Berliner Landwehr bei Langensalza von Theodor Fontane

Berliner Landwehr, Gewehr in Hand,
Steht bei Langensalza im Sonnenbrand,
Ein Staub, eine Hitze, es perlt der Schweiß,
Berliner Landwehr, wird dir's zu heiß?
»Is nich!«
 
Die Hannoveraner sprengen heran,
Zweitausend gegen achthundert Mann,
Zweitausend Reiter sprengen her:
Ergib dich, Landwehr, streck das Gewehr!
10 
»Is nich!«
 
11 
Zweitausend Reiter haben gesiegt,
12 
Was hilft's, Hannover unterliegt.
13 
»Trink mit, Kamerad, aus meinem Glas!«
14 
»Wir dachten, ihr trügt uns einen Haß!«
15 
»Is nich!«
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Berliner Landwehr bei Langensalza“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
15
Anzahl Wörter
69
Entstehungsjahr
1866
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Berliner Landwehr bei Langensalza“ wurde von Theodor Fontane verfasst, einem der bedeutendsten Vertreter des Realismus in Deutschland, der von 1819 bis 1898 lebte. Die kurze Ballade erzählt von einem militärischen Vorfall während des preußisch-österreichischen Krieges im Jahr 1866.

Auf den ersten Blick fällt die einfache, direkte und kampfbetonte Sprache auf, die durch einen schlichten, volkstümlichen Ton geprägt ist. Das Gedicht erzeugt einen Eindruck von Tapferkeit, Standhaftigkeit, aber auch Kameradschaft zwischen Soldaten.

Inhaltlich geht es um eine Szene aus der Schlacht bei Langensalza, in der die Berliner Landwehr trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit und großer Hitze standhaft bleibt gegenüber den angreifenden Hannoveranern. Trotz der letztendlichen Niederlage der Hannoveraner lässt das Gedicht eine Versöhnung der Gegner durch den Akt des toastenden Berliner Soldaten durchscheinen. Der immer wiederkehrende Berliner Ausspruch „Is nich!“ unterstreicht die Zähigkeit des lyrischen Ich.

Das Gedicht ist in drei Strophen mit jeweils fünf Versen unterteilt, was es recht übersichtlich und leicht verständlich macht. Seine sehr direkte, snappy und präzise Sprache erzeugt ein lebendiges, fast kinematographisches Bild von dem beschriebenen Geschehnis und betont gleichzeitig die Standhaftigkeit und Entschlossenheit der Berliner Landwehr.

Die sprachliche Gestaltung durch zahlreiche Ausrufe, die knappe Redeart sowie der Einsatz einer Umgangssprache, vor allem im abschließenden „Is nich!“, erzeugt eine eindringliche, fast dramatische Stimmung. Dies verdeutlicht die Intensität des militärischen Konflikts, aber auch den Mut und den Kampfgeist der Berliner Soldaten.

Der Bruch am Ende mit der freundlichen Geste des Trinkspruchs wirkungsvoll: Es zeigt ein unerwartetes Maß an Menschlichkeit und bietet einen versöhnlichen Abschluss, obwohl der Kontext ein militärischer Kampf ist. Zugleich setzt Fontane so einen Kontrapunkt zur vorherrschenden Nationalismus- und Patriotismus-Debatte seiner Epoche, indem er das Miteinander und den Zusammenhalt unter Soldaten hervorhebt.

Weitere Informationen

Theodor Fontane ist der Autor des Gedichtes „Berliner Landwehr bei Langensalza“. Im Jahr 1819 wurde Fontane in Neuruppin geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1866. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Fontane ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 15 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 69 Worte. Theodor Fontane ist auch der Autor für Gedichte wie „Auf der Treppe von Sanssouci“, „Ausgang“ und „Barbara Allen“. Zum Autor des Gedichtes „Berliner Landwehr bei Langensalza“ haben wir auf abi-pur.de weitere 214 Gedichte veröffentlicht.

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