Heilge Nacht, auf Engelschwingen von Robert Eduard Prutz

Heil'ge Nacht, auf Engelschwingen
Nahst du leise dich der Welt,
Und die Glocken hör' ich klingen,
Und die Fenster sind erhellt.
Selbst die Hütte trieft von Segen,
Und der Kindlein froher Dank
Jauchzt dem Himmelskind entgegen,
Und ihr Stammeln wird Gesang.
 
Mit der Fülle süßer Lieder,
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Mit dem Glanz um Thal und Höh'n,
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Heil'ge Nacht, so kehrst du wieder,
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Wie die Welt dich einst gesehn,
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Da die Palmen lauter rauschten
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Und, versenkt in Dämmerung,
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Erd' und Himmel Worte tauschten,
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Worte der Verkündigung;
 
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Da, mit Purpur übergossen,
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Aufgethan von Gottes Hand,
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Alle Himmel sich erschlossen,
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Glänzend über Meer und Land;
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Da, den Frieden zu verkünden,
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Sich der Engel niederschwang,
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Auf den Höhen, in den Gründen
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Die Verheißung wiederklang;
 
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Da, der Jungfrau Sohn zu dienen,
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Fürsten aus dem Morgenland
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In der Hirten Kreis erschienen,
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Gold und Myrrhen in der Hand;
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Da mit seligem Entzücken
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Sich die Mutter niederbog,
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Sinnend aus des Kindes Blicken
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Nie gefühlte Freude sog.
 
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Heil'ge Nacht, mit tausend Kerzen
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Steigst du feierlich herauf,
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O so geh' in unsern Herzen,
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Stern des Lebens, geh' uns auf!
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Schau', im Himmel und auf Erden
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Glänzt der Liebe Rosenschein:
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Friede soll's noch einmal werden
40 
Und die Liebe König sein!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.7 KB)

Details zum Gedicht „Heilge Nacht, auf Engelschwingen“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
196
Entstehungsjahr
1816 - 1872
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Der Verfasser des Gedichts „Heil'ge Nacht, auf Engelschwingen“ ist Robert Eduard Prutz, ein deutscher Schriftsteller und Literaturkritiker, der von 1816 bis 1872 lebte. Er gehört damit zur Epoche des Vormärz und der Revolution von 1848/49, also einer Phase, die von sozialpolitischen Veränderungen geprägt war. Allerdings hat er sich in seinen Werken auch religiösen Themen gewidmet, was sich auch in diesem Gedicht zeigt.

Beim ersten Lesen erzeugt das Gedicht eine festliche und spirituelle Atmosphäre. Es geht darum, wie die heilige Nacht mit Engelsflügeln leise an die Welt herantritt und Glocken läuten lässt. Fenster sind erleuchtet und sogar die einfachsten Hütten sind voller Segen. Kinder, die in dieser Nacht geboren sind, singen Danklieder. Die Nacht kehrt zurück mit süßen Liedern und Glanz, wie sie einmal auf der Welt gesehen worden ist. Worte des Friedens werden zwischen Himmel und Erde ausgetauscht. Und zum Ende des Gedichts bitten die Sprecher darum, dass der „Stern des Lebens“ in ihren Herzen aufgehen soll und dass Liebe und Frieden noch einmal herrschen sollen.

Das lyrische Ich scheint, die spirituelle Bedeutung der Weihnachtsnacht zu erfassen und zu feiern. Er stellt sich die Weihnachtsnacht als eine Art heiligen Boten vor, der mit Engelsflügeln herankommt und den Menschen Frieden und Freude bringt. Die wiederkehrende Nacht erinnert an das erste Weihnachten, als die Engel den Hirten die Geburt Jesu ankündigten. Es besteht eine starke Sehnsucht nach Frieden und Liebe, die durch die Metapher „Stern des Lebens“ ausgedrückt wird.

Formal handelt es sich um ein in fünf Strophen zu je acht Versen unterteiltes Gedicht. Jede Strophe wird durch eine Pause von den anderen getrennt, was den Wechsel der Szenerie oder den Fortschritt der Geschichte deutlich macht. Die Sprache des Gedichts ist bildreich und emotional und weist eine Reihe von Metaphern und allegorischen Anspielungen auf, die dem Gedicht eine tiefere Bedeutung verleihen. So steht beispielsweise „die Nacht auf Engelsflügeln“ für die spirituelle Bedeutung der Weihnachtsnacht und der „Stern des Lebens“ für die Hoffnung auf Frieden und Liebe.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieses weihnachtliche Gedicht die romantische und spirituelle Atmosphäre der Heiligen Nacht einfängt und zugleich die Sehnsucht nach Frieden und Liebe ausdrückt. Dabei verwendet der Autor eine bildreiche und emotional ansprechende Sprache, die das Gedicht zu einem wirkungsvollen lyrischen Kunstwerk macht.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Heilge Nacht, auf Engelschwingen“ ist Robert Eduard Prutz. Prutz wurde im Jahr 1816 in Stettin geboren. Zwischen den Jahren 1832 und 1872 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zugeordnet werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 196 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 40 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Robert Eduard Prutz sind „Ich wills dir nimmer sagen“ und „Das Mädchen spricht“. Zum Autor des Gedichtes „Heilge Nacht, auf Engelschwingen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 10 Gedichte vor.

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