An meinem Fünfundsiebzigsten von Theodor Fontane

Hundert Briefe sind angekommen,
Ich war vor Freude wie benommen,
Nur etwas verwundert über die Namen
Und über die Plätze, woher sie kamen.
 
Ich dachte, von Eitelkeit eingesungen:
Du bist der Mann der „Wanderungen“,
Du bist der Mann der märk’schen Gedichte,
Du bist der Mann der märk’schen Geschichte,
Du bist der Mann des alten Fritzen
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Und derer, die mit ihm bei Tafel sitzen,
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Einige plaudernd, andre stumm,
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Erst in Sanssouci, dann in Elysium;
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Du bist der Mann der Jagow und Lochow,
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Der Stechow und Bredow, der Quitzow und Rochow,
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Du kanntest keine größeren Meriten,
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Als die von Schwerin und vom alten Zieten,
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Du fandst in der Welt nichts so zu rühmen,
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Als Oppen und Groeben und Kracht und Thümen;
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An der Schlachten und meiner Begeisterung Spitze
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Marschierten die Pfuels und Itzenplitze,
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Marschierten aus Uckermark, Havelland, Barnim,
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Die Ribbecks und Kattes, die Bülow und Arnim,
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Marschierten die Treskows und Schlieffen und Schlieben –
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Und über alle hab’ ich geschrieben.
 
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Aber die zum Jubeltag kamen,
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Das waren doch sehr, sehr andre Namen,
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Auch „sans peur et reproche“, ohne Furcht und Tadel,
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Aber fast schon von prähistorischem Adel:
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Die auf „berg“ und auf „heim“ sind gar nicht zu fassen,
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Sie stürmen ein in ganzen Massen,
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Meyers kommen in Bataillonen,
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Auch Pollacks und die noch östlicher wohnen;
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Abram, Isack, Israel,
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Alle Patriarchen sind zur Stell’,
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Stellen mich freundlich an ihre Spitze,
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Was sollen mir da noch die Itzenplitze!
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Jedem bin ich was gewesen,
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Alle haben sie mich gelesen,
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Alle kannten mich lange schon,
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Und das ist die Hauptsache ..., „kommen Sie, Cohn“.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „An meinem Fünfundsiebzigsten“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
258
Entstehungsjahr
1894
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „An meinem Fünfundsiebzigsten“ ist von Theodor Fontane und stammt aus dem Jahr 1894. Fontane, ein bedeutender deutscher Schriftsteller des Realismus, war bekannt für seine Romane, Balladen und Gedichte und lebte von 1819 bis 1898.

Im Gedicht reflektiert Fontane auf humorvolle und selbstironische Weise über sein Alter, seine Reputation und das hohe Alter, das er erreicht hat. Der Titel „An meinem Fünfundsiebzigsten“ bezieht sich offensichtlich auf seinen 75. Geburtstag und das Gedicht erzählt von den vielen Briefen und Glückwünschen, die er zu diesem Anlass erhalten hat.

Fontane reflektiert in dem Gedicht über seinen Bekanntheitsgrad, seine Arbeit und den Einfluss, den diese auf seine Leser hatten. Er denkt über seine ehemaligen Heldinnen und Helden nach, die er geliebt und über die er geschrieben hat.

Im Gedicht werden viele Orte, Personen und Geschichten erwähnt, die Fontane in seinem Schaffen geprägt haben. Er zeigt dabei eine gesunde Dosis Selbstironie und Humor ganz im Zeichen des Fontane'schen Stils.

In diesem Gedicht verwendet Fontane eine freie Versform ohne festgelegtes Reimschema, was typisch für viele seiner Gedichte ist. Die Sprache ist einfach und zugänglich, was Fontane's Anspruch widerspiegelt, Literatur für alle zugänglich zu machen.

Zwischen den Zeilen lässt sich eine tiefere Bedeutung herauslesen. Fontane zeigt eine gewisse Melancholie, und doch auch Zufriedenheit, wenn er auf sein langes, erfülltes Leben zurückblickt. Er nimmt die Briefe und Glückwünsche als Zeichen der Anerkennung für seine Arbeit, und dieses Gefühl des Stolzes wird durch das gesamte Gedicht hindurch spürbar.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Fontane in diesem Gedicht auf ironische, humorvolle und doch tiefsinnige Weise über sein Wirken und Alter reflektiert. Das Gedicht bietet einen interessanten Einblick in seine Gedankenwelt und ist ein gutes Beispiel für seinen unverwechselbaren Stil und seine Haltung zur Welt.

Weitere Informationen

Theodor Fontane ist der Autor des Gedichtes „An meinem Fünfundsiebzigsten“. Geboren wurde Fontane im Jahr 1819 in Neuruppin. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1894 zurück. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Realismus zu. Der Schriftsteller Fontane ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 258 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 40 Versen. Theodor Fontane ist auch der Autor für Gedichte wie „An Lischen“, „An Marie“ und „Auf der Treppe von Sanssouci“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An meinem Fünfundsiebzigsten“ weitere 214 Gedichte vor.

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