Um Mitternacht von Robert Eduard Prutz

Um Mitternacht, in ernster Stunde,
Tönt oft ein wundersamer Klang;
's ist wie aus liebem Muttermunde
Ein freundlich tröstender Gesang.
 
In süßen, unbelauschten Thränen
Löst er des Herzens lange Pein,
Und alles unmutvolle Sehnen
Und allen Kummer wiegt er ein.
 
Als käm der Mai des Lebens wieder,
10 
Regt sich 's im Herzen wunderbar:
11 
Da quellen Töne, keimen Lieder,
12 
Da wird die Seele jung und klar.
 
13 
So tönet oft das stille Läuten,
14 
Doch ich versteh' die Weise nie;
15 
Und nur mitunter möcht' ich's deuten,
16 
Als wär's der Kindheit Melodie.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Um Mitternacht“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
88
Entstehungsjahr
1816 - 1872
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das analysierte Gedicht trägt den Titel „Um Mitternacht“ und stammt von Robert Eduard Prutz, welcher von 1816 bis 1872 lebte. Dies lässt sich zeitlich der Epoche des Vormärz bzw. der Biedermeierzeit zuordnen, die durch positive Rückblicke auf die Kindheit und die Jugend geprägt waren.

Beim ersten Lesen erzeugt das Gedicht einen melancholischen sowie zugleich tröstlichen Eindruck. Die Strophen scheinen Emotionen von Nostalgie, Sehnsucht und innere Heilung zu durchlaufen.

Inhaltlich schildert das lyrische Ich, dass es in der tiefen Nacht einen wundersamen und tröstenden Klang vernimmt. Dieser Klang wird mit dem tröstenden Gesang aus dem „lieben Muttermund“ verglichen und löst tiefe Emotionen aus. Er hilft dabei, Kummer und Schmerz zu lindern und nostalgische Gefühle für die Vergangenheit und die verlorene Kindheit zu wecken. Jedoch ist das lyrische Ich sich nicht sicher über die Bedeutung dieses Klangs und kann ihn nur teils deuten. Es deutet an, dass es Kinderliedern ähneln könnte.

Formal besteht das Gedicht aus vier vierversigen Strophen, es folgt also einem strukturierten, geordneten Aufbau. Jede Strophe bildet dabei einen eigenen Gedankengang ab. Sprachlich findet sich in dem Gedicht eine klare und direkte Ausdrucksweise, wobei dennoch metaphorische Bilder und Vergleiche („wie aus liebem Muttermunde“, „Als käm der Mai des Lebens wieder“) eingesetzt werden. Im letzten Vers „Als wär’s der Kindheit Melodie“ kommt das Hauptthema des Gedichts zusammen – die Nostalgie und der Wunsch, erneut ein Kind zu sein.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht „Um Mitternacht“ von Robert Eduard Prutz die nächtliche Stille, die Vergänglichkeit des Lebens und die tiefe Sehnsucht nach einer unbeschwerten Kindheit in einer emotional und sprachlich ansprechenden Weise ausdrückt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Um Mitternacht“ des Autors Robert Eduard Prutz. Geboren wurde Prutz im Jahr 1816 in Stettin. Das Gedicht ist in der Zeit von 1832 bis 1872 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zugeordnet werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 88 Worte. Robert Eduard Prutz ist auch der Autor für Gedichte wie „O frage nicht“, „Vorsatz“ und „Nachtstille“. Zum Autor des Gedichtes „Um Mitternacht“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 10 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Robert Eduard Prutz (Infos zum Autor)

Zum Autor Robert Eduard Prutz sind auf abi-pur.de 10 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.