An Denis von Johann Baptist Alxinger

Du edler Mann, und schallt’ im Vaterlande
Auch nicht ein einzig Lied von dir,
Und sähst du nicht das Reich der Wissenschaften
Mit einem Blicke durch:
 
Und hättest du die Lehrer jedes Alters,
Dir Weisen jedes Volks auch nicht,
Sie all umglänzt mit Ruhm, in hellen Reihen
Vor uns vorbeygeführt:
 
Und tönete der Nachhall deines Ruhmes
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Nicht bis zumn fernsten Norden hin,
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Mein Denis! doch nicht minder würd' ich ehren,
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Nicht minder lieben dich.
 
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Denn was ist Macht des Liebs, weitkreisend Wissen,
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Und dringen in der Dinge Mark?
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Ein zweifelhaft Geschenk, deß Werth und Unwerth
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Stets unser Herz bestimmt.
 
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Ein Herz, wie deines, Freund, das immer offen
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Für jedes himmlische Gefühl,
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Sich selber gleich bleibt, nie durch niedre Wünsche
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Sich abgewürdigt hat;
 
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Das dich ermahnt, dein Wissen unterm Schleyer
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Der lächelnden Bescheidenheit
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Zu bergen, leichter Ansprach’ heitrer Blicke,
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Und frohen Muths zu seyn;
 
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Das eiferend für Gott, und Recht und Tugend,
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Doch duldsam auch und nachsichtsvoll
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Den Irrenden nicht richtet, jedem Edlen
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Sich mittheilt brüderlich,
 
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Sich gern ergießt, wenn rings die Heldenjugend
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Um dich versammelt horcht, und du
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Hold, wie ihr Schutzgeist stehst, und freundlichlispelnd
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In ihre Seelen sprichst.
 
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Ja so ein Herz, erhöht durch Geistesgaben
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Und ausgegossen in ein Lied,
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Lockt nach Jahrhunderten noch Dankeszähren
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In eines Frommen Aug.
 
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Dein Alxinger, o wie wird er vergessen
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Des Wonnetags, als er zuerst
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Dein holdes Antlitz sah, doch noch nicht wagte
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Zu weiden sich daran;
 
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Halbstammelnd, Haupt und Blick gesenkt zur Erde,
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Ein unbekannter Jüngling stand,
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Und du ihn Dichter grüßtest, ihm die Rechte
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Mt sanften Blicken bothst;
 
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Da kehrte feine Schüchternheit in Freude,
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Und sanft hub seine Seele sich.
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So wie, beglänzt von milder Abendsonne,
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Das Haupt ein Veilchen hebt.
 
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Freund, nimm dies Herz, von Laster unbeflecket,
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Für deine Huld ein kleiner Lohn!
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Nimm dieses Lied, zum Denkmal bey dem Enkel,
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Daß ich dich ganz gekannt.
 
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Doch würden ja (zwo heisse Thränen fallen
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Bey dem Gedanken auf mein Spiel)
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Und würden alle Töne dieses Spieles
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Vom Sturm der Zeit verweht,
 
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So sey mein Trost, daß unter deinen Freunden
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Auch ich genennet, daß mein Grab,
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Obgleich schon längst mit ernstem Moss bewachsen,
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Nicht ganz vergessen sey,
 
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Und einst darauf der fromme Pilger rastend
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Mir flüstre seinen Wunsch hinab:
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„O ruhe sanft, du warst der Bessern Einer,
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„Denn Denis liebte dich.“
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „An Denis“

Anzahl Strophen
16
Anzahl Verse
64
Anzahl Wörter
379
Entstehungsjahr
1780
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An Denis“ wurde von dem österreichischen Dichter Johann Baptist Alxinger geschrieben. Alxinger lebte von 1755 bis 1797, was bedeutet, dass dieses Gedicht in der Epoche der Aufklärung entstand.

Auf den ersten Blick erscheint dieses Gedicht als Huldigung an eine bestimmte Person namens Denis, die sich durch Bildung, Bescheidenheit, Tugend und ein offenes Herz auszeichnet. Alxinger drückt eine tiefe Bewunderung für Denis aus und bezeichnet ihn als einen Freund.

Inhaltlich beschreibt Alxinger in den ersten acht Strophen Denis' Charaktereigenschaften, seinen Ruhm und seine Weisheit. Weiters unterstreicht er, dass er Denis lieben und ehren würde, selbst wenn diese Attribute nicht vorhanden wären. Dabei scheint es Alxinger vor allem die innere Güte und Rechtschaffenheit von Denis' Charakter zu sein, die seine Hochachtung weckt. Alxinger würdigt Denis' bescheidene Natur, sein Eifer für Gerechtigkeit und Tugend, und seine wohlwollende Großzügigkeit.

In den Versen 33 bis 44 erinnert Alxinger an ihre erste Begegnung, in der Denis ihn ermutigt und als Dichter erkannt hat. Diese Anerkennung scheint eine starke Wirkung auf Alxinger gehabt zu haben und ist ein wichtiger Teil ihrer Freundschaft.

Die Schlussstrophen sind eine Art Abschiedsgeschenk an Denis. Alxinger hinterlässt ihm ein Lied als „Denkmal“ und drückt die Hoffnung aus, das sein Name andauernd im Gedächtnis bleiben wird.

Betrachtet man die Form und Sprache des Gedichts, so fällt auf, dass es aus 16 Strophen besteht, jede davon mit vier Versen. Diese Regelmäßigkeit und Ordnung könnte die Tiefe und Beständigkeit von Alxingers Achtung für Denis widerspiegeln. Die Sprache ist erhaben und würdevoll, voller Bewunderung, aber auch voller liebevoller Zuneigung. Vor allem in den Versen, in denen Alxinger von Denis' Ehrlichkeit, Weisheit und Großzügigkeit spricht, wird seine hohe Wertschätzung für diese Qualitäten deutlich.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieses Gedicht ein leidenschaftlicher Ausdruck von Freundschaft und gegenseitiger Achtung ist. Alxinger präsentiert Denis als einen Mann von großer Geistigkeit, Güte und Tugend und betont die Tiefe seiner Zuneigung zu ihrem Freund.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „An Denis“ ist Johann Baptist Alxinger. Alxinger wurde im Jahr 1755 in Wien geboren. Im Jahr 1780 ist das Gedicht entstanden. Halle ist der Erscheinungsort des Textes. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit oder Sturm & Drang zuordnen. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das 379 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 64 Versen mit insgesamt 16 Strophen. Der Dichter Johann Baptist Alxinger ist auch der Autor für Gedichte wie „An Herrn Hofrath von Greiner“, „Haschka an mich“ und „Meine Prüfung, an Haschka“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An Denis“ weitere 23 Gedichte vor.

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