Am Jahrestag von Düppel von Theodor Fontane
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Des Frühlings erste Spitzen |
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Umsäumen Baum und Strauch, |
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Im Blau die Wolken blitzen, |
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Die Ströme blitzen auch; |
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Ein Keimen allenthalben, |
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In jedem Mauerriß, |
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Und kommen nicht heute die Schwalben, |
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So kommen sie morgen gewiß. |
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Und Frühling kam und Friede |
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Auch über den Schleswig-Strand, |
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Wo donnernd die Feuerschmiede |
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Am Düppeltage stand; |
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Und wo bei Blitz und Wolke |
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Erzitterte der Grund, |
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Ziehn Möwen in flatterndem Volke |
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Hin über den Alsen-Sund. |
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Ein Friede über den Wellen |
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Und Friede in Feld und Flur; |
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Unter all den stillen Stellen |
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Ist eine stillere nur: |
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Bei Sturmmarsch-Trommeln und -Blasen |
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Mußten sie schlafen ein, |
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Nun grünt der erste Rasen |
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Über ihren Stein. |
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Ruht sanft; in eurem Grabe |
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Sei euch die Erde leicht! |
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Des Lebens beste Habe |
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Hat euch der Tod gereicht: |
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Um Sieg und Himmel werben, |
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So war es euch beschert; |
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Ihr mußtet frühe sterben, |
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Doch war es Sterbens wert. |
Details zum Gedicht „Am Jahrestag von Düppel“
Theodor Fontane
4
32
142
1865
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Am Jahrestag von Düppel“ stammt von dem Romantiker Theodor Fontane, der von 1819 bis 1898 lebte. Die Schaffensjahre Fontanes liegen somit primär im 19. Jahrhundert, auch bekannt als das „Jahrhundert der Extreme“. Es ist das Jahrhundert, in dem sich gesellschaftliche Strukturen und Werte rasant verändert haben, auch aufgrund von zahlreichen Kriegen und Konflikten.
Das Gedicht erzeugt auf den ersten Blick eine idyllische, naturverbundene Atmosphäre. Es ist ein lyrisches Gedicht, das sich über vier Strophen erstreckt und den Wechsel von der visuell beschriebenen Natur zur erinnernden Betrachtung eines vergangenen Kampfes präsentiert.
Inhaltsbezogen handelt das Gedicht vom Aufblühen des Frühlings, der aber durch den Hintergrund eines Kriegsgeschehens stark kontrastiert wird. Das lyrische Ich beschreibt zuerst die Natur, bevor es Einsichten in den Kontrast von Natur und Krieg bietet. Der Titel des Gedichts bezieht sich auf den Jahrestag der Schlacht von Düppel während des Deutsch-Dänischen Krieges im Jahr 1864. Im Anschluss an den Krieg und die Zerstörungen bringt der Frühling friedliche Naturbilder zurück. Fontane gedenkt der Gefallenen und ihres Opfers und betont die Würde und den Wert ihres Sterbens für die Errungene.
Die Strophen des Gedichts haben eine einheitliche Form: Jede Strophe besteht aus acht Versen, die ohne Reim- oder Versmaß auskommen. An vielen Stellen ist die Sprache ganz direkt und anschaulich, beispielsweise im ersten Vers, wenn die „Frühlings erste Spitzen“ die Bäume umrahmen, oder im 20. Vers, wo von der „stillsten aller stillen Stellen“ die Rede ist, wo die Gefallenen zur Ruhe gebettet sind. Fontanes Sprache kombiniert Natursymbolik mit einer gewissen schmerzlichen Melancholie und erzeugt somit einen tiefgründigen, emotionalen Text. Die gewählte einfache und direkte Sprache ermöglicht es den Lesern, sich schnell auf den Text einzulassen und sich mit dem lyrischen Ich zu identifizieren. Durch das harmonische Zusammenspiel aus traditionellen Naturelementen und historischem Kontext schafft Fontane ein vielschichtiges und ergreifendes Gedicht.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Am Jahrestag von Düppel“ des Autors Theodor Fontane. Fontane wurde im Jahr 1819 in Neuruppin geboren. Im Jahr 1865 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Realismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Fontane handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 142 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Theodor Fontane sind „Auf der Treppe von Sanssouci“, „Ausgang“ und „Barbara Allen“. Zum Autor des Gedichtes „Am Jahrestag von Düppel“ haben wir auf abi-pur.de weitere 214 Gedichte veröffentlicht.
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