Neueste Väterweisheit von Theodor Fontane

Zieh nun also in die Welt,
Tue beharrlich, was dir gefällt,
Werde keiner Gefühle Beute,
Meide sorglich arme Leute,
Werde kein gelehrter Klauber,
Wissenschaft ist fauler Zauber,
Sei für Rothschild statt für Ranke,
Nimm den Main und laß die Panke,
Nimm den Butt und laß die Flunder,
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Geld ist Glück, und Kunst ist Plunder,
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Vorwärts auf der schlechtsten Kragge,
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Wenn nur unter großer Flagge.
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Pred'ge Tugend, pred'ge Sitte,
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Millionär ist dann das dritte,
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Quäl dich nicht mit »wohlerzogen«.
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Vorwärts mit den Ellenbogen,
17 
Und zeig jedem jeden Falles:
18 
»Du bist nichts, und ich bin alles.«
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Neueste Väterweisheit“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
94
Entstehungsjahr
1819 - 1898
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Neueste Väterweisheit“ stammt von Theodor Fontane, einem deutschen Schriftsteller und Dichter des Realismus, der von 1819 bis 1898 lebte.

Auf den ersten Blick scheint das Gedicht ein Ratschlag eines Vaters an sein Kind zu sein, der ins Erwachsenenalter tritt und sich in der Welt behaupten muss. Doch das Gedicht lässt eine ironische Distanz erahnen. Der vermeintliche Rat gibt eher eine Gesellschaftskritik wider und kann als Spiegelbild der sozialen Verhältnisse im 19. Jahrhundert gesehen werden.

Der Inhalt des Gedichts ist eine Aufforderung, dem Ruf des Geldes und Status zu folgen und dabei die Empathie, Bildung und Kunst beiseite zu lassen. Die Aussage des lyrischen Ich scheint zu sein, dass man in der Gesellschaft erfolgreich ist, wenn man egoistisch handelt und alleine das Geld und der Machterwerb im Vordergrund stehen. Diese Haltung wird in der letzten Zeile des Gedichts „Du bist nichts, und ich bin alles“ verdeutlicht.

Die Form des Gedichts ist klassisch und strukturiert mit 18 Versen, die in gereimten Paaren geordnet sind. Die Sprache ist direkte und einfach, mit klaren, konkreten Anweisungen und Metaphern wie „Nimm den Main und laß die Panke“, was den Main als Symbol für Reichtum und die Panke als Symbol für Armut darstellt.

Obwohl der Ton des Gedichts streng und autoritär erscheint, ist er in Wahrheit ironisch und kritisch gegenüber der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts, in der materieller Erfolg oft über moralische Werte gestellt wurde. Fontane macht diese Kritik, indem er eine Reihe von Ratschlägen gibt, die eher als Warnungen denn als ernstgemeinte Anweisungen zu verstehen sind. Dabei spielt er auf die Verzerrungen und Ungerechtigkeiten einer Gesellschaft an, die dem Streben nach Reichtum und Macht Vorrang vor den Idealen von Bildung und moralischen Werten einräumt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Neueste Väterweisheit“ ist Theodor Fontane. Der Autor Theodor Fontane wurde 1819 in Neuruppin geboren. Zwischen den Jahren 1835 und 1898 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Realismus zu. Bei dem Schriftsteller Fontane handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 94 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 18 Versen mit nur einer Strophe. Die Gedichte „Aber es bleibt auf dem alten Fleck“, „Afrikareisender“ und „Alles still!“ sind weitere Werke des Autors Theodor Fontane. Zum Autor des Gedichtes „Neueste Väterweisheit“ haben wir auf abi-pur.de weitere 214 Gedichte veröffentlicht.

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