In der Heimat von Georg Trakl

Resedenduft durchs kranke Fenster irrt;
Ein alter Platz, Kastanien schwarz und wüst.
Das Dach durchbricht ein goldener Strahl und fließt
Auf die Geschwister traumhaft und verwirrt.
 
Im Spülicht treibt Verfallnes, leise girrt
Der Föhn im braunen Gärtchen; sehr still genießt
Ihr Gold die Sonnenblume und zerfließt.
Durch blaue Luft der Ruf der Wache klirrt.
 
Resedenduft. Die Mauern dämmern kahl.
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Der Schwester Schlaf ist schwer. Der Nachtwind wühlt
11 
In ihrem Haar, das mondner Glanz umspült.
 
12 
Der Katze Schatten gleitet blau und schmal
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Vom morschen Dach, das nahes Unheil säumt,
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Die Kerzenflamme, die sich purpurn bäumt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „In der Heimat“

Autor
Georg Trakl
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
94
Entstehungsjahr
1913
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Zunächst sollte festgestellt werden, dass das Gedicht „In der Heimat“ vom österreichischen Dichter Georg Trakl stammt. Trakl lebte von 1887 bis zu seinem frühen Tod 1914 und gehört damit zur Epoche des Expressionismus.

Schon beim ersten Lesen ist klar, dass „In der Heimat“ ein starkes Gefühl von Verfall und Melancholie vermittelt. Es scheint das Bild einer einmal vertrauten Landschaft darzustellen, die nun verlassen und düster wirkt. Der Titel lässt darauf schließen, dass das lyrische Ich sich in seine Kindheitsheimat zurück erinnert.

Im Detail fällt direkt auf, dass der Text von duftendem Resede, einem krank machenden Fenster, einem verfallenen Platz mit schwarzen, wüsten Kastanien und einem goldenden Strahl der durch ein Dach bricht und auf Verwirrung bei Geschwistern (Vers 1-4) handelt.

Im nächsten Abschnitt wird eine spiegelnde Lichtfläche beschrieben, in der der Verfall herrscht, ein Föhnwind in einem braunen Garten, eine Sonnenblume, die ihr Gold in der Sonne genießt und zerfällt, und eine Ruf der Wache, der durch die blaue Luft schrillt (Vers 5-8).

In den beiden letzten Strophen sind die dämmernden Mauern, der schlafende Schwester, der nächtliche Wind und der mondhelle Glanz in ihrem Haar eingefangen. Besonders auffällig ist der Schatten einer Katze, die von einem morschen Dach gleitet und die bedrohliche Stimmung einer bald eintretenden Katastrophe (Vers 9-14).

Formell ist das Gedicht in vier Strophen unterteilt, die ersten beiden bestehen aus vier und die beiden letzten aus drei Versen. Der formale Aufbau und die Sprache sind typisch für die Zeit des Expressionismus. Hervorstechend sind die krassen Farben und die starken Kontraste, wie beispielsweise der goldene Sonnenstrahl, der auf das dunkle, kranke Fenster trifft, sowie die Symbolik von Tod und Verfall.

Insgesamt kann man sagen, dass „In der Heimat“ ein intensives Bild von Heimatgefühl und Verlassenheit zeichnet und gleichzeitig die Schönheit und Vergänglichkeit des Lebens betont. Es zeigt die schwierige Auseinandersetzung des lyrischen Ichs mit dem Thema Heimat und Identität in einer sich rasch verändernden Welt. Diese Thematik ist typisch für das Werk Trakls und seine Epoche.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „In der Heimat“ des Autors Georg Trakl. Trakl wurde im Jahr 1887 in Salzburg geboren. 1913 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Expressionismus zu. Trakl ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 94 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Weitere Werke des Dichters Georg Trakl sind „Der Spaziergang“, „Die Bauern“ und „Die Raben“. Zum Autor des Gedichtes „In der Heimat“ haben wir auf abi-pur.de weitere 60 Gedichte veröffentlicht.

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