Reue von Robert Eduard Prutz

Ich weiß es wohl, ich hab' dich oft gekränkt,
Wenn rascher Zorn mein heißes Blut verführte;
Mit Thränen oft hast du vor mir gesenkt
Den holden Blick, der jeden andern rührte;
Demütig oft, mit mädchenhaftem Zagen,
Hast du die Händchen auf die Brust gelegt;
Oft hat ein Hauch von Bitten, nicht von Klagen
Die Lippen flüsternd dir bewegt.
 
Ich aber stand, verblendet und bethört,
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Vom Flug der Furien wie Orest umflogen,
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Und riesenhoch, vom wilden Sturm empört,
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Schwoll mir das Herz in ungestümen Wogen.
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Ich sah dich weinen, sinken und erblassen,
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Ich stand und sah's und wandte das Gesicht;
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Nach meiner Hand sah ich dich flehend fassen,
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Und ich stand und sah's und reichte sie dir nicht!
 
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Jetzt ist's vorbei! Nur nachts durch meinen Traum
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Seh' ich ein liebes, bleiches Bildnis schreiten,
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So ernst, so still - o Gott, ich kenn' es kaum,
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Und doch gemahnt mich's an vergangne Zeiten!
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Ich fahr' empor, ich möchte niederknieen,
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Um Gnade nur das holde Bild zu flehn
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Es winkt, es neigt sich, mich emporzuziehen
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Vorbei! vorbei! Ich soll dich nie mehr sehn!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.6 KB)

Details zum Gedicht „Reue“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
179
Entstehungsjahr
1816 - 1872
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Reue“ stammt aus der Feder des Dichters Robert Eduard Prutz, einem Autor des 19. Jahrhunderts, der von 1816 bis 1872 lebte. Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht emotional aufgeladen und wird vom Gefühl der Reue dominiert.

Der Inhalt des Gedichts lässt sich in drei thematische Abschnitte unterteilen. In der ersten Strophe blickt das lyrische Ich auf seine vergangenen Handlungen zurück und gesteht sich ein, dass es durch rücksichtsloses Verhalten eine geliebte Person verletzt hat. In der zweiten Strophe findet eine Selbstreflexion statt. Hier wird klar, dass das lyrische Ich in der Vergangenheit blind und getrieben von innerem Unruhe war und somit die Gefühle der geliebten Person verkannte. Die dritte und abschließende Strophe nimmt eine melancholischere Stimmung an, da das lyrische Ich Trauer und Schmerz empfindet, da die geliebte Person nun unaufhaltsam abwesend und wahrscheinlich verstorben ist.

In Bezug auf die Form des Gedichts besteht es aus drei Strophen mit jeweils acht Versen, was eine symmetrische Struktur schafft und somit eine gewisse Ordnung in die emotionalen Verwirrungen bringt. Die Sprache ist klassisch romantisch und reich an Metaphern und bildlichen Ausdrücken, wobei insbesondere die Beschreibungen von Emotionen und Zuständen bemerkenswert sind.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Ausdruck der Reue im Gedicht nicht nur die individuelle Schuldgefühle und Trauer des lyrischen Ichs zeigt, sondern auch die universelle menschliche Erfahrung der Reue, die aus Schmerz, Bedauern und dem Wunsch nach Wiederherstellung herrührt.

Weitere Informationen

Robert Eduard Prutz ist der Autor des Gedichtes „Reue“. 1816 wurde Prutz in Stettin geboren. Zwischen den Jahren 1832 und 1872 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zugeordnet werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 179 Worte. Der Dichter Robert Eduard Prutz ist auch der Autor für Gedichte wie „Ich wills dir nimmer sagen“ und „Das Mädchen spricht“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Reue“ weitere 10 Gedichte vor.

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