellschaft einschränken möchten (Strophe 1). In der zweiten Strophe wird das starke, kampfbereite Potenzial der Frauen betont, das, sofern es genutzt wird, auch die Männer stärken kann. In der dritten Strophe argumentiert das lyrische Ich, dass Frauen die Fähigkeit haben, Probleme und Herausforderungen mit einem leichteren, heiteren Zugang zu bewältigen und somit die Last von den männlichen Schultern zu nehmen.
Das Gedicht hat keine festgelegte Reimstruktur. Es besteht aus drei Oktaven (Achtversblöcken), was eine klare formale Struktur vorgibt. Die Sprache ist recht formell und poetisch, was typisch für Lyrik aus dem 19. Jahrhundert ist. Außerdem ist eine gewisse Dramatik durch das wiederholte Bild der Auseinandersetzung und des Kampfes zu spüren.
Zusammenfassend vertritt das lyrische Ich in Rudolf Lavants „An die Frauen“ eine deutliche feministische Haltung. Es plädiert für die Stärke, Autonomie und Gleichstellung der Frauen und betont, dass diese nicht nur den Frauen selbst, sondern auch den Männern Vorteile bringen können.
Weitere Informationen
Rudolf Lavant ist der Autor des Gedichtes „An die Frauen“. Im Jahr 1844 wurde Lavant in Leipzig geboren. In der Zeit von 1860 bis 1915 ist das Gedicht entstanden. In Berlin ist der Text erschienen. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zuordnen. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 174 Worte. Die Gedichte „An unsere Feinde“, „An unsere Gegner“ und „An la belle France.“ sind weitere Werke des Autors Rudolf Lavant. Zum Autor des Gedichtes „An die Frauen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 96 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Rudolf Lavant sind auf abi-pur.de 96 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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