O frage nicht von Robert Eduard Prutz

O frage nicht,
Was auf des Auges stillem Grunde,
Mir oft wie eine Thräne bebt,
Was schüchtern oft zu meinem Munde
Wie ein verstohl'ner Seufzer schwebt!
Es ist ein Wort, unausgesprochen,
Ein selig goldnes Traumgesicht,
Und nur mein Blick, mein Herzenspochen
Verrät es dir - o frage nicht!
 
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O frage nicht,
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Was ruhelos in deiner Nähe
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Mich wie ein Zauber mächtig bannt,
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Warum ich dennoch seitwärts stehe,
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Wenn du mich lächelnd kaum erkannt!
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Von Schmetterlingen rings umgaukelt,
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Genährt vom ersten Sonnenlicht,
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Ein Röschen du, vom West geschaukelt,
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Entblättert' ich - o frage nicht!
 
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O frage nicht,
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Zu welcher frühen Sonnenwende
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Mein kurzes Leben sich gesenkt,
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Zu welchem Abgrund, welchem Ende
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Mein müder Fuß herunterlenkt!
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Dir sei die Welt ein ew'ger Morgen
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Voll Maienglanz und Duft und Licht;
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Was Schmerzen sind, dir sei's verborgen;
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Leb' wohl, vergiß - und frage nicht!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.8 KB)

Details zum Gedicht „O frage nicht“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
27
Anzahl Wörter
140
Entstehungsjahr
1816 - 1872
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „O frage nicht“ stammt von Robert Eduard Prutz, einem deutschen Dichter, Journalist und Literaturkritiker des 19. Jahrhunderts. Er gilt als bedeutender Vertreter der Freiheitsdichtung der 48er Revolution. Dieses Werk könnte zeitlich in die Mitte seines Schaffens eingeordnet werden.

Bereits beim ersten Lesen fällt auf, dass das Gedicht eine melancholische, eher traurige Atmosphäre aufweist. Ein wesentlicher Aspekt des Gedichts ist die Wiederholung des Satzes „O frage nicht“. Damit wird eine gewisse Geheimhaltung und Unsicherheit von Gefühlen und Umständen angesprochen, die das lyrische Ich nicht direkt aussprechen will.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht um das lyrische Ich, welches eine tiefe Zuneigung und Vielleicht sogar Liebe zu einer anderen Person empfindet. Diese Gefühle sind aber so intensiv und möglicherweise schmerzhaft, dass es sie nicht aussprechen kann und auch nicht will, dass die andere Person sie erkennt. Es geht auch darum, dass das lyrische Ich möglicherweise eine gewisse Melancholie und Lebensmüdigkeit fühlt, die es ebenfalls lieber verborgen halten möchte.

Das Gedicht ist dreistrophig aufgebaut, wobei jede Strophe aus neun Versen besteht. Die Sprache des Gedichts ist sehr poetisch und bildreich mit Symbolen und Metaphern wie zum Beispiel „Thräne“, „Seufzer“, „Traumgesicht“, „Schmetterlinge“, „Sonnenlicht“, „Röschen“.

Insgesamt vermittelt „O frage nicht“ eine tiefgreifende Melancholie, Sehnsucht und Unsicherheit. Es zeigt die innere Zerrissenheit des lyrischen Ichs und dessen Kampf, bestimmte Emotionen für sich zu behalten. Sprachlich und formal spiegeln die Wiederholungen und die sanfte, bildreiche Diktion diese emotionale Tiefe und Komplexität wider.

Weitere Informationen

Das Gedicht „O frage nicht“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Robert Eduard Prutz. Der Autor Robert Eduard Prutz wurde 1816 in Stettin geboren. In der Zeit von 1832 bis 1872 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zu. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 27 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 140 Worte. Weitere Werke des Dichters Robert Eduard Prutz sind „Um Mitternacht“, „Reue“ und „Fahre wohl!“. Zum Autor des Gedichtes „O frage nicht“ haben wir auf abi-pur.de weitere 10 Gedichte veröffentlicht.

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