Ein Winterabend von Georg Trakl
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Wenn der Schnee ans Fenster fällt, |
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Lang die Abendglocke läutet, |
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Vielen ist der Tisch bereitet |
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Und das Haus ist wohlbestellt. |
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Mancher auf der Wanderschaft |
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Kommt ans Tor auf dunklen Pfaden. |
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Golden blüht der Baum der Gnaden |
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Aus der Erde kühlem Saft. |
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Wanderer tritt still herein; |
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Schmerz versteinert die Schwelle. |
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Da erglänzt in reiner Helle |
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Auf dem Tische Brot und Wein. |
Details zum Gedicht „Ein Winterabend“
Georg Trakl
3
12
60
1887 - 1914
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Ein Winterabend“ wurde von Georg Trakl, einem österreichischen Lyriker, der von 1887 bis 1914 lebte, verfasst. Er gehört zur Epoche des Expressionismus, einer Kunstströmung, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aktiv war und von einer intensiven und oftmals düsteren Darstellung innerer und äußerer Realitäten geprägt war.
Der erste Eindruck des Gedichts vermittelt eine melancholische und nachdenkliche Atmosphäre, die durch die Beschreibung eines schneereichen Winterabends verstärkt wird. Es ist ein stilles, fast meditatives Bild, das der Autor zeichnet.
Das Gedicht erzählt die Geschichte eines Wanderers, der an einem kalten Winterabend in einem Haus eintrifft. Die erste Strophe beschreibt die friedliche Stimmung im Haus, während draußen der Schnee fällt und die Abendglocke läutet. In der zweiten Strophe kommt der Wanderer auf seinen dunklen Pfaden ans Tor des Hauses. Der „Baum der Gnaden“, der golden blüht, könnte ein Symbol der Hoffnung und Erlösung für den wandernden Fremden sein. Die dritte und letzte Strophe beschreibt den Eintritt des Wanderers ins Haus, wo Brot und Wein auf dem Tisch bereitliegen, ein Zeichen der Gastfreundschaft und Nächstenliebe.
Die Sprache des Gedichts ist einfach und klar, aber gleichzeitig sehr bildhaft und voller Symbolik. Der gesamte Text ist in einem wohlklingenden Versmaß geschrieben, das die Melancholie und die friedvolle Stimmung, die das Gedicht ausstrahlt, unterstreicht.
Formal besteht das Gedicht aus drei vierzeiligen Strophen, also einem klassischen Kreuzreim. Die Strophen sind klar und übersichtlich strukturiert, was dazu beiträgt, die ruhige und besinnliche Stimmung des Gedichts zu unterstreichen. Trakl bedient sich in diesem Gedicht einer schlichten, aber eindringlichen Sprache, die mit wenigen Worten eine intensive emotionale Wirkung erzielt. In dem Gedicht lassen sich die zentralen Motive des Expressionismus finden: die Sehnsucht nach Schutz und Geborgenheit, das Unterwegssein und die Hoffnung auf Beständigkeit.
Weitere Informationen
Georg Trakl ist der Autor des Gedichtes „Ein Winterabend“. Trakl wurde im Jahr 1887 in Salzburg geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1903 und 1914. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Expressionismus zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Trakl handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 60 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Georg Trakl sind „Die Ratten“, „Die junge Magd“ und „Die schöne Stadt“. Zum Autor des Gedichtes „Ein Winterabend“ haben wir auf abi-pur.de weitere 60 Gedichte veröffentlicht.
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