Die Sachsenschlacht von Rudolf Lavant

Auf hohem Roß in Sachsen saß
Der Bund und trieb’s am tollsten,
Es war der alten Sünden Maß
Im Sachsenland am vollsten.
Drum sind wir auch an Stimmen gleich
Gigantisch hier gewachsen –
Hurra, das rote Königreich!
Hurra, die roten Sachsen!
 
Man räumte auf mit dem Kartell
10 
Der sämtlichen Parteien.
11 
Es hub, als es gepackt beim Fell,
12 
Ein Winseln an und Schreien.
13 
Sie hatten sich so warm und weich
14 
Gebettet, gleich den Dachsen –
15 
Hurra, das rote Königreich!
16 
Hurra, die roten Sachsen!
 
17 
Man hatte ziemlich leichtes Spiel
18 
Mit dem Bediententrosse,
19 
Als ungestüm man überfiel
20 
Die morsche Staatskarosse.
21 
Die Deichsel brach auf einen Streich,
22 
Es splitterten die Achsen –
23 
Hurra, das rote Königreich!
24 
Hurra, die roten Sachsen!
 
25 
Tief ist der Sachsen Langmut Born,
26 
Kaum hört man ein Gebrumme,
27 
Doch dann geraten sie in Zorn,
28 
Verkauft man sie als Dumme.
29 
Gebrochen war alsbald der Deich,
30 
Sie machten keine Faxen –
31 
Hurra, das rote Königreich!
32 
Hurra, die roten Sachsen!
 
33 
Sie hatten eben klar durchschaut
34 
Den kolossalen Schwindel;
35 
Sie prügelten aus seiner Haut
36 
Das schuftige Gesindel.
37 
Und schickten das Kartell sogleich
38 
Heim mit zerbroch’nen Haxen –
39 
Hurra, das rote Königreich!
40 
Hurra, die roten Sachsen!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.4 KB)

Details zum Gedicht „Die Sachsenschlacht“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
187
Entstehungsjahr
nach 1860
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Sachsenschlacht“ stammt vom deutschen Schriftsteller und Journalisten Rudolf Lavant, der im späten 19. bis frühen 20. Jahrhundert lebte. Generell scheint das Gedicht in eine Epoche sozialer und politischer Unruhen eingebettet zu sein und könnte vor dem Hintergrund der Arbeiterbewegungen und des aufstrebenden Sozialismus verstanden werden.

Beim ersten Lesen des Gedichts wird eine rot-gefärbte, rebellierende Stimmung sichtbar, die in „vollster Blüte“ in Sachsen lokalisiert ist. Die wiederholte Bezugnahme auf Sachsen könnte ein Hinweis auf die Historie dieser Region als Zentrum von Arbeit, Industrie und politischem Aufruhr sein.

Der Inhalt des Gedichts dreht sich um eine gesellschaftliche Umwälzung, die durch das „lyrische Ich“ dargestellt wird. Die Schilderung ist kampflustig und rebellisch geprägt und richtet sich gegen ein „kartellähnliches“ System der etablierten Parteien, das als korrupt und unterdrückend dargestellt wird. Dabei ist die Sprache teilweise recht drastisch und roh, was auf die ernvollen Intention des „lyrischen Ichs“ zurückzuführen ist.

In formal-hinsicht präsentiert sich das Gedicht in fünf achteiligen, gleich aufgebauten Strophen, welche in einem regelmäßigem Reimschema abgefasst sind. Im Binnenreim wiederholt sich besonders die Zeile „Hurra, das rote Königreich! Hurra, die roten Sachsen!“, die nach jeder Strophe auftritt. Diese stellt das zentrale Motiv des Gedichts dar und betont die politische Ausrichtung in roten bzw. sozialistischen Zusammenhang.

Die Sprache des Gedichts ist eher schlicht und direkt, forciert von aktiven, kraftvollen Ausdrücken, was die kämpferische Botschaft des Textes unterstützt. Die Bildsprache bietet metaphorische Darstellungen, wie etwa die „morsche Staatskarosse“, welche die alte Ordnung repräsentiert, die vom „roten Königreich“ gestürzt wurde.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass das Gedicht „Die Sachsenschlacht“ ein politisches und gesellschaftskritisches Werk ist, das die Auflehnung gegen ein herrschendes System symbolisiert, das als ungerecht und korrupt empfunden wird. Dabei spiegelt es die industrielle und arbeiterorientierte Historie Sachsens wider und lässt sich in den Kontext sozialer und politischer Bewegungen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts einordnen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Die Sachsenschlacht“ ist Rudolf Lavant. Lavant wurde im Jahr 1844 in Leipzig geboren. Im Zeitraum zwischen 1860 und 1915 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 187 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 40 Versen. Weitere Werke des Dichters Rudolf Lavant sind „An den Kladderadatsch“, „An die Frauen“ und „An die alte Raketenkiste“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die Sachsenschlacht“ weitere 96 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Rudolf Lavant (Infos zum Autor)

Zum Autor Rudolf Lavant sind auf abi-pur.de 96 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.