Fontane, Theodor - Effi Briest (Übung Kreatives Schreiben)

Schlagwörter:
Theodor Fontane, Brief an einen imaginären Freund, Affäre zu Major Crampas, Ehemann Innstetten, Referat, Hausaufgabe, Fontane, Theodor - Effi Briest (Übung Kreatives Schreiben)
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Referat

Übung Kreatives Schreiben

Aufgabenstellung
Schreibe als Effi einen Brief an einen imaginären Freund/in und berichte in diesem über die Affäre zu Major Crampas und Effis Verhältnis bezogen auf Ihren Liebhaber Crampas und ihren Ehemann Innstetten.


Liebe Betti,

Ich hoffe, dein Weihnachts- und Silvesterfest war, wie du es dir wünschtest. Ruhig. Du wolltest ja aufgrund deines Verlustes nicht bei uns sein. Aber ich hörte von Gieshübler, dass du immer besser mit deiner Trauer umgehen kannst. Dies erfreut mich sehr. Du, die du mir seit meiner Ankunft in Kessin immer eine liebe Freundin warst, die Einzige neben unserem lieben Apotheker. Seit du deinen Mann verloren hast, bist du genauso einsam und allein wie ich. Konntest aber dein Herz immer offen halten für mich. Offenbartest mir, dem jungen Ding von Hohen-Cremmen, deine Vergangenheit. Dein Gewissen, was dich so belastete. Nie konntest du deinem Mann sagen, was du getan hast. Ich fürchte, aber immer noch um deine Gesundheit. Es macht dich krank, aber nun muss ich dir auch mein Herz öffnen. Aber deines wird umso schwerer werden. Du hattest mich gewarnt, aber ich konnte nicht darauf hören. So einsam fühlte ich mich. Nicht einmal besuchen durfte ich dich, aber ich werde es trotzdem bald tun. Du sagtest, ich solle dir mein Herz anvertrauen, dass ich nicht mit so schweren Dingen kämpfen müsste. Dass du mir dabei helfen würdest. Nie hätte ich gedacht, dass es etwas geben würde, dass ich dir offenbaren muss. Aber nun bin ich genauso verloren wie du.

Du weißt, wir haben vom Major erzählt, wie er seine Frau behandelt und von unseren gemeinsamen Ausflügen, zuerst noch mit Geert zusammen und dann nur noch mit ihm allein und damit wuchsen auch seine Annäherungsversuche. Aber nun bin ich ihm erlegen. Ganz und gar. Ich war einfach nicht fähig mich seinem Willen zu widersetzten. An Weihnachten gab es einen Zwischenfall, ausgelöst durch den Schloon, wo ich dann meinen Schlitten mit Major Crampas teilte. Innstetten fuhr indes den Schlitten von unserem lieben Gieshübler und dem Doktor Hannemann. Als wir in den Wald fuhren, hinter den Schlitten der anderen, „klang es leis an mein Ohr, Effi, und ich hörte, dass seine Stimme zitterte. Dann nahm er meine Hand und löste meine Finger, die ich geschlossen hielt, und überdeckte sie mit heißen Küssen. Es war mir, als wandle ich eine Ohnmacht an.“

Ja, es ist passiert, wo vor du mich warntest. Ich habe mich auf Crampas eingelassen, dem Mann, auf den du dich vor Jahren eingelassen hattest. Aber das kam nie ans Licht. Das war der „Schritt vom Wege“. Welche Ironie, denn wie du weißt, spielte ich erst die Ella in dem gleichnamigen Theaterstück und Crampas übernahm die Regie. Genau wie jetzt auch. Obwohl ich damals noch versuchte mich von ihm zurückzuziehen, danach gelang es mir nicht mehr. Und meine Eitelkeit ist daran schuld. „Die Kugel war im Rollen, und was an einem Tage geschah, machte das Tun des anderen zur Notwendigkeit“. Nun treffe ich mich mit Crampas fast täglich und gehe mit ihm spazieren, egal wie die Witterung ausschaut. Du weißt, wie mein Arzt es mir verordnet hat. Roswitha und Geert muss ich dabei belügen, das ist eine Qual für mich. Auch habe ich dir doch vom Chinesen erzählt und deren Bedeutung laut Crampas „als erzieherisches Mittel“. „Einmal trat ich spät abends vor den Spiegel in meiner Schlafstube; die Lichter und Schatten flogen hin und her, und Rollo schlug draußen an, und im selben Augenblicke war es mir, als sähe mir wer über die Schulter. Aber ich besann mich rasch. Ich weiß schon, was es ist; es war nicht der. Es war was anderes…mein Gewissen…Effi, du bist verloren.“

Ich denke nicht, dass ich dir erklären muss, warum ich mich auf ihn eingelassen habe. Aber ich möchte es trotzdem tun. Denn ich bin dir Rechenschaft schuldig. Innstetten lässt mich oft allein, besonders mit meinen Sorgen und Ängsten, seine Karriere ist ihm wichtiger, aber er liebt mich trotzdem irgendwie. Er ist auch zärtlich zu mir, aber dann lässt er mich alleine in meinem Bett und geht in sein Zimmer zurück, wo er meist noch arbeitet. Was mir fehlt in unserer Ehe sind „Huldigungen, Anregungen, kleine Aufmerksamkeiten. Innstetten war lieb und gut, aber ein Liebhaber war er nicht.“ Wir lebten halbfremd nebeneinander. Und mir fehlen vertraute und zärtliche Gespräche. Wir haben nur belanglose Plaudereien. All das fand ich bei Crampas, er gab mir das, wonach ich mich sehnte. Ich suche weniger nach einer emotionalen Bindung, sondern ich sehne mich nach „Zerstreuung, immer was Neues, immer was, daß ich lachen oder weinen muß. Was ich nicht aushalten kann, ist Langeweile.“ Nur, was mir auch bei ihm fehlt ist Leidenschaft. Darum würde ich auch nie daran denken, Geert zu verlassen. Zumal ich den Major nicht liebe, aber er ist meine Flucht aus dem isolierten Leben in unserem Haus. Crampas gibt mir einfach das, wofür Innstetten keinen Sinn hat oder auch keine Zeit. Er unterstützt mich, ist hilfsbereit und hört mir zu, er erweckt meine Aufmerksamkeit immer wieder zum Beispiel durch die Geschichten über Heines Werke „Vitzliputzli“ und „Don Pedro“. Er hat gute Manieren und Humor. Aber er ist auch „gefährlich“. Aber da erzähl ich dir ja nichts Neues.

Oft war es mir hier in Kessin langweilig, ich brauchte Abwechslung, einen Reiz. Genauso sieht der Major das Leben. Ihm sind „alle Gesetzlichkeiten langweilig“. Und „ohne Leichtsinn ist das ganze Leben keinen Schuss Pulver wert“. Crampas, Gieshübler und du meine engste Freundin halfen mir aus der Vereinsamung heraus. Ich weiß nicht, was ist, wenn Geert aus Berlin zurückkehrt. Er schöpft immer öfter Verdacht, äußert ihn aber nie direkt. Aber jedes Mal, wenn ich ihn belügen muss, schürt es mir das Herz zu und die Schamesröte steigt mir ins Gesicht. Ich bin der Belastung nicht auf Dauer gewachsen. Ich mache mir Sorgen, weil Geert ein „Mann von Grundsätzen“ ist und ich habe keine. Innstetten ist ein Ausbund von Pflichtbewusstsein und Korrektheit und ich nicht. Nun, meine liebste Freundin, bitte ich dich mir zu verzeihen, dass ich deinen Rat nicht befolgt habe. Aber du kannst mich am besten verstehen. Vielleicht auch nur du. Ich komme in ein paar Tagen zu dir. Klage mich nicht an. Gleich gehe ich wieder zu den Dünen, vorbei am Kirchhof und zum Wald hinunter. Mein Herz wird wieder schwer.


Deine Effi.

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