An Ferdinand von Sophie Albrecht

Du liebest mich!
Mir blüht die Rose wieder
In neu erwachter Gluth;
Mir tönen meines Haynes Lieder,
Mir braußt der Sturm, mir rauscht der Elbe Fluth:
Du liebest mich!
 
Ich liebe dich!
Mir lispelts durch die Bäume,
Mir rufts des Morgens Pracht,
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Und in des Lebens kleinsten Keime,
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In Dämmerung, in schwarzer Mitternacht:
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Ich liebe dich!
 
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Du liebest mich!
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Der ganzen Schöpfung Fülle
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Gehört uns beyden nur.
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Des Lebens Puls, noch jüngst so stille,
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Hüpft glühend durch die Adern der Natur:
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Du liebest mich!
 
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Ich liebe dich!
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Von deinem Arm umschlungen,
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Fühl ich unsterblich seyn;
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Von deiner Liebe Kuß durchdrungen,
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Kein Leichentuch hüllt das Entzücken ein:
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Ich liebe dich!
 
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Du liebest mich!
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Des Todes kalte Stunde
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Schmilzt unsers Herzens Gluth!
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Die Flammen in der Seelen Bunde
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Löscht nicht der Tod - nicht Lethes schwarze Fluth:
30 
Du liebest mich!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.6 KB)

Details zum Gedicht „An Ferdinand“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
30
Anzahl Wörter
138
Entstehungsjahr
1788
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An Ferdinand“ stammt von der Autorin Sophie Albrecht, die von 1757 bis 1840 lebte. Es ist daher im historischen Kontext der deutschen Spätaufklärung (oder auch der Präromantik) zu sehen.

Beim ersten Lesen drückt das Gedicht eine starke und leidenschaftliche Liebe des lyrischen Ichs für Ferdinand aus. Es gibt ein Gefühl von Intensität und einer fast überirdischen Verbindung zwischen beiden wieder, die durch die natürlichen und kosmischen Bilder verstärkt wird.

Inhaltlich konzentriert sich das Gedicht auf die Zuneigung der Sprecherin zu Ferdinand, der offenbar sowohl die Quelle ihrer Liebe als auch diejenige ihres Lebens und ihrer Lebensfreude ist. Anhand der wiederholten Aussagen „Du liebest mich!“ und „Ich liebe dich!“ können wir auf den Kern des Gedichts schließen: Es handelt von gegenseitiger Liebe und einer Bindung, die selbst über den Tod hinaus bestehen soll.

Die Form des Gedichts besteht aus fünf Strophen, jeder mit sechs Versen. Jede Strophe endet mit der sicher bekräftigten Liebe des lyrischen Ichs oder Ferdinands. Diese Wiederholung dient nicht nur als Rückversicherung, sondern auch als betonter Höhepunkt jeder Strophe. Die Sprache des Gedichts ist blumig und gefühlsgeladen, was die Herzlichkeit und den Pathos des lyrischen Ichs verstärkt. Die Natur wird durchgehend genutzt, um die Tiefe ihrer Emotionen und die Erhabenheit ihrer Beziehung zu Ferdinand zu symbolisieren.

Es ist wichtig zu bemerken, dass die leidenschaftliche Ausdrucksweise und die Tatsache, dass eine Frau ihre Gefühle so offen ausspricht, für die damalige Zeit durchaus ungewöhnlich und angreifbar waren. Die mutige und direkte Darstellung von starken weiblichen Emotionen ist ein Zeugnis von Sophie Albrechts avantgardistischer Rolle in der deutschen Literatur jener Zeit.

Weitere Informationen

Das Gedicht „An Ferdinand“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Sophie Albrecht. Geboren wurde Albrecht im Jahr 1757 in Erfurt. Im Jahr 1788 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin kann der Text den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das Gedicht besteht aus 30 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 138 Worte. Sophie Albrecht ist auch die Autorin für das Gedicht „An die Freiheit“, „Morgenlied“ und „Sehnsucht“. Zur Autorin des Gedichtes „An Ferdinand“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 12 Gedichte vor.

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