Das erste Lied von Victor Blüthgen

Wer hat das erste Lied erdacht,
Das in die Lüfte scholl?
Der Frühling fand's in lauer Nacht,
Das Herz von Wonne voll;
Er sang es früh im Fliederbaum
Und schlug den Takt dazu:
?O Maienzeit, o Liebestraum,
Was ist so süß wie du?"
 
Da kamen Mück' und Käferlein,
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Waldvöglein sonder Zahl,
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Die übten sich die Weise ein
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Wohl an die tausend Mal.
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Sie trugen's durch den Himmelsraum
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Und durch die Waldesruh:
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?O Maienzeit, o Liebestraum,
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Was ist so süß wie du?"
 
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Mir sang's am Bach die Nachtigall,
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Da ward mir wonnig weh;
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Nun folgt das Lied mir überall
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Durch Duft und Blütenschnee.
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Ich pflück' den Zweig vom FLiederbaum
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Und sing' es immerzu:
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?O Maienzeit, o Liebestraum,
24 
Was ist so süß wie du?"
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Das erste Lied“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
122
Entstehungsjahr
1844 - 1920
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Das erste Lied“ stammt von Victor Blüthgen, einem deutschen Schriftsteller und Dichter, der von 1844 bis 1920 lebte. Damit lässt sich das Werk im Kontext der deutschen Spätromantik einordnen, einer Epoche, die sich unter anderem durch eine ideale Darstellung der Natur und Betonung der menschlichen Gefühle auszeichnet.

Schon auf den ersten Blick fällt auf, dass das Gedicht einen äußerst naturverbundenen und frühlingshaften Charakter hat. Es sind der Frühling und die Schönheit der detailreich beschriebenen Natur, die das lyrische Ich zum Singen bewegen. Dabei greifen die Verse stets auf die Wiederholung des Refrains „O Maienzeit, o Liebestraum, Was ist so süß wie du?“ zurück, welcher eine romantische und sehnsuchtsvolle Stimmung ausdrückt.

Inhaltlich wird im ersten Vers das lyrische Ich eingeführt, das sich fragt, wer das erste Lied erfunden hat. Es antwortet selbst, dass es der Frühling war, der dieses Lied fand und es fröhlich sang. Die Tiere, wie Mücken, Käfer und viele Waldvögel, lauschten dem Lied und trugen es weiter. In der letzten Strophe berichtet das lyrische Ich, dass ihm die Nachtigall dieses Lied am Bach vorgesungen hat und dieses Lied ihm seitdem überallhin folgt.

In Sachen Form und Sprache zeigt sich das Gedicht in einer klaren und eingängigen Struktur. Jede der drei Strophen besteht aus jeweils acht Versen, die sich wiederum in jeweils vier Reimpaare unterteilen. Auffallend ist die regelmäßige Wiederholung des Refrains „O Maienzeit, o Liebestraum, Was ist so süß wie du?“ am Ende jeder Strophe, was dem Gedicht einen Liedcharakter gibt und somit der Thematik des ersten erdachten Liedes entspricht. Sprachlich und stilistisch setzt das Gedicht auf eine sehr bildhafte, naturverliebte Darstellung mit romantischen Motiven. Worte wie „Fliederbaum“, „Maienzeit“, „Waldesruh“ oder „Blütenschnee“ versetzen den Leser in eine idyllische Frühlingslandschaft und erwecken eine romantisch-verträumte Atmosphäre.

Weitere Informationen

Victor Blüthgen ist der Autor des Gedichtes „Das erste Lied“. Blüthgen wurde im Jahr 1844 in Zörbig geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1860 bis 1920 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus oder Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zugeordnet werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das vorliegende Gedicht umfasst 122 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Der Dichter Victor Blüthgen ist auch der Autor für Gedichte wie „Ach, wer doch das könnte!“, „Auf der Düne“ und „Schneckenlied“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Das erste Lied“ keine weiteren Gedichte vor.

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