’s ist Krieg! von Kurt Tucholsky

Die fetten Hände behaglich verschränkt
vorn über der bauchigen Weste,
steht Einer am Lager und lächelt und denkt:
„’s ist Krieg! Das ist doch das Beste!
Das Leder geräumt, und der Friede ist weit.
Jetzt mach in anderen Chosen –
Noch ist die blühende, goldene Zeit!
Noch sind die Tage der Rosen!“
 
Franz von der Vaterlandspartei
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klatscht Bravo zu donnernden Reden.
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Ein ganzer Held – stets ist er dabei,
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wenn sich Sprecher im Saale befehden.
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Die Bezüge vom Staat, die Nahrung all right –
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laß Stürme donnern und tosen –
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Noch ist die blühende, goldene Zeit!
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Noch sind die Tage der Rosen!
 
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Tage der Rosen! Regierte sich je
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so leicht und bequem wie heute?
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Wir haben das Prae und das Portepee
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und beherrschen geduckte Leute.
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Wir denken an Frieden voll Ängstlichkeit
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mit leider gefüllten Hosen –
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Noch …
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Noch ist die goldene, die blühende Zeit!
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Noch sind die Tage der Rosen!

Erste Veröffentlichung in: Weltbühne, am 31. Juli 1919

Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.1 KB)

Details zum Gedicht „’s ist Krieg!“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
25
Anzahl Wörter
145
Entstehungsjahr
1919
Epoche
Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit,
Exilliteratur

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „’s ist Krieg!“ von Erich Mühsam kritisiert die Einstellung derjenigen, die von Krieg und Macht profitieren und den Frieden fürchten. Erich Mühsam war ein deutscher Anarchist und Schriftsteller, der für seine politischen und sozialen Schriften bekannt war.

Im Gedicht beschreibt der Sprecher eine Person, die mit behaglich verschränkten Händen vor seiner bauchigen Weste steht und sich über den Krieg freut, weil er seine Arbeit erleichtert. Der Sprecher beschreibt auch einen Mann namens Franz von der Vaterlandspartei, der begeistert applaudieren und Reden halten kann, während er von staatlichen Bezügen und einer bequemen Lebensweise profitiert.

Der Sprecher betont, dass die Menschen in einer Zeit der Rosen leben, in der sie leicht und bequem leben können und die Kontrolle über geduckte Leute haben. Doch trotzdem haben sie Angst vor dem Frieden und denken an ihn mit gefüllten Hosen.

Das Gedicht kritisiert die Bequemlichkeit und Selbstzufriedenheit der Menschen, die von den Vorteilen ihrer Macht und Privilegien profitieren und keine Anstrengungen unternehmen, um den Frieden zu erhalten oder eine bessere Welt zu schaffen. Der Sprecher betont, dass die goldenen, blühenden Zeiten nicht ewig währen werden und dass die Menschen ihre Verantwortung ernst nehmen und für eine bessere Zukunft arbeiten müssen.

Insgesamt kritisiert das Gedicht die Einstellung derjenigen, die den Krieg als beste Option sehen und sich in ihrer Macht und Bequemlichkeit sonnen, während sie die Ängste und Nöte derjenigen ignorieren, die unter ihrem Einfluss leiden.

Weitere Informationen

Kurt Tucholsky ist der Autor des Gedichtes „’s ist Krieg!“. Der Autor Kurt Tucholsky wurde 1890 in Berlin geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1919 zurück. In Charlottenburg ist der Text erschienen. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit oder Exilliteratur zuordnen. Tucholsky ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Wichtigen geschichtlichen Einfluss auf die Literatur der Weimarer Republik hatten der Erste Weltkrieg und die daraufhin folgende Entstehung und der Fall der Weimarer Republik. Die Neue Sachlichkeit in der Literatur der Weimarer Republik ist von distanzierter Betrachtung der Welt und Nüchternheit gekennzeichnet und politisch geprägt. Es wurde eine alltägliche Sprache verwendet um mit den Texten so viele Menschen wie möglich zu erreichen. Die Freiheit von Wort und Schrift war zwar verfassungsmäßig garantiert, doch bereits 1922 wurde nach der Ermordung von Walter Rathenau das Republikschutzgesetz erlassen, das diese Freiheit wieder einschränkte. Viele Schriftsteller litten unter dieser Zensur. Dieses Gesetz wurde in der Praxis nur gegen linke Autoren angewandt, nicht aber gegen rechte, die zum Beispiel in ihren Werken offen Gewalt verherrlichten. Das 1926 erlassene Schund- und Schmutzgesetz setze den Schriftstellern dieser Zeit noch mal verstärkt Grenzen. 1931 trat die Pressenotverordnung in Kraft, dadurch waren die Beschlagnahmung von Schriften und das Verbot von Zeitungen über mehrere Monate hinweg möglich geworden.

Als Exilliteratur wird die Literatur von Schriftstellern bezeichnet, die unfreiwillig Zuflucht im Ausland suchen müssen, weil ihre Person oder ihr Werk im Heimatland bedroht sind. Für die Flucht ins Exil geben meist politische oder religiöse Gründe den Ausschlag. Die deutsche Exilliteratur entstand in den Jahren von 1933 bis 1945 als Literatur der Gegner des Nationalsozialismus. Dabei spielten insbesondere die Bücherverbrennungen am 10. Mai 1933 und der deutsche Überfall auf die Nachbarstaaten Deutschlands 1938/39 eine ausschlaggebende Rolle. Die Exilliteratur der Literaturgeschichte Deutschlands bildet eine eigene Literaturepoche und folgt auf die Neue Sachlichkeit der Weimarer Republik. Die Exilliteratur lässt sich insbesondere an den typischen Themenschwerpunkten wie Sehnsucht nach der Heimat, Widerstand gegen Nazi-Deutschland oder Aufklärung über den Nationalsozialismus erkennen. Anders als andere Literaturepochen, die zum Beispiel bei der formalen Gestaltung (also in Sachen Metrum, Reimschema oder dem Gebrauch bestimmter rhetorischer Mittel) ganz charakteristische Merkmale aufweisen, ist die Exilliteratur nicht durch bestimmte formale Merkmale gekennzeichnet. Allerdings gab es einige neue Gattungen, die in dieser Epoche geboren wurden. Das epische Theater von Bertolt Brecht oder auch die historischen Romane waren neue literarische Textsorten. Aber auch Radioreden oder Flugblätter der Widerstandsbewegung sind hierbei als neue Textsorten erwähnenswert. Oftmals wurden die Texte auch getarnt, so dass sie trotz Zensur nach Deutschland gebracht werden konnten. Dies waren dann die sogenannten Tarnschriften.

Das Gedicht besteht aus 25 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 145 Worte. Die Gedichte „Achtundvierzig“, „All people on board!“ und „Also wat nu – ja oder ja?“ sind weitere Werke des Autors Kurt Tucholsky. Zum Autor des Gedichtes „’s ist Krieg!“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 136 Gedichte vor.

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