An Peter Panter von Kurt Tucholsky

Peter Panter, Mitarbeiter!
Steig doch auf die hohe Leiter!
Singe doch von aktuellen
Zeitgenossenzwischenfällen!
 
Laß die Liebe, laß die Damen
mit dem freundlich blonden Namen;
laß die bunten Busentücher –
und vor allem: laß die Bücher!
 
Laß sie Bücher schreiben, drucken –
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wozu da hinuntergucken!
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Frisch! hinein ins volle Leben!
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Aktuell mußt du dich geben!
 
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Sieh mich an! Fast jede Woche
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pfeif ich auf dem Flötenloche:
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Reichstag, Wahlrecht, Osten, Westen,
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Presse, Orden, Schweinemästen –!
 
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Tanz die nationale Runde!
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Kennst du das Gebot der Stunde?
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Höcker macht das viel gewandter,
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Peter Panter, Peter Panter!
 
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Du mußt aktueller schwätzen,
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und man wird dich höher schätzen!
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Lerne du im Hurraschrein:
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man darf nicht beschaulich sein.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „An Peter Panter“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
109
Entstehungsjahr
1919
Epoche
Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit,
Exilliteratur

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An Peter Panter“ stammt von Kurt Tucholsky, einem deutschen Journalisten und Schriftsteller, der von 1890 bis 1935 lebte. Er hat das Gedicht also in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verfasst, einer Zeit großer gesellschaftspolitischer Veränderungen und Unruhen.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht wie ein humorvoller und geselliger Aufruf an Tucholskys Alter Ego, Peter Panter, aktiver zu werden und sich mehr mit den laufenden Geschehnissen auseinanderzusetzen. Das lyrische Ich fordert Peter Panter auf, seine Bücher beiseite zu legen und seine Aufmerksamkeit auf die aktuellen Ereignisse zu richten.

Jedoch besteht zwischen den Zeilen eine subtile Kritik an der Gesellschaft und deren Einfluss auf die Meinungsbildung der Menschen. Tucholsky, der selbst ein scharfer Kritiker seiner Zeit war, könnte hier durch das lyrische Ich seine Frustration darüber zum Ausdruck bringen, dass die Menschen mehr Wert auf Aktualität legen, als auf Gründlichkeit und Nachdenklichkeit.

Formal ist das Gedicht in sechs Strophen mit je vier Versen strukturiert. Der Rhythmus ist durchgängig und die Reime sind klar, was dem Gedicht einen leichten und singenden Ton gibt. Allerdings bricht er diese Leichtigkeit immer wieder durch den Einwurf ernsthafter und politischer Themen wie „Reichstag, Wahlrecht, Osten, Westen“.

Die Sprache des Gedichts ist klar und direkt. Tucholsky verwendet einfache Ausdrücke und kurze Sätze. Satirisch spiegelt er damit vielleicht das sprachliche Niveau derjenigen wider, die er kritisiert und die sich eher von Schlagzeilen als von Büchern beeinflussen lassen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht „An Peter Panter“ nicht nur ein Ausdruck von Tucholskys Humor, sondern auch seiner Frustration und seiner Kritik an der Gesellschaft seiner Zeit ist. Es fordert dazu auf, nicht nur aktuell, sondern auch bedacht und aufmerksam zu sein.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „An Peter Panter“ ist Kurt Tucholsky. Der Autor Kurt Tucholsky wurde 1890 in Berlin geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1919 entstanden. Der Erscheinungsort ist Charlottenburg. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit oder Exilliteratur kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Tucholsky handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Wichtigen geschichtlichen Einfluss auf die Literatur der Weimarer Republik hatten der Erste Weltkrieg von 1914-1918 und die daraufhin folgende Entstehung und der Fall der Weimarer Republik. Die Neue Sachlichkeit in der Literatur der Weimarer Republik ist von Nüchternheit und distanzierter Betrachtung der Welt gekennzeichnet und politisch geprägt. Es wurde eine alltägliche Sprache verwendet um mit den Texten so viele Menschen wie möglich anzusprechen. Viele Schriftsteller litten unter der Zensur in der Weimarer Republik. Im Jahr 1922 wurde nach einem Attentat auf den Reichsaußenminister das Republikschutzgesetz erlassen, das die zunächst verfassungsmäßig garantierte Freiheit von Wort und Schrift in der Weimarer Republik deutlich einschränkte. Dieses Gesetz wurde in der Praxis nur gegen linke Autoren angewandt, nicht aber gegen rechte, die zum Beispiel in ihren Werken offen Gewalt verherrlichten. Das 1926 erlassene Schund- und Schmutzgesetz setze den Schriftstellern dieser Zeit noch mal verstärkt Grenzen. 1931 trat die Pressenotverordnung in Kraft, dadurch waren die Beschlagnahmung von Schriften und das Verbot von Zeitungen über mehrere Monate hinweg möglich geworden.

Zur Zeit des Nationalsozialismus mussten viele Autoren ins Ausland fliehen. Dort entstand die sogenannte Exilliteratur. Ausgangspunkt der Exilbewegung ist der Tag der Bücherverbrennung im Jahr 1933 im nationalsozialistischen Deutschland. Alle nicht-arischen Werke wurden verboten und symbolträchtig verbrannt. In Folge dessen flohen viele Schriftsteller aus Deutschland ins Ausland. Die Exilliteratur der Literaturgeschichte Deutschlands bildet eine eigene Literaturepoche und folgt auf die Neue Sachlichkeit der Weimarer Republik. Themen wie Verlust der eigenen Kultur, existenzielle Probleme, Sehnsucht nach der Heimat oder Widerstand gegen den Nationalsozialismus sind typisch für diese Literaturepoche. Bestimmte formale Merkmale lassen sich jedoch nicht finden. Allerdings gab es einige neue Gattungen, die in dieser Epoche geboren wurden. Das epische Theater von Bertolt Brecht oder auch die historischen Romane waren neue literarische Textsorten. Aber auch Flugblätter und Radioreden der Widerstandsbewegung sind hierbei als neue Textsorten erwähnenswert. Oftmals wurden die Texte auch getarnt, so dass sie trotz Zensur nach Deutschland gebracht werden konnten. Dies waren dann die sogenannten Tarnschriften.

Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 109 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Kurt Tucholsky sind „An das Publikum“, „An die Meinige“ und „An einen garnisondienstfähigen Dichter“. Zum Autor des Gedichtes „An Peter Panter“ haben wir auf abi-pur.de weitere 136 Gedichte veröffentlicht.

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