Namenlos von Felix Dörmann
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Ich habe nur ihr großes Herz gekannt |
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Und ihres teuren Leibes Paradies. - |
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Nicht weiß ich, wer sie war und wie sie hieß, |
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Denn ihren Namen hat sie nie genannt. |
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Doch auch den meinen wies sie stolz zurück: |
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"Ich brauch' ihn nicht! - In meiner Seele lebt |
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Für alle Zeit das namenlose Glück, |
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Mit der Erinnerung an Dich verwebt." - |
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Du bist ihr gleich, Du bräunlich blasses Kind. - |
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Dein tiefgelegnes, dunkles Auge rief |
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Vergangnes jach empor. - Ein Wirbelwind |
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Wühlt Alles auf, was tränenmüde schlief. |
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Und wieder flutet um das teure Bild |
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Der süßesten Erinnerungen Meer, |
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Und aus der Seele, stoßend, dumpf und schwer, |
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Ein fassungsloses Schluchzen bricht und quillt. |
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Manches Mal, in stillen Nächten, |
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Steigt mir noch Dein Bild empor |
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Und ich kann's nicht, kann's nicht fassen, |
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Daß ich Dich so ganz verlor. |
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Deine großen, braunen Augen, |
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Mit den Wimpern lang und schwer, |
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Blicken ganz noch wie vor Zeiten |
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Warm und innig zu mir her. |
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Als in jener dunklen Stunde |
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In das fremde Land Du gingst |
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Und zum allerletzten Male |
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Weinend mir am Halse hingst, |
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Damals hast Du mir versprochen: |
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"Hören wirst Du bald von mir" |
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Aber niemals kam ein Zeichen, |
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Niemals nur ein Gruß von Dir. |
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Wilder Schmerzen wüstes Toben |
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Hat in Wehmut sich gewandt, |
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Und im raschen Lauf der Tage |
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Selbst Dein Bild dem Geist entschwand. - |
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Manchmal nur in stillen Nächten |
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Steigt es mir noch heiß empor - |
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Und ich kann's nicht, kann's nicht fassen, |
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Daß ich Dich so ganz verlor. |
Details zum Gedicht „Namenlos“
Felix Dörmann
10
43
246
1870 - 1928
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Namenlos“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Felix Dörmann. Im Jahr 1870 wurde Dörmann in Wien geboren. In der Zeit von 1886 bis 1928 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus oder Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zuordnen. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 246 Wörter. Es baut sich aus 10 Strophen auf und besteht aus 43 Versen. Der Dichter Felix Dörmann ist auch der Autor für Gedichte wie „Abbadon triumphans“, „Die Willis“ und „Ein Abschied“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Namenlos“ weitere 89 Gedichte vor.
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