Das Lächeln der Mona Lisa von Kurt Tucholsky

Ich kann den Blick nicht von dir wenden.
Denn über deinem Mann vom Dienst
hängst du mit sanft verschränkten Händen
und grienst.
 
Du bist berühmt wie jener Turm von Pisa,
dein Lächeln gilt für Ironie.
Ja … warum lacht die Mona Lisa?
Lacht sie über uns, wegen uns, trotz uns, mit uns, gegen uns –
oder wie –?
 
10 
Du lehrst uns still, was zu geschehn hat.
11 
Weil uns dein Bildnis, Lieschen, zeigt:
12 
Wer viel von dieser Welt gesehn hat –
13 
der lächelt,
14 
legt die Hände auf den Bauch
15 
und schweigt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Das Lächeln der Mona Lisa“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
15
Anzahl Wörter
86
Entstehungsjahr
1928
Epoche
Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit,
Exilliteratur

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Das Lächeln der Mona Lisa“ wurde von Kurt Tucholsky verfasst. Tucholsky war ein deutscher Schriftsteller und Publizist, der von 1890 bis 1935 lebte und arbeitete. Er war ein prominenter Vertreter der Weimarer Republik und ist bekannt für seine scharfen satirischen Texte und Gedichte. Dieses Gedicht kann in die Zeit der 1920er Jahre eingeordnet werden, einer Zeit großer sozialer und politischer Veränderungen in Deutschland.

Der erste Eindruck beim Lesen des Gedichts ist eine Mischung aus Bewunderung und Unbehagen. Das lyrische Ich betrachtet das berühmte Gemälde der Mona Lisa und spricht von einem nicht definierbaren, ironischen Lächeln, das sowohl faszinierend als auch beunruhigend ist.

Inhaltlich befasst sich das Gedicht mit der Frage, was das mysteriöse Lächeln der Mona Lisa bedeutet. Das lyrische Ich fragt, ob sie über uns, wegen uns, trotz uns, mit uns oder gegen uns lacht – und lässt diese Frage bewusst offen.

Die Aussage des lyrischen Ichs scheint eine philosophische zu sein: Wer viel von der Welt gesehen hat, der reagiert auf sie nicht mehr mit lauten Worten, sondern mit einem stillen Lächeln und Schweigen. Vielleicht möchte das lyrische Ich damit sagen, dass Erfahrung und Weisheit dazu führen, mehr zuzusehen und zu reflektieren, als laut und vorschnell zu urteilen.

In Form und Sprache zeichnet sich das Gedicht durch eine klare, einfache Sprache und eine geregelte Versstruktur aus. Es besteht aus drei Strophen mit vier, fünf und sechs Versen. Die Sprache ist direkt und unverschnörkelt, was im Kontrast zu dem mysteriösen und unergründlichen Thema des Gedichts steht – das Lächeln der Mona Lisa.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht „Das Lächeln der Mona Lisa“ von Kurt Tucholsky eine interessante Reflexion über die Geheimnisse der Welt und die Art und Weise, wie wir auf sie reagieren, darstellt. Dabei verbindet es auf eine gelungene Weise Einfachheit und Tiefe in Sprache und Inhalt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Das Lächeln der Mona Lisa“ des Autors Kurt Tucholsky. Der Autor Kurt Tucholsky wurde 1890 in Berlin geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1928 entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit oder Exilliteratur zuordnen. Bei dem Schriftsteller Tucholsky handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Wichtigen Einfluss auf die Literatur der Weimarer Republik nahmen der Erste Weltkrieg und die daraufhin folgende Entstehung der Weimarer Republik. Bei der Neuen Sachlichkeit war der Inhalt der Texte wichtiger als die Form. Die Autoren dieser Bewegung wollten mit ihren Texten möglichst viele Menschen aus allen sozialen Schichten ansprechen. Aus diesem Grund wurden die Texte in einer alltäglichen Sprache verfasst und wurden oft im Stile einer dokumentarisch-exakten Reportage geschrieben. Die Freiheit von Wort und Schrift war zwar verfassungsmäßig garantiert, doch bereits 1922 wurde nach der Ermordung von Walter Rathenau das Republikschutzgesetz erlassen, das diese Freiheit wieder einschränkte. Viele Schriftsteller litten unter dieser Zensur. Dieses Gesetz wurde in der Praxis nur gegen linke Autoren angewandt, nicht aber gegen rechte, die zum Beispiel in ihren Werken offen Gewalt verherrlichten. Das 1926 erlassene Schund- und Schmutzgesetz setze den Schriftstellern dieser Zeit noch mal verstärkt Grenzen. 1931 trat die Pressenotverordnung in Kraft, dadurch waren die Beschlagnahmung von Schriften und das Verbot von Zeitungen über mehrere Monate hinweg möglich geworden.

Im Laufe der Geschichte gab es immer wieder Autoren, die ins Exil gehen, also ihre Heimat verlassen mussten. Dies geschah insbesondere zu Zeiten des Nationalsozialismus. Die Exilliteratur geht aus diesem Umstand hervor. Der Ausgangspunkt der Exilbewegung Deutschlands war der Tag der Bücherverbrennung am 30. Mai 1933. Die Exilliteratur der Literaturgeschichte Deutschlands bildet eine eigene Literaturepoche und folgt auf die Neue Sachlichkeit der Weimarer Republik. Die Themen der Exilliteratur Deutschlands lassen sich zunächst in zwei Gruppen einteilen. Einige Schriftsteller fühlten sich in ihrer neuen Heimat nicht zu Hause, hatten Heimweh und wollten einfach in ihr altes Leben vor dem Nationalsozialismus zurückkehren. Oft konnten sie im Ausland nicht mehr ihrer Arbeit als Schriftsteller nachgehen, da sie nur in deutscher Sprache schreiben konnten, was im Ausland aber niemand verstand. Heimweh und ihre Liebe zum Mutterland sind die Themen in ihren Werken. Andere Schriftsteller wollten sich gegen Nazideutschland wehren. Man wollte zum einen die Welt über die Grausamkeiten in Deutschland aufklären. Zum anderen aber auch den Widerstand unterstützen. Spezielle formale Merkmale weist die Exilliteratur nicht auf. Die Exilliteratur weist häufig einen Pluralismus der Stile (Realismus und Expressionismus), eine kritische Betrachtung der Wirklichkeit und eine Distanz zwischen Werk und Leser oder Publikum auf. Sie hat häufig die Absicht zur Aufklärung und möchte gesellschaftliche Entwicklungen aufzeigen (wandelnder Mensch, Abhängigkeit von der Gesellschaft).

Das Gedicht besteht aus 15 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 86 Worte. Kurt Tucholsky ist auch der Autor für Gedichte wie „All people on board!“, „Also wat nu – ja oder ja?“ und „An Lukianos“. Zum Autor des Gedichtes „Das Lächeln der Mona Lisa“ haben wir auf abi-pur.de weitere 136 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Kurt Tucholsky

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Kurt Tucholsky und seinem Gedicht „Das Lächeln der Mona Lisa“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Kurt Tucholsky (Infos zum Autor)

Zum Autor Kurt Tucholsky sind auf abi-pur.de 136 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.